Wer an Emotionen im Straßenverkehr denkt, dem fallen wahrscheinlich zunächst Frust und Aggression ein: Beispielsweise wenn der Einparkende vor einem eine gefühlte Ewigkeit benötigt, um in die ausreichend große Parklücke zu manövrieren, dabei die ganze Fahrspur blockiert, man selbst jedoch pünktlich beim Termin erscheinen muss – schnell ist man dann genervt oder frustriert. Wenn sich auf der Autobahn von hinten per Lichthupe ein Raser ankündigt, der langsamere Fahrzeuge von der Spur abdrängt, geht man automatisch davon aus, dass der Fahrer äußerst aggressiv eingestellt ist.
Genauso spielen aber auch die anderen Emotionen eine Rolle im Straßenverkehr. Euphorie und Freude führen genauso wie Kummer oder Trauer oft zu verringerter Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr, da man gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt ist. Furcht und Angst hingegen können etwa bei Fahranfängern oder in ungewöhnlichen Stresssituationen einen lähmenden Einfluss auf den Fahrer haben – als Folge reagiert man unter Umständen zu spät. Zorn, Wut oder auch Kränkung führen oft zu einer aggressiveren, unbedachteren und impulsiveren Fahrweise und erhöhen so ihrerseits das Risiko eines Unfalls. Dabei gilt: Je intensiver die Emotionen sind, desto gefährlicher können diese im Straßenverkehr werden, da sie den Fahrer nicht mehr besonnen und souverän handeln lassen.
Weniger emotionsgeladen durch den Straßenverkehr
Was hier hilft, ist, sich weniger emotionsgeladen hinter das Steuer zu setzen. „Das ist aber vor allem in der Praxis natürlich leichter gesagt als getan“, so die Verkehrssicherheitsexperten des KRAFTFAHRER-SCHUTZ e.V. (KS). „Hier hilft ein gesundes Maß an Selbstreflexion und Rücksichtnahme – sowohl vor Fahrtantritt als auch während einer Autofahrt.“ So ist es zum Beispiel sinnvoll, sich bewusst zu machen, in welchen Situationen man selbst übermäßig emotional reagiert. Wer also beispielsweise grundsätzlich unter Zeitdruck emotional reagiert, sollte ausreichend Puffer einplanen, um pünktlich ans Ziel zu gelangen. Genauso wichtig ist es, sich in die anderen Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen und bestimmte Situationen nicht voreilig falsch zu interpretieren. Wenn ein anderer Fahrer beispielsweise im letzten Moment vor der Ampel die Spur wechselt, muss dieser nicht ein Drängler sein, sondern er kann schlichtweg ortsunkundig sein. Wer in solchen Situationen Ruhe bewahrt und sich nicht provozieren lässt, macht den Straßenverkehr ein Stück sicherer. Näher mit dem Thema, wie sich Emotionen auf das menschliche Verhalten im Straßenverkehr auswirken, beschäftigt sich das Projekt „Risiko-Check Emotionen im Straßenverkehr“ des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in Kooperation mit den Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Auf der Website www.risiko-check-emotionen.de gibt es zahlreiche Tipps, wie man gefährliche Situationen rasch erkennen und verantwortungsbewusst handeln kann. Darüber hinaus finden sich dort Seminarunterlagen zum Download für Betriebe, Schulen und Fahrschulen.