Die Woche im Überblick
Nach extremen Kursbewegungen neigen die meisten Marktteilnehmer dazu, die Tendenz in die Folgeperiode fortzuschreiben. Nonkonformisten beziehen hierzu bewusst Gegenposition, was mitunter sogar zu großem Erfolg führen kann, wenn sich gleichzeitig dazu passende Wendepunkte im makroökonomischen Umfeld auftun. Gold hatte 2013 immerhin den größten Verlust seit 1981 zu verzeichnen und wäre damit durchaus ein Kandidat für ein "Contrarian-Investment". 1982 kam es schließlich auch zu einer Gegenbewegung von rund 15 %. Allerdings dürften sich die positiven und negativen Preisfaktoren 2014 eher die Waage halten. Im Zweifel könnten sogar anhaltende Belastungen vom monetären Umfeld auf das gelbe Metall ausgehen. Nicht zuletzt wird 2014 auch ein aufgrund günstiger Wachstums- und Zinsdifferenzen fester US-Dollar wohl das Aufwärtspotenzial der Goldnotierungen stark einschränken.
Wochen-Quartals-Tangente
Erwartungsgemäß hat sich der EZB-Rat in der ersten Sitzung des Jahres mit neuen Beschlüssen zurückgehalten. Gleichwohl betonte Mario Draghi, dass man angesichts des fragilen konjunkturellen Umfelds vorsichtig bleibe und gegebenenfalls die zur Verfügung stehenden Instrumente einsetzen würde. Damit ist er verbal etwas expansiver geworden als in der letzten Sitzung. Die EZB setzt sich damit bewusst vom Kurs der US-Notenbank ab, was sich mittelfristig in einem schwächeren Euro bemerkbar machen dürfte (S. 4).
Der Bund-Future zeigte sich zuletzt wieder etwas fester, überwand allerdings (noch) nicht die Marke von 140,00. Dafür fallen die Konjunkturdaten im Euroraum derzeit zu positiv aus: In Deutschland stieg die Vorjahresrate der Industrieproduktion mit 3,5 % im November auf den höchsten Wert seit zwei Jahren, was eine gute Vorlage für die in der kommenden Woche veröffentlichten Euro- Gesamtrate ist. Der Private Verbrauch gewinnt nicht nur in Deutschland an Fahrt. Die Einzelhandelsumsätze im Euroraum sind mit einer Jahresrate von 1,5 % zuletzt auf ein mehrjähriges Hoch geklettert. Positiv ist in diesem Zusammenhang zu werten, dass das Verbrauchervertrauen nach dem Rückgang im November wieder in den Aufwärtstrend eingeschwenkt ist. Auch die Stimmung bei den Unternehmen sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich hat sich laut EU-Kommission gegen Jahresende nochmals verbessert.
Unter dem Eindruck günstiger Konjunkturaussichten haben sich die Risikoaufschläge zu Jahresbeginn weiter zurückgebildet. Die CDS-Prämien auf Staatsanleihen der großen Industrieländer sind ebenso gesunken, wie die Renditen der Euro-Krisenländer und der Pfandbriefspread in Deutschland. Die hohe Nachfrage nach den neuen irischen und portugiesischen Staatsanleihen zeigt, dass die Bereitschaft Risiken einzugehen tendenziell zunimmt. Eigentlich sind das gute Voraussetzungen für die Aktienmärkte. Allerdings sind die Anleger wegen der beginnenden Berichtsaison der US-Unternehmen sowie der von der Fed eingeleiteten "Normalisierung" der Geldpolitik zuletzt etwas vorsichtiger geworden. Auch sorgt das Extremwetter in den USA für Unsicherheit.
Erste Auswirkungen dürften sich bereits in der anstehenden Berichtswoche zeigen. Nach den guten Konjunkturdaten im November ist mit einer gewissen Gegenbewegung zu rechnen (S. 5).
Devisen: Euro vor schwierigem Jahr 2014
Der Euro wird seine Gewinne aus dem Vorjahre kaum ausbauen können. Aufgrund der geldpolitischen Divergenz dürfte er gegenüber dem US-Dollar 2014 deutlich unter Druck geraten.
Der Euro darf sich als der große Gewinner des vergangenen Jahres am Devisenmarkt feiern lassen.
Aus den Industrieländern entwickelte sich keine Währung 2013 besser, aus Schwellenländern gerade einmal der Israelische Schekel. Hält die Euro-Aufwertung auch 2014 an?
Euro-Erholung 2013
Die Stärke des Euro erklärt sich u.a. damit, dass sich die europäische Schuldenkrise deutlich entspannt hat. Dies belegen die - im Sog einer sich stabilisierenden Konjunktur - gesunkenen Risikoaufschläge auf Staatsanleihen in der Euro-Peripherie. Die Geldpolitik der EZB hat den Euro teilweise ebenfalls gefestigt. Zwar reduzierte die Notenbank 2013 ihren Leitzins zweimal, jedoch wirkte sich dies kaum auf die Geldmarkt- bzw. Kapitalmarktzinsen aus. Vor allem aber schrumpfte die Bilanzsumme bzw. Geldbasis der EZB, selbst wenn dies aus Sicht der Zentralbank eher passiv geschah. Die Federal Reserve hingegen weitete mittels ihres Wertpapierkaufprogramms die USGeldbasis deutlich aus. Außerdem erhöhte sich in der Eurozone 2013 der Leistungsbilanzüberschuss, was tendenziell eine Währung begünstigt.
