Homeoffice nennt sich das. Und ist nur ein Beispiel dafür, wie die Kreisverwaltung als Arbeitgeber den Beschäftigten entgegenkommt, etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Es ist aus meiner Sicht wichtig, flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, wir wollen doch unsere gut ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten. Für die Verwaltung und natürlich für die Region“, betont Landrat Manfred Görig (SPD). Fachkräftesicherung ist das Schlagwort. Konkret bedeutet es: „Wir schaffen viele Möglichkeiten, um zu gewährleisten, dass sich unsere Beschäftigten um die Kindererziehung oder um die Pflege ihrer Angehörigen kümmern können, ohne ihren Beruf für diese Zeit aufgeben zu müssen. Es gibt bei uns gut 70 verschiedene Teilzeit-Modelle für die Leute, die ihre Stunden reduzieren, um für die Familie da sein zu können“, sagt der Landrat.
„Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Berufs- und Familienleben in Einklang bringen können, um so ihr Potenzial optimal ausschöpfen zu können“, ergänzt Ulrich Schäfer, der Leiter des Haupt- und Personalamtes.
Matthias Röse kann genau das, dank seines Homeoffice-Tages kann er Familie und Beruf unter einen Hut bringen – und das weiterhin in Vollzeit. Denn jeden Dienstag arbeitet er von zu Hause aus, damit die achtjährige Tochter und der zwei Jahre jüngere Sohn nicht alleine sind. „Meine Frau ist dienstags länger im Büro“, schildert er den Hintergrund. Bei der Kinderbetreuung musste daher die ganze Familie einspringen. „Die Zeit musste immer irgendwie überbrückt werden.“ Bis vor einem Jahr. Da kam Röse die Idee mit dem Telearbeitsplatz zu Hause. Erst einmal gab es eine dreimonatige Testphase, „die war in Ordnung“, das Modell wurde auf ein Jahr ausgelegt, mittlerweile ist es auf zwei weitere Jahre verlängert.
Wie genau sieht denn nun so ein Arbeitstag in Ruhlkirchen aus? Matthias Röse hat einen sogenannten Token, damit hat er am heimischen Computer Zugriff auf alle Programme und Laufwerke seines Dienst-Rechners, kann also „ganz normal“ seiner Arbeit nachgehen. Sobald die Kinder in der Schule sind, loggt er sich ins System ein, mittags dann macht er eine längere Pause, um mit Tochter und Sohn gemeinsam zu essen, dann geht es wieder ins Arbeitszimmer. „Die Kinder beschäftigen sich alleine, lenken mich nicht von der Arbeit ab. Es geht einzig und allein darum, dass sie nicht alleine im Haus sind. Dafür sind sie noch zu jung“, betont Matthias Röse. Mittlerweile weiß er den Tag zu Hause sogar richtig zu schätzen. „Ich habe hier absolute Ruhe, wenn es um besonders komplizierte Ausschreibungen geht, dann plane ich sie sogar extra für den Homeoffice-Tag ein“, erzählt der Familienvater.
Völlig klar ist: Nicht alle in der Verwaltung können von zu Hause aus arbeiten. „Die dienstlichen Belange haben selbstverständlich immer Vorrang“, sagen Christa Wiese, die Leiterin des Personalwesens, und Frauenbeauftragte Conny-Hentz-Döring übereinstimmend. Es gibt ganz viele Beschäftigte, die müssen ganz einfach präsent sein. Gerade dann, wenn es um Kundenkontakt geht. „Beratungsgespräche müssen in der Verwaltung stattfinden, die kann man nicht in den eigenen vier Wänden führen“, verdeutlicht Hentz-Döring.
Möglichkeiten gibt es eher in dem Bereich ohne Kundenkontakt. In dem ist Christine Krug tätig, sie kümmert sich in der Finanzabteilung um das verwaltungsinterne Rechnungswesen. „Zu mir kommen keine Kunden, niemand musste auf einen Bescheid warten, weil ich meine Stunden reduzieren musste“, macht die Alsfelderin deutlich. Vor fünf Jahren war das. Damals erkrankte der Vater plötzlich Im Urlaub. Schnell und flexibel musste reagiert werden. „Es lief alles super. Meine Amtsleiterin hatte sofort Verständnis für meine Situation“, erinnert sich Christine Krug. Bis heute ist der Vater in seiner Mobilität eingeschränkt, wird von seiner Frau gepflegt, aber auch Tochter Christine muss oft einspringen. Schon sehr häufig hat sie den Vater bei Arztbesuchen begleitet, ihn ins Krankenhaus gefahren und die Mutter bei der Pflege unterstützt.
Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen, das ist nicht einfach, weiß die Alsfelderin. „Ohne die Flexibilität hier, wäre das alles gar nicht möglich gewesen, dann hätte ich meinen Vater nicht pflegen können.“ Anfangs hatte sie ihre Stunden reduziert, hatte einen Tag in der Woche komplett frei, mittlerweile arbeitet sie wieder Vollzeit. Dank gleitender Arbeitszeit kann sie sich trotzdem gut um die Eltern kümmern. „Es ist prima, dass die Rahmenbedingungen vom Arbeitgeber so geschaffen werden, dass ich bei der Pflege meines Vaters helfen kann, ohne mein Berufsleben unterbrechen zu müssen“, zeigt sich Christine Krug zufrieden.
Apropos Zufriedenheit am Arbeitsplatz: „Die ist ganz wichtig“, betonen abschließend Christa Wiese und Conny Hentz-Döring, „denn die findet ihren Niederschlag in der Leistung und im Engagement der Beschäftigten.“