Alle, die die Feier am 4. Dezember im Restaurant "Gran Duca" besuchten, verbindet mindestens eine Sache: Sie sind an Kunst und Kultur Interessierte, die sich entweder zu dem Netzwerk "KulturFreienTreff" oder dem der "Unternehmerinnen im Gespräch" (UiG) zählen. Dass aus diesem Abend ein gemeinsamer Jahresabschluss mit einem musikalisch-kulinarischen Rahmen entstand, ist der Initiative des kommissarischen UiG-Vorstands zu verdanken.
Im Mittelpunkt aller Darbietungen dieser besonderen Zusammenkunft stand das Thema "Liebe". Eine Botschaft, die hierzu zum Besten gegeben wurde, stammt von Friederike Mayröcker, die als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Lyrikerinnen Österreichts gilt: "wie ich dich nenne/wenn ich an dich denke/und du nicht da bist:/meine Walderdbeere/meine Zuckerechse/meine Trosttüte/(…) mein "Mondverstecker"/(…) mein Sturmausreiszer/(…)" – Kosenamen im Zustand des Verliebtseins, und gerade deswegen keineswegs abwegige Fantasien.
Ganz spezielle Gefühle erlebte das Publikum auch beim Vortrag einiger französischer Chansons, die Édith Piaf (1915-1963) berühmt machten. Karoline Gilbert präsentierte die Stücke des "Spatzes von Paris" mit lyrischer Stimmfärbung und klarem, freiem Ausdruck in Sprache und Gestik.
Zurückgenommen in begleitenden Passagen, und – wo nötig – mit dramatischen Impulsen, begleitete die Stuttgarter Pianistin Elisabeth Schall die musikalischen Abschnitte.
Der Moderator des Abends, Wolfgang Klein, stellte obendrein die hinlänglich bekannten, zahlreichen amourösen Verhältnisse der Piaf in ganz neuem Licht dar.
Der zweite Programmteil widmete sich dem Text- und Komponisten-Team Bertolt Brecht (1898-1956) und Kurt Weill (1900-1950) sowie deren Gründung eines bis heute außerordentlich populären deutschen Singstils. Und so folgte das Publikum Karoline Gilbert in die Unterwelt dieser Zeit, vertreten durch Chansons, wie den "Barbara Song" aus der "Dreigroschenoper" sowie "Nannas Lied".
Souverän führte Gilbert durch die Harmonien chromatischer Alterationen mit kräftiger, tiefer Stimme, die auch beim letzten Programmabschnitt zum Einsatz kam. Mit dem Stück "Nur nicht aus Liebe weinen" von Theo Mackeben (1897-1953) aus dem Streifen "Es war eine rauschende Ballnacht", der 1939 unter der Regie des Filmpioniers Carl-Froelich (1875-1953) in den Studios der Universum Film AG – besser bekannt unter dem Kürzel UFA –gedreht wurde, endete der musikalische Teil des Abends. Fast. Denn die begeisterten Netzwerkerinnen und Netzwerker forderten eine Zugabe. Und so zauberte das Duo Gilbert/Schall mit dem Chanson "La vie en rose" zum Abschluss eine harmonische und friedliche Stimmung nach diesem Abend über Hingabe, Leidenschaft, und gesellschaftlicher Auswüchse von Liebesbeziehungen, aber auch gelungener Mischung aus Musikgenuss und gutem Essen in launiger Runde.
Da blieb dem Wort-Künstler Klein nur noch eines: Er gab den Anwesenden das "Rezept fürs neue Jahr" mit auf den Weg, das Catharina Elisabeth Goethe (1731-1808) einst ihrem Sohn Johann Wolfgang (1749-1832) schrieb. "Man nehme zwölf Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst (…)"
Für weitere Informationen über die Netzwerke: www.uig-gp.de und www.kulturfreientreff.de. (kg/wk/ar)