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Die Natur als Künstlerin & Widernatürliches

(lifePR) (Eislingen, )
Die Natur als Künstlerin & Widernatürliches Einen Einblick in eine ganz eigene Welt erhielten die Teilnehmer des jüngsten „KulturFreienTreffs“ am vergangenen Dienstag im Institut Kage auf Schloss Weißenstein: Von einzelligen Strahlentierchen über Algen bis hin zu Flöhen und Ameisen – unter dem Mikroskop fotografiert und derlei Bilder mit dem Computer nachbearbeitet erscheinen diese Vertreter der Natur dann in den schillerndsten Farben. Zurück im Leben, wie wir es kennen, gab es unter den Freiberuflern aus dem Kunst-, Kultur- und Medienbereich wieder reichlich Stoff zu Diskussionen, hervorgerufen durch Entscheide aus der Verwaltung Lauterstein. Der Einfluss des Jenaer Naturforschers Ernst Haeckel (1834-1919) ist auf Schloss Weißenstein allgegenwärtig. „Kunstformen der Natur“ hatte der Professor für Zoologie einst seine gebundenen Illustrationen genannt.

Sein eigenes künstlerisches Talent hatte er jedoch eher nur als Mittel zum Zweck gesehen: Nämlich für seine Mitmenschen das zu visualisieren, was er selbst täglich unter dem Mikroskop bewundern konnte. Dagegen betrachtete Haeckel, auch Biologe und Philosoph, die Natur als eigentliche Künstlerin. Der breiten Öffentlichkeit in Postkartenform zugänglich gemacht, dienten so beispielsweise die berühmten Strahlentierchen- beziehungsweise Radiolaren-Zeichnungen des Freidenkers als Vorbild vieler Lampen und -schirme im Jugendstil.

Im Institut Kage in Lauterstein findet der Besucher parallele Ansätze in dem weltweit erfolgreichen Bemühen, Wissenschaft und gefällige Darstellungen miteinander zu verknüpfen: „Die Mikrofotografie enthüllt als ,drittes Auge’ die genialen Grundstrukturen eines kosmischen Designs, das uns die Schönheit und die Sensibilität unseres Lebens sichtbar macht. Das Netzwerk dieser wunderbaren Mikro-Kosmen mit modernen Mikroskopen in kunstvolle Fotografien zu verwandeln – das ist seit 40 Jahren das Ziel unserer Arbeit“, so das Credo des Familienunternehmens, bestehend aus Professor Manfred P. Kage, seiner Frau Christina und deren Tochter Ninja-Nadine.

Die eindrucksvollen, vielfach ausgezeichneten Ergebnisse konnten die Teilnehmer des jüngsten „KulturFreienTreffs“ (KFT) am vergangenen Dienstag mit eigenen Augen sehen: Mehlkorn große Skelette von Einzellern in perfekten Gebilden, das „Innenleben“ eines einzigen Wassertropfens, ein winziger Floh, unterschiedlichste Kristalle – zigfach vergrößert, aufwändig fotografiert oder gefilmt, und digital bearbeitet. Auf diese Weise entstehen einzigartige Bilder – für die Wissenschaft, für Werbung, für Bühnenbilder…, oder einfach nur zum eigenen Vergnügen. „Wen es einmal gepackt hat, den lässt es nicht mehr los“, sagt Christina Kage, die zu den wenigen Frauen in der Branche zählt, was sie übrigens sehr bedauert. Doch zum Glück hat ihre Tochter die für dieses Fach notwendigen Gene von beiden Seiten mitbekommen. Und so mikroskopiert auch die Studentin jede freie Minute. Denn es gibt immer etwas Neues zu entdecken.

„Jetzt haben wir endlich einmal persönlich erfahren dürfen, was die da oben auf dem Schloss so treiben“, freute sich die Besuchergruppe nach der atemberaubenden Führung. Doch wurde die Freude kurz darauf etwas getrübt: Bei der anschließenden Zusammenkunft im „Restaurant Linde“ mussten Wolfgang Klein, Initiator des Konzepts „Europa? – Wir! – Künstler schlagen Brücken“, und Ursula Bänisch, Vorsitzende des „Vereins Freunde Göppingen-Pessac“ mitteilen, dass die für den Zeitraum vom 21. September bis 20. Oktober in Frankreich befristete Ausstellung nicht stattfinden kann. „Unvorhergesehene Terminüberschneidungen im Rathaus von Pessac zwingen uns, die Sache zu verschieben.“ Eine Arbeitsgruppe in der französischen Partnerstadt sei jedoch bemüht, möglichst bald einen neuen zeitlichen Rahmen festzulegen, in dem dann die zuvor in der Stauferstadt gezeigten Exponate hiesiger Künstlern präsentiert werden können.

