Nach einer kurzen Verschnaufpause im Februar konnten die meisten international führenden Aktienindizes zuletzt wieder zulegen. Der ungünstige Wahlausgang in Italien hat zwar deutliche Spuren am dortigen Aktienmarkt hinterlassen. Andere Indizes zeigten sich davon allerdings unbeeindruckt. Selbst der spanische IBEX 35 - in der Vergangenheit eng mit der Entwicklung in Italien verbunden - setzte sich zuletzt positiv ab. Als erstes wichtiges Börsenbarometer markierte der US-amerikanische Dow Jones Industrials jüngst sogar ein neues Allzeithoch. Viele Marktteilnehmer werten dies als Signal für die Fortsetzung der Aktienhausse. Uneinigkeit scheint derzeit lediglich noch darüber zu herrschen, wann DAX & Co. diesem Vorbild folgen.
Für Aktien sprächen nach Ansicht der Bullen die niedrige Bewertung, anziehende Frühindikatoren, positive Gewinnperspektiven, eine ultralockere Geldpolitik, der Mangel an Anlagealternativen sowie die Charttechnik. Alle diese Argumente sind grundsätzlich richtig, aber neu sind sie zumeist nicht. Viele Anleger haben daher bereits seit Sommer letzten Jahres ihren Aktienanteil deutlich ausgebaut. Inzwischen erreichen die Umfragewerte zur Aktienpositionierung wieder alte zyklische Höchststände. Im Sinne der Kontraindikation lässt dies die Alarmglocken schrillen, zumal auch die implizite Aktienmarktvolatilität gerade bei den derzeitigen Taktgebern - den US-Leitindizes - mittlerweile den niedrigsten Stand seit 2007 erreicht hat und somit gefährliche Sorglosigkeit signalisiert. Angesichts einer augenscheinlich bereits sehr offensiven Positionierung stellt sich die Frage nach potenziellen Investoren, deren Nachfrage die Kurse künftig weiter nach oben treiben könnte. In diesem Zusammenhang werden häufig die Privatanleger ins Spiel gebracht. Schließlich hätten diese gerade in Deutschland strukturell zu wenige Aktien in ihrem Portfolio. Dass diese nach den schmerzhaften Erfahrungen während der Bärenmärkte von 2000 bis 2003 und 2007 bis 2009 in unmittelbarer Reichweite der alten zyklischen Höchststände ihre Liebe zu Aktie neu entdecken, ist u.E. wenig wahrscheinlich.
Bei rationalem Anlageverhalten müssten bislang unterinvestierte Anleger eine Ertragserwartung für Aktien von mindestens zehn Prozent haben, um noch in den Markt einzusteigen. Für den DAX würde dies bedeuten, dass er nach Überwindung seiner Allzeithochs auch relativ zielstrebig Richtung in 9.000 Punkte marschiert. Dabei haben die Notierungen einen Großteil der von den Frühindikatoren in Aussicht gestellten Konjunkturerholung bereits vorweggenommen. Der Anstiegswinkel an den Aktienmärkten dürfte sich somit sichtbar abflachen. Angesichts der bislang recht hohen Dynamik bei den ifo- und ZEW-Erwartungen besteht sogar die Gefahr, dass die realwirtschaftlichen Daten die gestiegen Ansprüche nicht ganz erfüllen können, wie dies jüngst bei den Daten zur Industrieproduktion in Deutschland und im Euroraum der Fall war. Auch wenn Aktien u.E. im Jahresverlauf durchaus noch etwas zulegen werden, ist auf dem gegenwärtigen Kursniveau das Chance-Risiko-Verhältnis nicht mehr sonderlich attraktiv. Neuengagements erscheinen erst nach einer Zwischenkorrektur sinnvoll.