Neues Thema: Währungskrieg
Mit dem Abebben der europäischen Schuldenkrise und der deutlichen Festigung des Euro hat sich ein neues Angstszenario an den Märkten etabliert: der Währungskrieg. Erinnerungen an die Abwertungswettläufe der 30er Jahre werden wach.
Abwertung des Yen löst Ängste aus
Der Auslöser für die jüngsten Sorgen kommt aus dem Fernen Osten. In Japan drängt der neu gewählte Regierungschef Abe die Notenbank dazu, in die Vollen zu gehen. Tatsächlich hob die Bank of Japan bereits ihr Inflationsziel von 1 % auf 2 % an. Zu diesem Zweck soll die japanische Notenbank ihre Wertpapierkaufprogramme deutlich ausstocken. Das mutmaßliche Ziel dieser Aktionen ist aber ein anderes: die eigene Währung zu schwächen. In der Tat wertete der Yen massiv gegenüber Euro und US-Dollar ab.
Frankreich sieht sich schon bedroht
Rund um den Globus erhoben sich die warnenden Stimmen. In Europa fielen die Spontanreaktionen jedoch differenzierter aus: In Frankreich verwies Präsident Hollande auf die Belastung einer starken Währung, so wie es in der Vergangenheit auch schon andere Präsidenten getan hatten. In Deutschland sind solche Töne kaum zu vernehmen. Das deutsche Bedürfnis nach einer stabilen Währung erstreckt sich auch auf den Außenwert. Dabei würde die deutsche Wirtschaft aufgrund des hohen Exportanteils außerhalb der Eurozone intensiver unter einer starken Währung leiden als unsere europäischen Nachbarländer, die mehr Handel innerhalb der Europäischen Währungsunion tätigen. Die langjährigen Erfahrungen mit Währungsaufwertungen lassen die Deutschen entspannter auf Devisenmarktentwicklungen blicken.
EZB relativ wenig expansiv
Die Festigung des Euro resultiert z.T. auch daraus, dass die Europäische Zentralbank im internationalen Vergleich zurückhaltend agiert. Die US-Notenbank dagegen kauft schon seit geraumer Zeit Wertpapiere, d.h. sie druckt damit quasi Geld und weitet somit ihre Bilanz aus. So traf der Vorwurf des Währungskriegs die USA schon im Jahr 2010, als sich der brasilianische Finanzminister Mantega dahingehend äußerte. Es kann jedoch bezweifelt werden, dass die Federal Reserve mit ihrer expansiven Geldpolitik vorrangig eine Dollar-Abwertung bezweckte, sondern diese eher nur wohlwollend in Kauf genommen hat.
Yen nunmehr fair bewertet
In Japan spielt das Wechselkursargument eine größere Rolle. Ein Blick auf die letzten Jahre relativiert jedoch den Vorwurf der Währungsmanipulation. Der Japanische Yen war nach Einsetzen der globalen Finanzkrise 2007 der Überflieger schlechthin am Devisenmarkt. Folglich galt die japanische Währung auf Basis vieler Kriterien als überbewertet. Der einst stolze Überschuss in der Handelsbilanz verkehrte sich in ein Defizit, wenngleich hierzu höhere Importe von Energiegütern nach dem Abschalten der meisten Atomkraftwerke beigetragen haben. Nach dem jüngsten Kursrutsch erscheint der Yen gegenüber Euro und US-Dollar als vergleichsweise "fair" bewertet. Von einer künstlichen Unterbewertung der japanischen Währung kann sicherlich nicht gesprochen werden.
Zumindest bislang noch kein Währungskrieg in Sicht
Ein wirklicher Währungskrieg würde darüber hinausgehen. Notenbanken würden direkt am Devisenmarkt intervenieren. Und zwar nicht nur um horrende Überbewertungen zu korrigieren, wie es z.B. die Schweizer Zentralbank vollzieht. Sondern die Notenbanken würden ihre Währung so schwächen, dass auf Basis einer markanten Unterbewertung Vorteile im Außenhandel generiert würden. Andere Staaten antworteten mit protektionistischen Maßnahmen. Davon sind wir aber noch entfernt, der Ausruf eines Währungskrieges ist daher zumindest verfrüht. Kaufprogramme von nationalen Anleihen seitens der Notenbanken sind ohnehin kein zuverlässiges Instrument zur Währungsabwertung.
Abwertungen wirken nur temporär wettbewerbssteigernd
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die potenziellen wirtschaftlichen Gewinne mittels einer Währungsabwertung nicht überschätzt werden. Trotz all der Lira-Abwertungen in der Vergangenheit hieß der Exportweltmeister über viele Jahrzehnte Deutschland und nicht Italien. Es kommt eben auch auf die passenden Produkte an und nicht nur auf gewisse Kostenvorteile, die häufig ohnehin nur die Gewinnmargen beeinflussen. So ist beispielsweise das britische Handelsbilanzdefizit in den letzten Jahren trotz massiver Pfund-Schwäche per saldo kaum geschrumpft. Die aktuellen Niveaus zeigen sowieso keine signifikante Überbewertung des Euro an. Die französische Politik sollte sich daher mehr den strukturellen Problemen im eigenen Land widmen denn dem Euro.