Wetterleuchten
Die Sorglosigkeit der vergangenen Monate ist einer gewissen Ernüchterung gewichen. Auslöser für die längst fällige Korrektur an den Aktienmärkten waren Währungsturbulenzen in einigen Emerging Markets. Trotz des Kursrückgangs ist das Chance-Risiko-Verhältnis nicht attraktiv.
Die Stimmung der Aktienanleger hat zuletzt einen ersten Dämpfer im noch jungen Jahr erhalten. Die implizite Aktienmarktvolatilität - ein Seismograf für die Nervosität der Marktteilnehmer - ist wieder sichtbar angestiegen. Die Währungsturbulenzen in einigen Emerging Markets haben vor Augen geführt, dass die große Gelassenheit der vergangenen Monate wohl fehl am Platze war. Dass allerdings nicht nur die Schwellenländer von der veränderten Risikowahrnehmung betroffen sind, zeigt der Blick auf die internationalen Börsenbarometer. Gegenüber dem Jahresultimo 2013 weisen derzeit in 63 % der Länder die Aktienindizes Kursverluste auf. Marktpsychologisch bedeutsam ist dabei insbesondere der Rückgang an der US-Leitbörse. "Wie der Januar, so das ganze Jahr" lautet eine alte Faustregel. Eine besonders hohe Trefferquote hat diese Regel, wenn es darum geht, steigende Notierungen vorherzusagen. So konnte der Dow Jones Industrials seit 1950 in 90 % der Fälle einen Jahreszuwachs verzeichnen, wenn der Januar mit einem Plus endete. Einem Kursrückgang im Januar folgte immerhin in 64 % der Fälle ein Verlust im Gesamtjahr. Diese Statistik könnte sich durchaus als Stimmungsbremse für all diejenigen erweisen, die den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre einfach fortgeschrieben haben.
Stärker wiegen allerdings die fundamentalen Argumente. Da Aktien in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die Gewinne der Unternehmen, haben sich Dividendenpapiere spürbar verteuert. Bei den meisten Indizes sind dabei Bewertungsniveaus erreicht worden, die kaum noch Spielraum für fundamental untermauerte Kurssteigerung lassen. Sollten die dabei unterstellten Gewinnschätzungen weiter nach unten revidiert werden, wie es trotz steigender Frühindikatoren bislang weltweit der Fall ist, gewönne das Bewertungsargument weiter an Brisanz. Darüber kann auch der nach Startschwierigkeiten inzwischen überdurchschnittliche Anteil positiver Gewinnüberraschungen in der laufenden US-Berichtssaison nicht hinwegtäuschen. Schließlich ist er in erster Linie den deutlichen Abwärtsrevisionen im Vorfeld der Quartalsberichterstattung geschuldet. Auch eines der Hauptargumente der Aktienbullen, die ultralockere Geldpolitik der USNotenbank, verliert angesichts der allmählichen Rückführung des Kaufprogramms an Zugkraft. Gut möglich zwar, dass nach dem jüngsten Abtaucher bei Aktien und dem damit verbundenen Abbau der akuten Überhitzungen kurzfristig motivierte technische Gegenbewegungen einsetzen. Für strategische Investments ist das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis jedoch nicht attraktiv. Mögliche Zwischenerholungen sollten daher eher für den Abbau von Aktienpositionen genutzt werden.