- Logistikbranche sorgt für überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum in Thüringen
- Auch künftig überdurchschnittliches Branchenwachstum möglich
- Logistik ist wichtiger Arbeitgeber in Thüringen
Der Logistikbranche kommt in Thüringen eine besondere Bedeutung zu. "Zum einen begünstigen die geografische Lage und die gute Infrastruktur die Ansiedlung von Logistikunternehmen und fördern damit das Wirtschaftswachstum. Zum anderen gehört die Branche aufgrund ihrer hohen Beschäftigungsintensität zu den wichtigsten Arbeitgebern im Freistaat", erläutert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen bei der Präsentation der Studie in Erfurt. Aktuell arbeiten in Thüringen knapp 5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Branche. Bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise zeichnete sich die Thüringer Logistik durch ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum aus. "Nach dem tiefen Einbruch 2009 setzte auch in dieser Branche ein rasantes Wachstum ein, so dass inzwischen in etwa wieder das hohe Niveau aus dem Jahr 2008 erreicht sein dürfte", so Traud weiter. Für 2012 kündigt sich jedoch eine Beruhigung an.
Die Logistikbranche ist klarer Gewinner der intensiven Integration der deutschen Wirtschaft in die Weltwirtschaft. Nicht zuletzt deshalb konnten im vergangenen Jahr Bundesländer mit hohem Logistikanteil und einer modernen Industrie besonders punkten. Dazu zählte auch der Freistaat Thüringen, wo das Wirtschaftswachstum mit 3,4 Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 3,0 Prozent lag. Die Normalisierung der Konjunktur wird aber auch nicht vor Thüringen halt machen, so dass das BIP-Wachstum 2012 bei gut einem Prozent liegen dürfte. Mittelfristig gehört die Logistik in Deutschland und insbesondere in Thüringen zu den Branchen, die ein hohes Wachstum aufweisen dürften. Innerhalb Deutschlands erfordert die dezentrale Wirtschaftsstruktur überdurchschnittlich viele Transportleistungen. Dies wird durch den im internationalen Vergleich hohen Industrialisierungsgrad noch stimuliert, da industrielle Wirtschaftszweige grundsätzlich mehr Logistikangebote nachfragen als der Dienstleistungssektor. Hinzu kommt die Handelsoffenheit, die in der Thüringer Industrie zu einer stetigen Steigerung der Exportquote auf zuletzt 32 Prozent geführt hat.
Dennoch steht auch die Thüringer Logistikbranche vor großen Herausforderungen. Hohe Energiekosten, die in Deutschland durch steuerliche Aufschläge noch verstärkt werden, schwächen die Wettbewerbsposition der hiesigen Logistikunternehmen. Zudem wächst die Nachfrage nach Verkehrsleistungen schneller als das Angebot, so dass die Infrastruktur ausgebaut werden muss. Dies kollidiert allerdings häufig mit dem Umweltschutz und der Bewahrung der Lebensqualität, vor allem angesichts der hohen Einwohnerdichte in Deutschland. "Dies darf aber nicht dazu führen, dass die Wachstumsbranche Logistik ausgebremst wird", fordert Traud. Der Interessenausgleich steht deshalb ganz oben auf der Agenda. Dabei sollte beachtet werden, dass Logistikunternehmen Arbeitsplätze für alle Qualifikationen bieten und somit wichtige Arbeitgeber auch in Thüringen sind.