- Die Diskussion über reduzierte Anleihekäufe der US-Notenbank dürften sich zu Jahresbeginn intensivieren, zumal die US-Wirtschaft 2014 Fahrt aufnehmen wird. Der Druck auf US-Staatsanleihen sollte im ersten Quartal spürbar zunehmen.
- Infolge der EZB-Zinssenkung scheint einem ruhigen Jahresausklang bei Renten nichts mehr im Weg zu stehen. Der Finanzierungsbedarf der Staaten ist weitgehend gedeckt. Anleger können die Vorweihnachtszeit nutzen, um über den eher noch zunehmenden Anlagenotstand nachzudenken.
- Die Kurserholung bei deutschen Renten ebbte im November bereits wieder ab. Im ersten Quartal nehmen aufgrund positiver Konjunkturperspektiven und geldpolitischer Unsicherheiten die Rückschlagrisiken von Neuem zu. Anleger sollten sich deshalb eher defensiver ausrichten, als in den letzten Monaten.
Konjunkturerwartungen
Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum ist mit 0,1 % zum zweiten Mal in Folge angestiegen. Während Deutschland mit einem Anstieg von 0,3 % im dritten Quartal die Erwartungen erfüllte und Spanien erstmals seit langer Zeit wieder einen kleinen Wachstumsbeitrag zusteuern konnte, enttäuschten Frankreich und Italien mit einem Rückgang von jeweils 0,1 %. Jüngste Stimmungsindikatoren deuten auf nachhaltige Divergenzen hin. Derweil in Deutschland der Einkaufsmanagerindex in der Industrie auf 52,5 und die ifo-Geschäftserwartungen auf den höchsten Stand seit Mai 2011 kletterten, rutsche der französische Wert im November auf 47,8 ab. Ähnlich ist das Bild im Dienstleistungsbereich. Das heterogene Bild erschwert die Geldpolitik im Euroraum. Für Deutschland bedeutet dies jedoch extrem expansive monetäre Bedingungen. 2014 dürfte das Wirtschaftswachstum hierzulande überdurchschnittlich ausfallen.
Rohstoffmärkte
Rohstoffe scheinen sich nach dem Rückgang der Notierungen im Herbst zuletzt etwas gefangen zu haben. Allerdings ist noch keine nachhaltige Stabilisierung in der Breite auszumachen. Mit Ausnahme von Energie und Genussmitteln befinden sich alle Rohstoffgruppen nach wie vor im Abwärtstrend. Potenzielle Angebotsüberschüsse und ein tendenziell weniger rohstoffintensiver Wachstumsmix selbst in wichtigen Schwellenländern begrenzen zumeist den Preisspielraum. Auch bei den seit 2011 stark geopolitisch geprägten Mineralölprodukten dürften die Notierungen bei sichtbaren Verhandlungserfolgen im Iran-Atomstreit infolge der dann rückläufigen politischen Risikoprämie abschmelzen. Vermutlich wird auch noch die Geld- und Kreditpolitik der USA und Chinas für anhaltenden leichten Gegenwind sorgen. Beim ThomReuters/JefferiesCRB-Index besteht u. E. gegenwärtig noch ein Abwärtsrisiko von 5-10 %.
Inflationserwartungen
Der deutliche Rückgang der Euro-Teuerung im Oktober war, je nach Interpretation, Auslöser oder Vorwand für die letzte Zinssenkung. Lag die Preissteigerungsrate vor einem Jahr noch bei 2,5 % sind mit dem Rückgang im Oktober auf 0,7 % Deflationsängste wieder in den Fokus gerückt. Griechenland, Spanien, Portugal, Zypern und Irland liegen mit ihrer Inflation bei Null oder darunter. In Athen wurde mit -2 % ein neues historisches Tief gemeldet. Angesichts der Lohnkürzungen in den Krisenländern kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Sie erhält vielmehr ihre Dramatik erst durch spürbar sinkende Energiepreise. Diese reduzierten sich in der Eurozone um 1,7 % im Oktober. Ohne die Energiekomponente weist der Verbraucherpreisindex einen Anstieg um 1,0 % auf. Die Inflationserwartungen der Anleger liegen bei rund 2 % auf einem vergleichsweise unspektakulären Niveau. Auch die Verbraucher im Euroraum zeigten zuletzt keine erkennbaren Deflationsängste.