Vorteile für den US-Dollar
Die US-Notenbank startete jedoch im Dezember eine Kehrtwende und kündigte eine Reduktion ihrer Käufe an. Angesichts der zuletzt robusten US-Konjunktur dürfte die Fed diese Maßnahme in den kommenden Monaten weiter herunterfahren. Die Dollar-Geldbasis erhöht sich damit zwar zunächst noch. Allerdings war um den Jahreswechsel eine noch größere Ausweitung der Euro- Geldbasis zu verzeichnen. EZB-Chef Draghi machte klar, dass die Notenbank, falls notwendig, bereit steht, zusätzliche expansive Maßnahmen zu ergreifen. Damit dreht das Liquiditätsargument nun zu Lasten des Euro. Der Renditevorteil des US-Dollar dürfte im Jahresverlauf auch bei kurzfristigeren Staatsanleihen sukzessive zunehmen, wenn die Perspektiven auf Zinserhöhungen wachsen. Der Zusammenhang zwischen Euro und den Risikoaufschlägen der Peripherieanleihen ist kaum noch existent. Auch das Argument der Leistungsbilanzen verliert an Gewicht. Im Zuge einer sich erholenden Binnennachfrage und eines steigenden Euro wird sich der Saldo in der Eurozone kaum verbessern können. Die US-Leistungsbilanz weist zwar ein Defizit auf, verbessert sich aber im Trend. So lag - dem Energieboom sei Dank - der Fehlbetrag in der Handelsbilanz im November, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, so niedrig wie - ausgenommen die Rezessionsphase 2009 - seit 1999 nicht mehr. Die an den Finanzmärkten gewachsene Risikoneigung, die im Trend eher den Euro begünstigt, könnte sich im Jahresverlauf ebenfalls gegen den Euro wenden.
Damit spricht sehr viel gegen eine Fortsetzung der Euro-Stärke. Nach dem bereits missglückten Auftakt dürfte der Euro-Dollar-Kurs im laufenden Jahr auf 1,30 und tiefer fallen. Auch gegenüber anderen Währungen ist für die Gemeinschaftswährung eher mit Verlusten zu rechnen.
USA: Und nun...das Wetter!
Die Analyse der konjunkturellen Entwicklung wird immer wieder durch Schocks ("government shutdown", Steuererhöhungen, Streiks oder die alle zehn Jahre stattfindende Volkszählung) erschwert, welche die Statistik verzerren. Aber auch das Wetter hat manchmal einen spürbaren Effekt auf die Daten. In diesem Winter dürfte das wieder einmal der Fall sein.
Viel Schnee im Dezember
Die in der Berichtswoche anstehenden Daten zum Dezember werden unter anderem die meteorologischen Bedingungen reflektieren. Bereits in der Umfrage des ISM außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes haben sich im abgelaufenen Monat Vertreter einiger Branchen über negative Auswirkungen der Witterung auf die Geschäftslage beklagt. Zwar sind die amerikanischen Konjunkturindikatoren um saisonale Schwankungen bereinigt Allerdings werden dabei nur die "üblichen" (durchschnittlichen) Saisoneffekte erfasst. Besonders kaltes oder warmes Wetter bzw. ein Hurricane schlagen sich auch in den bereinigten Daten nieder. Rein von der Temperatur her war der Dezember nicht ungewöhnlich. Gemessen an den so genannten "Heating Degree Days", die abbilden, wie stark in einem Monat im Landesschnitt geheizt werden musste, war der Dezember zwar etwas kälter als normal. Diese Abweichung fiel jedoch kleiner aus als im November - der wiederum bei vielen Kennzahlen (Autoverkäufe, Wohnungsbaubeginne) eher durch eine erstaunlich positive Entwicklung überrascht hatte. Eine gewisse Gegenbewegung zu dem sehr guten Vormonat ist im Dezember daher wahrscheinlich - und war bei den Autoverkäufen auch schon zu beobachten.
Trotz der weithin "normalen" Temperaturen gab es im Dezember in der wirtschaftlich wichtigen Region im Nordosten der USA im Dezember aber zwei recht kräftige Schneestürme. Der Statistik nach fallen sie unter die 40 stärksten Schneefälle seit den 1950er Jahren, wobei der zweite davon erst am 30. Dezember begann. Trotzdem sollte sich der Schneefall u.a. in den Wohnungsbaudaten negativ bemerkbar machen. Insgesamt dürfte der Effekt jedoch deutlich geringer als im Februar 2010 sein, als gleich drei Rekordstürme verzeichnet wurden.
Kräftiger Konsum im Q4
Die Einzelhandelsumsätze im Dezember könnten ebenfalls unter der Witterung gelitten haben.
Zumindest die Autokäufe waren deutlich rückläufig. Hinzu kommt, dass die beiden Vormonate schon recht gute Umsätze verzeichnet hatten. Auf der anderen Seite legten die Wochendaten des "International Council of Shopping Centers" (ICSC) merklich zu. Auch die Tankstellenumsätze sollten stützend wirken, denn die Benzinpreise stiegen im Dezember verglichen mit dem November saisonbereinigt recht deutlich. Insgesamt rechnen wir im Einzelhandel mit einem leichten Umsatz- Plus (0,1 % gegenüber Vormonat). Ohne Pkws dürfte hingegen ein Anstieg von 0,7 % zu verzeichnen sein. Der Umsatz ohne Pkws und Tankstellen - also das "Weihnachtsgeschäft" im engeren Sinne - wird wohl eine Zunahme um 0,3 % ausweisen. Der Konsum insgesamt dürfte im Q4 real mit einer annualisierten Rate von fast 4 % gestiegen sein.
Der jüngste massive Kälteeinbruch zur Jahreswende wird sich wohl erst in den Monatsdaten zum Januar voll niederschlagen. Inwiefern der statistische Effekt nennenswert sein wird, hängt letztlich davon ab, wie lange die Kältephase andauert.