Für weiteren Diskussionsstoff sorgte die geplante Einsetzung eines „Tourismus-Managers“ für den Landkreis Göppingen. Schon allein die Tatsache, dass es sich dabei um einen Platz in der Verwaltung handele, sei verheerend. Dass man sie zudem nur als 75-prozentige Stelle angelegt habe, obendrei nur auf drei Jahre befristet - wieder typisch für die lokalen Gegebenheiten. Um bereits kurzfristig Erfolge verbuchen zu können, müsse das vielmehr jemand in die Hand nehmen, der souverän handeln kann und möglichst weit weg von der Landkreis-Bürokratie angesiedelt sei.

Und zweitens müsse er neben profunden Erfahrungen aus der Tourismusbranche auch hinreichend Kenntnisse auf den Gebieten des Marketings und der Public Relations mitbringen. Last but not least sei diese Aufgabe mindestens ein 200-prozentiger Job. „Anscheinend hat man es hier immer noch nicht begriffen: Wir haben keine Zeit mehr für irgendwelche halbherzigen Experimente auf der Amateursebene. Das ist doch überhaupt erst die Ursache, warum unser Landkreis in so vielen Bereichen ganz gewaltig anderen Regionen hinterherhinkt. “ Beispiele für unausgegorene Umsetzungen von sinnvollen Ideen gebe es ja zur Genüge. Sie landen am Ende im Mülleimer, eben weil sie von Leuten realisiert würden, die von der Materie eigentlich keine Ahnung haben, und so von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen seien. „Wenn diese Menschen für die Steuergelder, die sie bei solchen Projekten verschleudern, persönlich haftbar gemacht würden, sähe die Sache aber gleich ganz anders aus!

Doch so wird reingepulvert, was da ist – und sobald die Kasse leer ist, sterben auch die Konzepte wieder. Manche schnell, andere wiederum etwas langsamer. Aber sie sind tot - mausetot. Einfach deshalb, weil gewisse Leute es nie gelernt haben, mit dem Geld der anderen so sorgfältig umzugehen, als sei es ihr eigenes. Einfach deshalb, weil sie nicht unternehmerisch, langfristig, innovativ, fantasievoll und gewinnorientiert denken und handeln können. Also warum werden solche Angelegenheiten dann nicht ausgewiesenen Profis überlassen? Stattdessen wird am Ende auch dieser endlich so vernünftigen Ansatz zur wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis wieder zu Tode verwaltet. Und das war’s dann.

Denn der Tourismus mit all seinen Verknüpfungsmöglichkeiten ist die allerletzte Chance, hier vor Ort noch etwas zu bewegen. Wird nun auch diese vertan, gibt es bei uns nichts mehr. Ich würde mir wirklich wünschen, dass jemand aus der Wirtschaft sagt: Ich suche mir die passenden Leute und kümmere mich darum. Beispielsweise im Rahmen eines kreisweiten Verbandes. Da sind die Wege von und zu denen, die es eigentlich betrifft, wesentlich kürzer. Alle verfolgen ein gemeinsames Ziel – und nicht umgekehrt. Und auch die Qualitätssicherung funktioniert in einem solchen System viel direkter. Denn im Gegensatz zu den Steuern, die unkontrollierbar und unwiderruflich in irgendwelchen schwarzen Löchern verschwinden, muss über die Verwendung der Mitgliedsbeiträge Rechenschaft abgelegt werden. Und der Zahlende hat wesentlich mehr Einfluss darauf, was mit seinem Geld geschieht.

Wir haben bereits vor Jahren an verschiedenen Stellen eine entsprechende Skizze vorgebracht. Dazu jede Menge gesammelter Projekte von unseren nationalen und internationalen Reisen. Doch damit waren wir wohl zu früh dran, denn damals wurde nicht einmal der Gedanke an einen solchen Wirtschaftszweig in Betracht gezogen. Heute, da dies nun geschieht, fehlt weitgehend noch immer das richtige Bewusstsein, über den Umfang der ganzen Geschichte. Insofern wird die Ausarbeitung dieses Entwurfs wohl ein Wunschtraum bleiben. Denn leider – aber angesichts der hiesigen Ignoranz auch verständlicherweise – wird sich niemand finden, der bereit ist und genügend Kraft und Ausdauer für das Umsetzen eines solchen Konzepts aufbringen wird. Schließlich sind damit viele unnötige Kämpfe gegen die örtlich-spezifischen Windmühlen bereits vorprogrammiert.“

Wer sich näher über die laufenden Arbeiten im KFT informieren möchte, findet im Internet unter www.kulturfreientreff.de umfassende Auskünfte. Zum Institut Kage sei die Website www.kage-mikrofotografie.de empfohlen.

Die nächste Zusammenkunft ist für den 4. September um 19.30 Uhr im Gasthaus „Hecht“ in Ebersbach geplant.
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