Die Aktienbörsen quittierten den Wahlausgang mit dem größten Tagesverlust des Jahres, qualitativ hochwertige Staatsanleihen waren gesucht.
Heute Nacht hat das Spar- und Reformpaket im Volumen von rund 13.5 Mrd. Euro mit knapper Mehrheit das griechische Parlament passiert. Damit ist eine Voraussetzung für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche geschaffen und ein Bankrott des Landes zunächst einmal aufgeschoben. Die Auszahlung der benötigten Gelder von über 30 Mrd. Euro könne sich jedoch wegen immer noch ausstehender Einigungen zwischen der Troika und der Regierung bis Anfang Dezember hinausziehen. Zudem steht schon am Wochenende die Abstimmung über den Haushalt 2013 auf der Agenda, die wieder eng mit der Zukunft der Regierungskoalition verknüpft ist. Die Mehrheit der Regierungskoalition ist bei der gestrigen Abstimmung von 176 auf 153 Abgeordnete geschrumpft.
Schlechte Nachrichten kommen auch aus der Industrie. Nach den enttäuschenden Daten aus Großbritannien melden auch das verarbeitende Gewerbe in Spanien (-3.3 %/-7 %) und Deutschland (-1.8 %/-1.2 %) schwache Produktionszahlen.
Auch EZB- Präsident Mario Draghi goss Öl ins Feuer und zeichnet ein düsteres Konjunkturbild. Mit seiner Aussage, die Krise erreiche nun auch die deutsche Wirtschaft, schaltete er die Risikoampeln vollends auf rot. Ob er damit eine weitere Zinssenkung bei der nächsten Sitzung im Dezember vorbereiten will, wird sich heute zeigen.
Bundesanleihen konnten angesichts zunehmender Risikoaversion und eingetrübter Konjunkturperspektiven kräftig zulegen. Besonders gesucht waren mittlere und lange Fälligkeiten, kurze Titel konnten dem Tempo nicht ganz folgen.
Die Rentenmärkte der EU- Peripherie standen dagegen wieder unter Druck. Der Zinsvorsprung 10-jähriger italienischer (4.90 %), spanischer (5.66%) und portugiesische Titel (8.27 %) weiteten sich gegenüber Bundesanleihen um 8,10 bzw. 3 BP aus. Staatspapiere aus Frankreich (2.17 %) und Belgien (2.34 %) verloren 3 bis 4 BP gegen Bunds.
Auch am US- Bondmarkt setzte sich die nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses eingeleitete freundliche Tendenz fort. Schwache Aktienbörsen verstärkten noch die Flucht in den sicheren Hafen der Staatsanleihen, die jedoch ihre Höchststände nicht komplett ins Ziel retten konnten.
Der Bund- Kontrakt (142.75) legt 100 Stellen zu, Bobl (126.49) und Schatz (110.865) gingen 46 bzw.8 Ticks höher aus dem Markt. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe fiel auf 1.38 %,der Renditeabstand zwischen 2- und 10-jährigen Bundesanleihen ermäßigte sich auf 141 BP. 10-jährige US- Treasuries rentieren 2 BP niedriger bei 1.67 %,der JGB- Future (144.42) legt 9 Stellen zu. Der Euro gibt auf 1.276 Dollar nach, der Preis für das Barrel Öl fällt auf 85.1 Dollar.
Heute stehen die Notenbanken in Großbritannien und der Eurozone unter Beobachtung. Während es hierzulande weder eine Zinssenkung noch neue Details zum Anleihekaufprogramm geben wird, dürfte es bei der Bank of England schon spannender werden. Obwohl der Leitzins nicht angetastet werden sollte, könnte es nach Auslaufen des Anleihekaufprogramms heftige Diskussionen um weitere geldpolitische Maßnahmen geben.
Von konjunktureller Seite liegt der Focus auf Handelsbilanzzahlen aus Deutschland (15.5 Mrd. Euro; Exporte -1.5 %; Importe -0.4 %), Frankreich (-5 Mrd. Euro) und den Vereinigten Staaten (-45 Mrd. USD).Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe(366K) runden den Datenkranz ab.
Am Primärmarkt begibt Spanien neue 5-jährige Bonos und stockt Fälligkeiten Oktober 2015 sowie Juli 2032 um insgesamt 4.5 Mrd. Euro auf. Das amerikanische Schatzamt versteigert 30- jährige Bonds im Volumen von 16 Mrd. USD.
Der EFSF stockte seine im Mai 2019 fällige Anleihe um 1.5 Mrd. Euro bei Midswap +26 BP auf.
Die Slowakei begab eine 12- jährige Anleihe im Volumen von 1.25 Mrd. Euro bei Midswap +150 BP.
Technik:
Der Bund- Future tendierte nach zögerlicher Eröffnung sehr fest und schloss (142.75) 100 Stellen über Vortagsniveau. Die Perspektiven haben sich nachhaltig aufgehellt, die Indikatoren auf Tagesbasis sind nach oben gerichtet. Auch auf Wochenbasis stehen die Ampeln auf "grün".
Widerstände sehen wir bei 142.88 (Hoch v. 07.11.), 143.19 (Hoch v. 03.08.), 143.35 (Hoch v. 02.08.) und 143.65 (Hoch v. 24.07.).
Unterstützungen liegen bei 142.41 (38.2 %- Fibonacci von 141.65 bis 142.88), 142.30 (Hoch v.06.11.), 142.12 (61.8 %), 141.90 (Trendlinie), 141.77 (Tief v. 07.11.) und 141.65 (Tief v. 06.11.).
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