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Japanischer Yen

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
.- Der Euro erwies sich in den letzten Wochen als Gewinner am Devisenmarkt. Großer Verlie-rer war der Japanische Yen, auch einige außereuropäische Schwellenländerwährungen, insbesondere der Brasilianische Real, gaben nach.
- Der Japanische Yen gab zuletzt in Erwartung eines Regierungswechsel und damit einer expansiveren Geldpolitik ab. Langfristig gibt es gute Argumente für einen schwächeren Yen. Allerdings dürfte sich die Yen-Schwäche gegenüber Euro und US-Dollar kurz- und mit-telfristig angesichts der global expansiven Geldpolitik in Grenzen halten.
- Helaba Währungsprognosen

JPY: Vor Paradigmenwechsel?

Der Yen neigt zur Schwäche. Diese Nachricht ist keines-falls so gewöhnlich, wie sie klingt, denn die japanische Währung war seit Beginn der Finanzkrise Mitte 2007 der unangefochtene Überflie-ger am Devisenmarkt, gegenüber dem selbst der bärenstarke Schweizer Franken verlor. 2012 hingegen erweist sich der Yen als mit Abstand größter Verlierer unter den wichtigen Währungen, insbesondere in den letzten Wochen gab diese Devise nach. Trotz der schwachen Entwicklung in diesem Jahr verzeichnet der Yen seit Mitte 2007 auf Basis handelsgewichteter Indizes immer noch einen Gewinn von mehr als 50 %.

Argumente für eine Abwertung des Yen existieren zuhauf, nur gelten viele davon bereits seit län-geren und führten Anleger häufig in die Irre. Der japanische Staat ist mit deutlich mehr als 200 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der unangefochtene Schuldenkönig in der Welt, an den nicht einmal die Hellenen heranreichen. Ein schwaches Wirtschaftswachstum, das auch in einer rückläufigen Arbeitsbevölkerung begründet ist, spricht ebenso gegen den Yen wie die Nullzinsen bzw. die sehr expansive Geldpolitik.

Dass In den vergangenen Jahren hat sich die Geldpolitik jedoch als Stütze für den Yen erwiesen. Da die anderen großen Notenbanken aus den USA, der Eurozone und Großbritannien dem japani-schen Beispiel der Nullzinspolitik mehr oder weniger folgten, fiel der Renditenachteil vom Yen kaum noch ins Gewicht. Inflationsbereinigt - in Japan fallen die Preise nach wie vor, insbesondere ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energiegütern - rentieren japanische Staatsan-leihen mittlerweile sogar höher als die aus den USA oder Deutschland. Bei den nichtkonventionel-len Maßnahmen der Notenbanken, die sich in einer Ausweitung ihrer Bilanzsummen wider-spiegeln, hielt sich die Bank of Japan (BoJ) vergleichsweise zurück.

Im Bezug auf die Staatsverschuldung gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Japan und den kriselnden Ländern der europäischen Peripherie: Während letztere Staaten - auch die Ge-samtwirtschaft - in erheblichen Ausmaß im Ausland verschuldet sind, werden japanische Staats-anleihen weitgehend von Inländern gehalten. Ausländische Gläubiger trennen sich in der Regel schneller von Wertpapieren. Die japanische Wirtschaft ist dagegen per saldo einer der großen Gläubiger in der Welt und damit weniger verwundbar. In Krisenphasen an den Finanzmärkten wertet der Yen zumeist auf, da Japaner dann Gelder repatriieren. Die internationale Nettogläubi-gerposition Japans beruht auf den angehäuften Leistungsbilanzüberschüssen - vor allem durch den erfolgreichen Außenhandel. Seit März 2011 jedoch weist die japanische Handelsbilanz fast regelmäßig einen Fehlbetrag aus. Entsprechend verschlechtert sich die Leistungsbilanz, die im September 2012 sogar erstmals seit Dekaden im Minus lag. Im Gesamtjahr bleibt die Leistungsbi-lanz dank der Kapitalerträge aber noch positiv. Der Tsunami inkl. Nuklearkatastrophe aus dem vergangenen Jahr und die darauf folgende Abschaltung von zwischenzeitlich allen Kernkraftwer-ken in Japan erklärt das Handelsbilanzdefizit teilweise. Das Land führte deswegen verstärkt Öl und Gas zur Energieerzeugung ein. Die nukleare Zukunft Japans und damit auch der Energieimporte ist angesichts einer unklaren politischen Situation offen. Die langjährige Yen-Aufwertung hat eben-falls zur Schwäche im Außenhandel beigetragen. Nach Kaufkraftparitäten ist die japanische Wäh-rung gegenüber US-Dollar und Euro überbewertet, jedoch nicht einmal extrem im historischen Vergleich. Dennoch verliert das Land sukzessive Anteile im Welthandel, einige große Konzerne leiden unter erheblichen Problemen. Das Argument einer wettbewerbsfähigen Exportwirtschaft als Yen-Stütze gilt zunehmend weniger.

