Ebenso spektakulär wie dieser Aufstieg stellt sich sein Programm im Konzerthaus Berlin dar. Mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra interpretiert er Dmitri Schostakowitschs fulminante »Leningrader« Sinfonie. Deutscher Russlandfeldzug und dreijährige Blockade seiner Heimatstadt stürzten den Komponisten zur Entstehungszeit in eine fieberhafte Stimmung. Er komponierte ein patriotisches und zugleich kriegskritisches Werk, dessen vom Rundfunk übertragende Uraufführung am 5. März 1942 einem Staatsappell glich. Die »Kriegssinfonie« gelangte zugleich ins alliierte Ausland und erlebte durch Arturo Toscanini in New York und anderen Spielstätten großartige Darbietungen. Das Werk erzählt die Geschichte der Befreiung; in Schostakowitsch Worten »den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, der Weisheit über den Wahnsinn, der Menschlichkeit über die Tyrannei«. Der Friede brachte dem Komponisten allerdings kaum Erlösung: Nun wurde er vom eigenen Regime tyrannisiert.
Der russische Abend nimmt im Moskau des Jahres 1892 seinen Anfang. Dort beeindruckte der seinerzeit 19-jährige Pianist Sergej Rachmaninow mit seinem ersten Klavierkonzert. Gemessen an der spätromantischen Tradition wirkt das Stück geradezu frisch, straff und konzentriert. Schnörkellos und klug auch die Themenfindung - ein Hinweis auf die große Zukunft des Russen. Die Erwartungen erfüllte Rachmaninow bekanntlich mit seinen späteren, ausladenden Klavierkonzerten. Doch das Jugendwerk ist eine Wiederbegegnung wert. Gespielt wird es von dem - ebenfalls recht jungen - mazedonischen Pianisten Simon Trpceski. Die britische Times pries ihn unlängst als »pianistisches Talent unter Tausend«. Trotz des Zungenbrechers sollte man sich diesen Namen merken!
Netherlands Radio Philharmonic Orchestra
Jaap van Zweden
Simon Trpceski Klavier
Sergej Rachmaninow Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 fis-Moll op. 1
Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 (»Leningrader«)