Kaum etwas schreitet so rasant voran wie die Digitalisierung. Schnell ist man versucht, die Veränderungen, die mit diesem Fortschritt einhergehen, als ausschließlich positiv zu sehen. Schließlich nehmen praktische Apps und vernetzte Anwendungen den Menschen Arbeit ab, planen, erinnern sie an wichtige Dinge, automatisieren ihren Alltag und machen das Leben angenehmer. Und das natürlich auch im Auto: Kaum mehr wegzudenken aus dem Fahrzeug sind Fahrerassistenzsysteme, Navigationsgeräte, Infotainment-Module und Ähnliches. Darüber hinaus werden Daten zur Fahrzeugtechnik gesammelt, die vom Autobauer, der Vertragswerkstatt über freie Servicebetriebe bis hin zu Fahrzeugüberwachungsorganisationen ausgelesen werden können; dazu zählen zum Beispiel Daten, die bei der Abgasuntersuchung im Rahmen der HU geprüft werden, oder Fehlercodes, die beim Werkstattbesuch relevant sind.
Umfangreiche Datensammlung ohne Kenntnis des Autofahrers
Zusätzlich werden aber auch Daten erfasst, die sämtliche Facetten rund um Fahrer und Fahrzeug betreffen: Das reicht von unterschiedlichen Einstellungen des Fahrersitzes (und damit Schlussfolgerungen über die Anzahl der Personen, die das Auto nutzt) über Geschwindigkeiten, Airbags, Fahrzeiten auf Autobahnen oder in Ortschaften, dem jeweiligen Standort des Fahrzeugs oder der Übertragung von Handy-Kontakten bis hin zu allem, was mit dem Infotainment-System zu tun hat – so gut wie alles ist also möglich. „Die Fahrzeugbesitzer sind sich oftmals gar nicht der Tatsache bewusst, dass sie allein durch die Benutzung ihres eigenen Fahrzeugs dem Autobauer zahlreiche Daten zur Verfügung stellen. Fast niemand weiß, in welchem Ausmaß dies geschieht und welche Art Daten überhaupt gesammelt wird“, warnen die Sicherheitsexperten des Automobilclub KRAFTFAHRER-SCHUTZ e.V. (KS).
Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten, das ist klar. Was aber kritisch zu hinterfragen ist, sind gleichwohl ihre Rahmenbedingungen. So wirft die Erhebung wie auch Speicherung der Daten in einem Auto, das digital vernetzt ist, zahlreiche Fragen auf: In welcher Form und wo werden diese Daten gespeichert? Was passiert mit den Daten? Wer erhält Zugriff auf welche Daten? Wie sind die Daten vor unerlaubten Zugriffen Dritter geschützt? Genau hier liegt auch eine der Hauptherausforderungen: Nicht nur weiß der Autobesitzer oftmals nichts davon, er hat zudem weder die Kontrolle darüber zu bestimmen, was mit seinen personenbezogenen Daten geschieht, noch die Chance, diese Daten zu schützen.
Mehr Kontrolle für die Autofahrer
In der Regel laufen die Daten heute auf den Servern der Autobauer ein. Wie diese verwertet werden, ist jedoch oft nicht klar. Auch ist die Sicherheit der Daten für den Autofahrer nicht ersichtlich, etwa was Hackerangriffe oder die Weitergabe der Daten an Dritte betrifft. „Hier sehen wir den Gesetzgeber in der Pflicht, verbindliche Regelungen zu schaffen, die die Datensicherheit und Privatsphäre des Autobesitzers bzw. -fahrers in den Mittelpunkt stellen“, fordert der KRAFTFAHRER-SCHUTZ e.V. (KS). Des Weiteren ist es nach Ansicht von Deutschlands drittgrößtem Automobilclub unerlässlich, dass die Autofahrer die Kontrolle über ihre Daten haben. Sie müssten selbst bestimmen können, welche Daten erfasst und weitergegeben dürfen werden und welche nicht. Und vor allem dürften diese Datentransfers nicht im Verborgenen ablaufen. Vielmehr sollte jeder auf einfache Weise nachvollziehen können, wann welche Daten erhoben werden und welche Konsequenzen daraus resultieren.