Der Vorteil eines überwiegend im Inland verschuldeten Staates stößt ebenso an Grenzen. Ein sinkender Leistungsbilanzüberschuss impliziert eine geringere gesamtwirtschaftliche Ersparnis. Die hohe Staatsverschuldung kann immer weniger mit dem Nettofinanzvermögen der privaten Haushalte gedeckt werden. Der Unternehmenssektor steht bislang noch als Anleihekäufer zur Verfügung, kann aber schneller umdisponieren, wenn die Angst vor Kursverlusten wächst. Der japanische Staat weist derzeit ein Haushaltsdefizit von rund 10 % am BIP auf, etwa die Hälfte der Ausgaben wird mit neuen Schulden finanziert. Zur Defizitreduktion hat das Parlament auf Druck des scheidenden Regierungschefs Noda eine ab 2014 wirkende, zweistufige Anhebung der Mehr-wertsteuer von 5 auf 10 % beschlossen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass diese Konsolidie-rungsmaßnahme letztlich doch noch außer Kraft gesetzt wird.

Am 16. Dezember wählt Japan ein neues Unterhaus. In den Umfragen führt die oppositionelle LDP unter ihrem Spitzenkandidaten und früheren Ministerpräsidenten Abe. Abe verlangt von der No-tenbank ein höheres Inflationsziel von 2 -3 % und damit eine noch expansivere Geldpolitik. Die Unabhängigkeit der BoJ wird seit geraumer Zeit ausgehöhlt, 2013 dürfte der Notenbankchef Shirakawa seinen Posten zu Gunsten eines politisch opportunen Kandidaten aufgeben. Die Erwar-tung einer äußerst expansiven Geldpolitik - die BoJ weitet bereits ihr Wertpapierkaufprogramm aus - belastete den Yen in den letzten Wochen. Sollte die Notenbank tatsächlich weitgehende Maßnahmen ergreifen und damit Erfolg haben, wäre der inflationsbereinigte Renditevorteil des Yen wohl dahin. Leiden würden aber auch Besitzer von Staatsanleihen, denn irgendwann sollten die höheren Inflationsraten die Anleihekurse drücken. Geschäftsbanken und Unternehmen bekä-men dann Probleme.

Die aktuelle Yen-Schwäche sollte jedoch mit Vorsicht betrachtet werden. Versuche mittels einer expansiveren Geldpolitik die Deflation nachhaltig zu überwinden, hat es bereits einige gegeben. Letztlich waren sie nicht von Erfolg gekrönt. Ob die Inflation diesmal nachhaltig ansteigen würde, darf bezweifelt werden. Schließlich sieht die konjunkturelle Lage eher mau aus, die Wirtschaft befindet sich einmal mehr am Rande einer Rezession, was in der Regel die Preise drückt. Die Leitzinsen in Euro und US-Dollar bleiben für längere Zeit auf japanischen Tiefstständen, darüber hinaus werden die Notenbanken ihre Bilanzsummen wohl noch ausweiten. Folglich werden die Renditedifferenzen gering bleiben. Des Weiteren bestehen derzeit hohe Wetten von spekulativ orientierten Anlegern gegen den Yen, was als Kontraindikator interpretiert werden kann. Kurz- und Staat kann Finanzierungs-problem bekommen Druck auf BoJ wächst mittelfristig dürfte sich die Yen-Schwäche daher in Grenzen halten. Der Euro-Yen-Kurs könnte 2013 von derzeit 109 auf merklich über 110 steigen, während sich der Dollar-Yen-Kurs vermutlich vom aktuellen Niveau um 83 nicht signifikant erhöhen wird. Längerfristig liegen im Yen sicherlich erhebliche Abwertungsrisiken, aber auch Euro und US-Dollar sind ja nicht frei von Problemen.
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