- Der Euro erwies sich auf Monatsfrist als ein großer Verlierer, die skandinavischen Währungen werteten sogar noch mehr ab. Am meisten büßte der Russische Rubel ein.
- Die Schwedische Krone gab 2014 spürbar nach. Die Schwäche erklärt sich mit der deutlichen Zinssenkung der Riksbank. Kurzfristig ist das Erholungspotenzial der Krone zwar begrenzt. Jedoch weist Schweden gegenüber der Eurozone neben einigen strukturellen Vorteilen ein markant höheres Wachstum auf. Daher dürfte 2015 von der Geldpolitik wieder Rückenwind auf die Schwedische Krone ausgehen und der Euro-Krone-Kurs entsprechend fallen.
- Helaba Währungsprognosen
SEK: Erst längerfristig mit Potenzial
Die deutsche Sehnsucht nach Bullerbü hat vermutlich auch manchen Anleger gepackt. Angesichts der Schwierigkeiten in der Eurozone vertrauten diese Investoren darauf, dass ihr Geld in Schweden besser aufgehoben ist. Sie wurden jedoch, zumindest was die Devisenmarktentwicklung betrifft, weitgehend enttäuscht: Die Schwedische Krone erwies sich 2014 mit einem Verlust von gut 4 % gegenüber dem Euro als schwächste Währung unter den Industrieländern. Bereits im Vorjahr zählte die skandinavische Währung zu den Verlierern.
Langfristig betrachtet war die Schwedische Krone nur bedingt ein lohnendes Investment. Die Währung litt von den siebziger bis Anfang der neunziger Jahre unter einer massiven Abwertung. In den letzten zwanzig Jahren herrschte dann eine Stabilität: So notierte der Euro-Krone-Kurs weitgehend in einem Band von 8,0 bis 10,0. Lediglich während der globalen Finanzkrise wertete die Schweden- Krone drastisch ab, der Wechselkurs sprang zeitweise fast bis auf 12,0. Aber selbst innerhalb des Seitwärtsbandes gab es Phasen, in denen Anleger mit der Schweden-Krone sowohl zweistellige prozentuale Gewinne als auch Verluste realisieren konnten.
Die schwedische Wirtschaft wirkt für Anleger, insbesondere aus der Eurozone, zweifellos attraktiv. Das Land ist politisch stabil, die Staatsfinanzen sind gerade im europäischen Vergleich zumindest in diesem Jahrhundert recht solide. Die Wirtschaft wächst zumeist ansehnlich, wenn auch nicht überschwänglich. Die Preisstabilität ist gegeben. Die Leistungsbilanz weist seit zwanzig Jahren Überschüsse auf. Allerdings hat die globale Finanzkrise gezeigt, dass Schweden anfällig ist: So litten schwedische Banken überproportional, nicht zuletzt wegen ihrer Auslandsengagements. Außerdem birgt die hohe Bedeutung der eher zyklischen Industrie wie der Bau von Maschinen und Transportfahrzeugen Risiken: So schrumpfte aufgrund der globalen Finanzkrise 2009 das Bruttoinlandsprodukt in Schweden mit gut 5 % stärker als in vielen anderen Industrieländern. Als Exportdestinationen dienen überwiegend europäische Ziele, neben der Eurozone noch Großbritannien und die skandinavischen Nachbarn.
Die schwedische Währung ist trotz gewisser Vorzüge damit jedenfalls kein sicherer Anlagehafen. Allerdings ist die Krone jenseits von Krisenphasen ganz gut aufgestellt, gerade im Vergleich zum Euro. Im Vorjahr wuchs die schwedische Wirtschaft um 1,6 %. 2014 zeichnet sich ein Wachstum von deutlich mehr als 2 % ab. Die Investitionen expandieren kräftig und die weiter positiv gestimmten Unternehmerbefragungen sprechen gegen eine Trendwende. Der Außenhandel profitiert von einer Erholung der europäischen Konjunktur. Da eine wachsende Beschäftigung und höhere Löhne die privaten Einkommen stützen, legt auch der private Konsum solide zu. Darüber hinaus steigt die Ausgabebereitschaft der Haushalte, ihre Verschuldung vergrößert sich. Die Hauptursache hierfür ist vor allem im prosperierenden Wohnimmobilienmarkt zu sehen, die Häuserpreise klettern weiter. Die im internationalen Vergleich hohe Verschuldung der privaten Haushalte ist kritisch zu werten, wird aber von der Geldpolitik tendenziell noch weiter befeuert.
