Entgegen der politischen Darstellungen, dass es landesweit genügend Ärztinnen und Ärzte gebe, zeichnet sich in der Statistik der Landesärztekammer sehr wohl der besorgniserregende Trend ab, dass es in einigen Gemeinden und Städten bald keine Allgemeinärztinnen und -ärzte mehr geben wird.
Zur Erinnerung: Aus der aktuellen Arztstatistik der Landesärztekammer ist belegt, dass bereits jetzt in Rheinland-Pfalz fast jede/r vierte Arzt/Ärztin zwischen 50 und 59 Jahren alt ist. Denn von den insgesamt 17.675 Ärztinnen und Ärzten, die bei der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz gemeldet sind, befinden sich 3960 in dieser Altersgruppe.
Wie sehr diese Altersdynamik sich in der Praxis auswirkt, zeigt ein Blick nach Rheinhessen. Im Kammerbereich Rheinhessen sind über die Hälfte der Allgemeinärzte zwischen 50 und 59 Jahre alt. Und ihr Weggang in den Ruhestand kann auch nicht durch Jüngere ausgeglichen werden, denn es gibt nicht genügend jüngere Kollegen, die in diese Fußstapfen treten könnten. Weitere zwölf Prozent der rheinhessischen Ärzte sind zwischen 60 und 68 Jahre alt. Einzelne Versorgungsgebiete werden dies hautnah spüren. Zum Beispiel die Verbandsgemeinde Alzey-Land. Sie wird nach der derzeitigen Altersstatistik in den nächsten 14 Jahren altersbedingt fast drei Viertel ihrer niedergelassenen Allgemeinärzte verlieren. Ihre größte Gemeinde Gau-Odernheim wird bereits in den nächsten zehn Jahren ohne allgemeinärztliche Versorgung sein. Und sollten sich die derzeitigen Erfahrungen bestätigen, wonach mittlerweile viele Ärztinnen und Ärzte bereits mit Ende 50 ihre Praxistätigkeit beenden, werden in den nächsten sechs Jahren dort drei Viertel der niedergelassenen Allgemeinärzte ihre Praxis schließen.
Ähnlich sieht es auch in der Verbandsgemeinde Bodenheim aus. Hier werden laut Altersstatistik in den nächsten sechs Jahren deutlich über ein Drittel der niedergelassenen Allgemeinärzte ihren Arztsitz aufgeben. Auswirken wird sich dies besonders in Nackenheim, wenn dann der noch einzig gebliebene Arzt über 5000 Einwohner versorgen muss. Besorgniserregend auch der Statistiktrend, der sich in der Verbandsgemeinde Monsheim zeigt: Hier wird altersbedingt in den nächsten neun Jahren die Hälfte der jetzt niedergelassenen Allgemeinärzte aufhören.
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch in den anderen Kammerbereichen Trier, Koblenz und in der Pfalz. In der Pfalz trifft es besonders Grünstadt, Hagenbach und Klingenmünster.
„Diese Entwicklung ist gefährlich“, sorgt sich der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Professor Dr. Frieder Hessenauer. Denn mittlerweile würden viele Ärztinnen und Ärzte bereits mit Ende 50 ihre Praxistätigkeit aufgeben und gar nicht mehr bis zum klassischen Rentenalter arbeiten können. Grund: die Existenz vernichtende Honorierung aufgrund des Honorarverteilungsmaßstabs der KV. Die KV wiederum kann aber auch nur so viel Geld verteilen, wie die Kassen ihr zur Verfügung stellen.
Kammerpräsident Hessenauer sieht diese Entwicklung mit großen Bedenken: „Wir warnen schon seit langem vor dieser gefährlichen Entwicklung. Sie zu leugnen hilft nicht weiter. Der Arztberuf braucht endlich wieder Sicherheit, um eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten.“ Derzeit sind „die wirtschaftliche Not und der Frust einfach zu groß geworden“, stellt Hessenauer erneut fest. „Und gerade die jungen Ärztinnen und Ärzte stimmen immer deutlicher mit den Füßen ab. Denn die Schmerzgrenze, mit unbezahlter Arbeit über Jahre hinweg das Gesundheitssystem am Leben zu erhalten, ist überschritten. Die Ärztestreiks sind also noch lange nicht vorbei. Ärztinnen und Ärzte streiken eigentlich jeden Tag, in dem sie nämlich erst gar nicht mehr ins Gesundheitssystem einsteigen!“, so Hessenauer.
Die Landesärztekammer freut sich daher, dass auch die KV Rheinland-Pfalz dieses wichtige Thema endlich aufgreift und es während ihres Vertragsärztetages thematisiert. Auch die Weiterentwicklung des vertragsärztlichen Honorars ist ein wichtiges Thema, bei dem die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hoffen, dass die KV rasch gute und faire Lösungen umsetzen kann. Denn immer mehr Ärztinnen und Ärzte stehen in ihren Praxen mit dem Rücken zur Wand. In Rheinhessen etwa ist bereits jede fünfte Praxis in einer finanziellen Schieflage und kann nicht ihren vollen Kammerbeitrag zahlen.