Internationale Kapitalströme
Das Thema Refinanzierung für Krisenländer dürfte ebenfalls eine Rolle bei der jüngsten Zinsentscheidung gespielt haben. Nachdem sich die italienischen Banken mit einheimischen Staatspapieren vollgesogen haben und die EZB selber keine Staatsanleihen ankauft, sollen u.a. deutsche Investoren in die Bresche springen. Angesichts des verschärften Anlagenotstands in den Euro- Niedrigzinsländern dürfte das Interesse von ausländischen Investoren beispielsweise an der Finanzierung italienischer oder spanischer Staatsschulden größer werden, was für eine Fortsetzung der Renditekonvergenz im Euroraum spricht. Derzeit suchen die Investoren ihr Heil am Aktienmarkt. Die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen hat den DAX über die Marke von 9300 getrieben. Aber mit steigenden Kursen wird auch die Risikowahrnehmung zunehmen.
Geldpolitik
Die überraschende Zinssenkung verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Terminmarktsatz für Sechsmonatsgeld, bereitgestellt in einem Jahr, sank auf 0,5 %. Ein Niveau wie zuletzt im Mai dieses Jahres. Die EZB hat die zeitweilig aufgekommenen Zinserhöhungserwartungen im Keim erstickt. Aus Sicht der Währungshüter spielt der wachsende Anlagenotstand offenbar keine große Rolle. Darauf deutet auch die anhaltende Diskussion innerhalb des EZB-Rats über das Absenken des Einlagenzins auf unter null Prozent hin. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Europäische Notenbank weitere Liquiditätsmaßnahmen ergreifen wird, um die im Vorjahresvergleich um über ein Drittel gesunkene Liquiditätsausstattung der Geschäftsbanken wieder auszuweiten. Damit verbessert sie die Lage der angeschlagenen Krisenbanken und korrigiert den im internationalen Vergleich eher ungewöhnlichen Rückgang der Zentralbankbilanz.
US-Rentenmarkt
Während im Oktober der ISM-Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes mit 56,2 den höchsten Stand seit 2011 erreichte, fielen die Daten zu den Auftragseingängen von Kapitalgütern und die "harten" Produktionszahlen aus der Industrie zuletzt schwächer aus. Auch am Arbeitsmarkt hat die Dynamik des Stellenaufbaus etwas nachgelassen. Lag der Zuwachs der privaten Beschäftigung im ersten Halbjahr noch bei durchschnittlich 200.000, nahm die Zahl der Stellen von Juli bis September nur noch um 130.000 pro Monat zu. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg seit Mitte Oktober gleichwohl von 2,5 % auf 2,7 % an, auch weil die Arbeitslosenquote auf ein neues zyklisches Tief von 7,2 % sank. Die Diskussion um reduzierte Anleihekäufe der Fed dürfte sich zu Jahresbeginn intensivieren, zumal die US-Wirtschaft 2014 Fahrt aufnehmen wird. USRenten sollten deshalb im ersten Quartal spürbar unter Druck geraten.
Basisszenario für Zinsprognose
Die Konjunktur im Euroraum stabilisiert sich. Positive Impulse auf die Weltwirtschaft gehen insbesondere von den USA aus. Die Konjunkturdynamik in den Emerging Markets fällt dagegen vergleichsweise schwächer aus. Rohölpreise und Inflationserwartungen weisen keine großen Sprünge auf. Die politischen Unsicherheiten in den europäischen Krisenländern bleiben zwar bestehen. Die Renditen erreichen jedoch keine kritischen Niveaus mehr. Die Fed beginnt mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe erst im kommenden Jahr. Dies spricht zumindest bis Jahresende für relativ stabile Renditen. Deutlich schwieriger wird dagegen erfahrungsgemäß das erste Quartal sein, insbesondere bei einem positiven Konjunkturausblick.
Alternativszenarien für Rentenmärkte
Rezessionsszenario: Der Aufschwung der Weltwirtschaft gerät ins Stocken. Unternehmen und Haushalte verlieren das Vertrauen in die Wachstumskräfte. Der Investitionszyklus bricht ebenso ab wie die private Nachfrage. Deutschland rutscht in eine Rezession. Die Euro-Schuldenkrise verschärft sich. Die EZB senkt nochmals den Leitzins und verstärkt die unkonventionellen Maßnahmen.
