Die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. bietet dieses Seminar seit nunmehr fast 30 Jahren an. Mittlerweile haben rund 950 Mitarbeiter aus deutschen und auch ausländischen Recyclingunternehmen an diesem Seminar teilgenommen. Doch auch Mitarbeiter aus der Stahlindustrie und aus der Recyclingindustrie nahestehenden Branchen nutzen dieses Seminar.
Besichtigungen eines Stahlwerks (Deutsche Edelstahlwerke, Witten), einer Gießerei (Stahlwerke Bochum GmbH, Bochum) und eines Stahlrecyclingunternehmens (Interseroh ERC GmbH, Dortmund) gehörten genauso zum Programm wie Gruppenarbeit und eine Diskussionsrunde mit Praktikern aus Stahl- und Gießereiindustrie und der Stahlrecyclingwirtschaft. Im Seminar 31/07 ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Woche im Einzelnen um die folgenden Themen:
- Entwicklung der Stahlrecyclingwirtschaft aus nationaler und internationaler Sicht
- Schrotthandel – Quo vadis?
- Bedeutung der Stahlschrottaufbereitung
- Verfahrenstechnik der Stahlerzeugung
- Verfahrenstechnik der Eisengusserzeugung
- Erfassung, Aufbereitung und Verwertung von Blechemballagen
- Umweltschutz – Schrottplatzsanierung und TA Luft
- Radioaktivität im Schrott
- grenzüberschreitende Abfallverbringung
- der gerichtsfeste Schrottplatz
- Einteilung und Bedeutung des legierten Schrotts
- Handelsbedingungen
- Verbände - Aufgaben und Struktur
- Kommunikation und Mitarbeiterführung
Neben bewährten Podiumsteilnehmern stellten sich in der Diskussionsrunde zu Fragen des qualitätsgesicherten Einsatzes von Stahlschrott für den Gießereibereich Herbert Michael Nilges, Leiter Materialwirtschaft der Siempelkamp Gießerei GmbH, Krefeld und Vorsitzender des Rohstoffausschusses des Deutschen Gießereiverbandes (DGV) und Dirk Schröder, zuständig für den Bereich Qualitätswesen bei der Stahlwerke Bochum GmbH. Die Stahlindustrie war durch Dr. Reinhard Fahndrich vom Stahlinstitut VDEh vertreten.
Bei der Diskussionsrunde wurde beispielsweise von einigen Teilnehmern auf dem Podium thematisiert, wie sich die Stahleigenschaften aufgrund anderer Zusammensetzung in den letzten Jahren verändert hätten. Leichtbaustähle mit hohen Vanadiumanteilen liegen im Trend wegen Treibstoffersparnis bei Fahrzeugen. Höhere Legierungsanteile, also bspw. höhere Vanadium- und Wolframanteile, stellen die Aufbereiter jetzt und zukünftig vor immer größere Herausforderungen. Heute müssten alle Stahlrecyclingaufbereiter nicht mehr nur fundierte metallurgische Grundkenntnisse besitzen, sondern auch von der chemischen und physikalischen Analyse etwas verstehen. Dies würde für jeden Mitarbeiter in der Branche bedeuten, jeden Tag dazuzulernen. Ein Teilnehmer des Seminars äußerte sich hierzu spontan: "Scrap business is a sexy business".
Die große Materialvielfalt – wie z.B. 12 verschiedene Stahlsorten in den Fahrzeugen – würde nun dazu führen, dass sich die Branche verändern würde. In 10 – 15 Jahren könne es sein, dass einzelne Unternehmen sich stärker auf spezielle Aufbereitungstechniken konzentrieren werden. Rolf Willeke als Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes fasste die Diskussionen folgendermaßen zusammen: "Dieses Spezialseminar für Nachwuchskräfte existiert nun seit 30 Jahren. In diesem Zeitraum sind die Anforderungen – u. a. aus der Sicht des Umweltrechts und der Technik – an die Unternehmen und Mitarbeiter enorm gestiegen. Gleich geblieben ist lediglich, dass wir diese steigenden Herausforderungen nur partnerschaftlich mit unseren Abnehmern – den Stahlwerken und Gießereien – bewältigen können."
Für das nächste Seminar Stahlrecycling steht der Termin bereits fest. Es ist vom 13. – 18. April 2008 in Mönchengladbach geplant.