Trotz der soliden wirtschaftlichen Entwicklung senkte die schwedische Notenbank Anfang Juli ihren Leitzins von 0,75 % auf 0,25 % überraschend deutlich. Übrigens votierte der Riksbank- Gouverneur Ingvers gegen die kräftige Reduktion. Als Grund für den Zinsschritt argumentiert die Zentralbank mit der sehr niedrigen Inflation. Tatsächlich befindet sich die Teuerung nur marginal über der Nulllinie, der Kernraten liegen etwas höher, aber noch unter einem 1 %. Schon seit Ende 2012 pendelt die Inflation in Schweden um die Nullmarke. Eine mäßige Nachfrage bei bestehenden gesamtwirtschaftlichen Überkapazitäten und einem hohem Wettbewerbsdruck erklärt die aktuell geringe Teuerung. Mittelfristig ist aufgrund des höheren Wachstums mit einer Preisbeschleunigung zu rechnen. Selbst die Riksbank geht in ihren Projektionen von einem Inflationsanstieg aus, demnach wird 2016 die Zielmarke von 2 % wieder erreicht.
Als anderes Argument für die massive Zinssenkung führte die Notenbank die international niedrigen Zinsen auf. Sicherlich spielt sie auf die neuen expansiven Maßnahmen der EZB an. Man kann die schwedische Senkung als Reaktion auf die EZB verstehen bzw. sogar als präventive Maßnahme, um die eigene Währung nicht zu sehr aufwerten zu lassen. Zumindest gab der Devisenmarkt der Riksbank recht. So erklärt sich die diesjährige Schwäche der Krone vor allem mit der schwedischen Geldpolitik. Dass die Politik keine zu starke Währung wünscht, mag verständlich sein. Jedoch benötigt die schwedische Konjunktur keine geldpolitische Stimulierung, der Immobilienmarkt bräuchte sogar eher einen Dämpfer. Zudem kann man kaum von einer Überbewertung der Schweden-Krone sprechen. Adjustierte Kaufkraftparitäten bzw. reale Wechselkursindizes legen eine faire bzw. sogar eine zu niedrige Bewertung der Krone nahe.
Die Zinssenkung hat der schwedischen Währung vorerst das Aufwertungspotenzial geraubt. So indizieren die Zinsdifferenzen gegenüber deutschen Anleihen eine angemessene Bewertung beim aktuellen Niveau von gut 9,2 Kronen je Euro. Allerdings geht selbst die schwedische Notenbank in ihren Projektionen von Zinsanhebungen Ende 2015 aus. Sollte sich das Wirtschaftswachstum als nachhaltig erweisen und die Inflation womöglich schneller normalisieren als bislang unterstellt, könnte eine solche Zinswende sogar vorgezogen werden. Zumindest ist auf dem aktuellen Zinsniveau das Chance-Risiko-Verhältnis eindeutig nach oben gerichtet. Da die EZB bis auf weiteres eher noch expansiver wird, spricht mittelfristig einiges für eine Erholung der Schweden-Krone. Der Euro-Krone-Kurs dürfte nach einer Seitwärtsbewegung in den nächsten Monaten bis Jahresende auf 9,0 zurückgehen und dann 2015 mit wachsender Zinsfantasie deutlich darunter fallen. Die Anleger brauchen hierfür schon ein wenig Geduld - und vielleicht auch Nerven. Denn ein friedliches Währungsparadies à la Bullerbü war die Schweden-Krone eigentlich nie und wird sie wohl so schnell nicht werden.