Aufschwungszenario: Der Investitionszyklus gewinnt rasch an Breite. Der globale Konjunkturzug nimmt enorm Fahrt auf. Die Notenbanken schießen über das Ziel hinaus und zögern, ihre Geldpolitik zurückzufahren. Die üppige Liquiditätsausstattung befeuert damit nicht nur die Kapitalmärkte, sondern treibt sukzessive auch die Geldentwertung in der Realwirtschaft.
Performancerückblick
Im November hat der positive Schwung deutlich nachgelassen. Pfandbriefe legten im Durchschnitt nur um 0,2 % zu. Vor allem aufgrund der Verluste bei sieben- bis zehnjährigen Bundesanleihen wiesen deutsche Staatsanleihen sogar Ertragsverluste auf. Am besten schnitten noch mittlere Laufzeiten ab. Auch in der Jahresbilanz zeigt sich diese Tendenz: Pfandbriefe liegen klar vor Bundesanleihen- mittlere schlagen lange und kurze Laufzeiten. In Führung liegen drei- bis fünfjährige sowie fünf- bis siebenjährige Pfandbriefe mit einem Ertragszuwachs von rund 1,2 %. Bei Bundesanleihen liegen mittlerer Laufzeiten mit einer Performance von 0,3 % in Führung.
Ertragssensitivitäten
Für den Betrachtungszeitraum von drei Monaten ergeben sich über das gesamte Laufzeitenspektrum bei deutschen Pfandbriefen keine Verluste, wenn der Renditeanstieg auf maximal zehn Basispunkte begrenzt bleibt. Bei einem Zinsanstieg um 20 Basispunkte zeigt die Simulation einer Anlage mit einer Laufzeit von fünf Jahren einen Verlust von 0,4 %. Im umgekehrten Fall ergibt sich ein Gewinn von etwa 1,6 %.
Im Negativszenario würden alle Laufzeiten einen Verlust aufweisen. Langlaufende Pfandbriefe hätten ein Minus von rund 4,5 % zu verzeichnen. Der maximale Ertrag im positiven Szenario bei einer Investition in lange Laufzeiten läge bei etwa 3,5 %.
Laufzeitenempfehlung
Durch die geldpolitische Lockerung ist die Zinsstruktur wieder etwas steiler geworden. Der 10/2- Spread deutscher Staatsanleihen ist auf rund 1,6 Prozentpunkte angestiegen. Er liegt damit nur etwa 20 Basispunkte über dem Niveau zu Jahresbeginn. Erste Wahl für Rentenportfolios bleiben aufgrund des ausgeglicheren Chance-Risiko-Verhältnisses gleichwohl mittlere Laufzeiten. Kurze Anleihen sind angesichts der mageren Verzinsung infolge der extremen Zinspolitik der EZB vergleichsweise unattraktiv. Deutsche Pfandbriefe sind wegen der höheren Verzinsung Bundesanleihen vorzuziehen. Interessant sind insbesondere zwei- bis fünfjährige Laufzeiten.
Portfoliostruktur
Wir halten die Duration im Musterportfolio mit 4,6 etwas unter der Benchmark (5,2). Kurze Laufzeiten bis zu 1½ Jahren werden nicht dotiert. Der Anteil zwei- und dreijähriger Anleihen notiert leicht über Benchmark bei 25 %. Das deutliche Übergewicht bei vier- und fünfjährigen Anleihen mit 45 % bleibt bestehen. Der Anteil sechs- und siebenjähriger Rentenpapiere liegt mit 20 % hingegen leicht unter Benchmark. Ebenfalls unterdurchschnittlich dotiert ist der Bereich von acht- bis zehnjährigen Anleihen mit 10 %. Die zu erwartende Performance bei Eintritt des Basisszenarios auf Sicht von drei Monaten ist mit 0,4 % zu veranschlagen. Im "worst case"-Szenario ergäbe sich ein Verlust von 2,4 %, im "best case"-Szenario ein Ertrag von 1,9 %.
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