Nicht minder interessant dann Böhringers Ausführungen über die Lokalität der jüngsten KFT-Zusammenkunft: In seiner Geschichte kann der Auendorfer ‚Talblick’ auf eine lange Tradition insbesondere als Hofbewirtschaftung zurückblicken. Vor rund zwei Jahren begann dann eine aufwändige Um- und Anbaumaßnahme. – "Deutschlandweit ist es übrigens das erste Hotel, das aus Holz in der so genannten ,Brettstapel-Bauweise’, errichtet und mit Naturflachs gedämmt wurde." Dies brachte den Inhabern Katja Neubrand und Andreas Schimak, die zunächst am 1. Dezember 2006 das Restaurant und einen Monat später das Hotel eröffneten, dann auch gleich eine Auszeichnung mit dem Umweltsiegel von "Viabono" ein.
Inzwischen wird der idyllisch gelegene Gebäudekomplex nicht nur von naturbewussten Urlaubern genutzt sondern auch gerne für Tagungen gebucht. "Und gleich nebenan haben wir unser ,con-la-natura’-Büro. Und es gibt hier noch die Firma ,Männerspielplatz’, mit der wir ebenfalls eng zusammenarbeiten. Das Ganze ergibt so eine richtig schöne, runde Sache", erklärt Böhringer, der als nächstes Privatprojekt zusammen mit seiner Frau eine ausgedehnte Wüsten-Tour plant.
Doch die KFTler hatten sich nicht nur zum Lauschen von Abenteuergeschichten zusammengefunden. Die Teilnehmer kamen auch zum Trauern: "Im Namen aller Ferro-Dynamiker, den vielen Dolby-B-und-C-Freunden und überzeugten Chrom-Dioxid-Hörern nehmen wir voller Wehmut Abschied von unserer geliebten Audio-Cassette (MC). Wir sind mit ihr aufgewachsen – Wir sind mit ihr alt geworden…" Anlass für diese gar schmerzvollen Worte: Schon im Jahre 1985 produzierte das Multitalent Wolfgang Klein als einer der Ersten in Deutschland ein Hörbuch. "Dabei handelt es sich um eine deutsch-englische Plauderei von dem Autoren Werner Lansburgh. Er selbst ist es auch, der auf drei Kassetten mit insgesamt rund 165 Minuten Spieldauer ausgewählte Geschichten aus seinem Bestseller ,Dear Doosie" liest. "Nun läuft am 31. Dezember die Hörbuchlizenz aus und wir müssen daher unsere Restbestände regelrecht verramschen. Als das MC-Trio damals herauskam, kostete es 89 DM, das wären heute 45 Euro. Jetzt verkaufen wir die Lesereihe für gerademal 15 Euro", erklärt Klein. Lansburgh, der 1933 Deutschland verließ, wurde für seine zweisprachigen Lehr- und Liebesromane viel gelobt. So schrieb beispielsweise Horst-Dieter Ebert 1987 in der Augustausgabe des "Capital": "(…) Lansburgh musste nicht mit verteilten Rollen inszeniert werden. Er ist ein so suggestiver Erzähler seiner selbst, dass seine Stimme ausreicht, um das Amüsement seiner Bücher voll zu entfalten. Keiner erzählt (jüdische) Witze, halb englisch, halb deutsch, so wie er. (…)"
Über den Tod von MC, das Sterben von DAT und Minidisc durch CD und MP3 kamen die KFT-Teilnehmer jedoch noch zu anderen, sehr ernsten Themen wie Raubkopien und den damit verbundenen Urheberrechtsverletzungen. Oder all die der GEMA nicht gemeldeten Events. Dabei ist die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" eine der Institutionen, von der ein Künstler Geld für seinen Unterhalt bezieht. "Zahlt ein Veranstalter keine GEMA-Gebühren, beraubt er damit ganz konkret Komponisten, Liedtexter, Dichter und eine ganze Reihe anderer Menschen", wie der Heininger Musik-Verleger und GEMA-Delegierte Hans-Ulrich-Pohl erläuterte. "Unerlaubtes Kopieren als sportliche Betätigung - quasi eine ,Klau-Strophie’. Fast schon wieder eine Brücke zu den Leuten von ,con-la-natura’ und ihren manchmal etwas klaustrophoben Kunden", murmelte die KFT-Initiatorin, Adriana Rossi.
Erfreulich die Nachricht, dass der KulturFreienTreff in diesem Jahr Vor-Weihnachten zusammen mit den "Unternehmerinnen im Gespräch" (UiG) feiern wird. "Da viele von uns in beiden Netzwerken beteiligt sind, kam bei uns die Idee einer gemeinsamen Veranstaltung mit Kultur auf", so die Restauratorin Cornelia Stegmaier und die Werbefachfrau Maren Huber, die beide kommissarisch dem "UiG" vorstehen. Für das Programm am 4. Dezember ab 19.30 Uhr im "Gran Duca" in Göppingen ist ein Auftritt der Sängerin Karoline Gilbert mit unterschiedlichen Chansons geplant. Begleitet wird sie dabei von der Stuttgarter Pianistin Elisabeth Schall, die viele noch von der Vernissage der Ausstellung im Göppinger Rathaus "Europa? – Wir" – Künstler schlagen Brücken" her kennen. "Wir freuen uns schon sehr auf diesen niveauvollen Abend", so Rossi am Ende des Treffens.
Wer sich näher mit den angesprochenen Themen befassen möchte, der findet viele Informationen im Internet unter den Adressen www.kulturfreientreff.de, www.con-la-natura.de, www.maennerspielplatz.de, www.talblick-auendorf.de, www.kreativklein.de/..., www.gema.de, und www.uig-gp.de.
Die nächste Zusammenkunft ist für den 6. November um 19.30 Uhr im afrikanischen Restaurant "Massawa" in Uhingen geplant.