"es ist mir ein Bedürfnis, mich sicher auch im Namen meiner Frau Annette für den wahrlich großartigen Abend mit Sarah Lee Guthrie und Johnny Irion zu bedanken.
Es war einer der bewegensten Liederabende, den wir da miterleben durften - sehr selten habe ich eine solche Harmonie und eine solche Präsenz gespürt, die sich dann ja auch auf uns allerspätestens mit den "Pastures of plenty" und " This land is your land" übertragen hat.
Wir erlebten ein Paar, das weniger vorträgt, sondern seine Musik und seine Texte auch lebt. - Die beiden stehen wirklich für das "andere Amerika", das bei uns viel zu selten öffentlich wird. Ich habe Birkenried wirklich tief bewegt."
Der Name "Guthrie" ist bei Kennern der US-Folkscene wohlbekannt , tatsächlich ist Sarah Lee die Tochter von Arlo Guthrie, einem berühmten Folkmusiker, und damit die Enkelin von Woody Guthrie, dem Vater der Folkscene schlechthin, Autor zahlloser gesellschaftskritischer Lieder und musikalischer Ziehvater von Bob Dylan. Auch Johnny hat einen berühmten Großvater, wenn auch keinen musikalischen, sondern einen bedeutenden Schriftsteller und Literatur-Nobelpreis-Träger, John Steinbeck ("Früchte des Zorns" usw.). Doch machten sie von ihrer berühmten Abstammung keinen Gebrauch, sie wollten Künstler eigenen Ranges sein. Sarah Lee sang einige Lieder ihres Großvaters, ohne diesen in den Vordergrund zu stellen, stellte sich nicht in dessen politische Tradition. Ihre Lieder hatten private Inhalte, erzählten vom Familienleben und vom Weltgeschehen allgemein. Sie sang die meisten Lieder, Johnny weniger, ihr Gesang zu zweit knüpfte an die Tradition der Brüderpaare der Country Music an, an die Louvin Brothers oder die Everly Brothers. Ihr Gitarrenspiel war variabel, sie konnten ordentlich in die Saiten schlagen und aufs Holz klopfen. Schön war auch, wie sie gelegentlich vor die Bühne traten, näher ans Publikum, und ohne Mikrophone sangen. Das klappt sehr gut bei einem aufmerksamen Publikum, und das lauschte fast atemlos der gebotenen Musik. Als letzte Zugabe intonierten sie Woodys wohl berühmteste Lied, "This land is your land", und da konnten die meisten kräftig mitsingen. Woody Guthrie ist heute noch ein Begriff (er starb 1967) und hätte 2012 seinen 100. Geburtstag feiern können.
Das Birkenried ist eine wunderbare Umgebung für alternative Musik abseits vom Popmainstream, idyllisch gelegen in ländlicher Umgebung, die Veranstalter schwimmen ungefähr auf der gleichen Wellenlänge. Das ergibt Konzerte von besonderer Atmosphäre, die auch den auftretenden Musikern nicht verborgen bleibt, und sie kommen alle gern zurück.