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Landesbank Hessen-Thüringen

Noch keine Sommerpause

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
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- 1 Die Woche im Überblick

1.1 Chart der Woche
Hat der Euro das Schlimmste bald überstanden?
Die europäische Schuldenkrise bestimmt weiter den Euro-Dollar-Kurs. Die Euro-Erholung nach dem EU-Gipfel ist wieder verpufft, die EZB-Zinssenkung belastete eher. Die Risk Reversals - eine Kombinationsstrategie aus Kauf- und Verkaufsoptionen - zeigen weiterhin eine Skepsis der Anle-ger gegenüber der Gemeinschaftswährung an. Allerdings lässt der Pessimismus nach, was in der Vergangenheit häufig spürbare Erholungen des Euro-Dollar-Kurses zur Folge hatte. Ähnliches gilt für die spekulativen Positionen an den Terminbörsen. Die fundamentale Bewertung spricht ohne-hin gegen einen weiter fallenden Euro. Daher stehen beim Euro-Dollar-Kurs die Chancen auf eine Bodenbildung höher als auf einen Absturz. (Für weitere Kurzanalysen zu Währungen vgl. unsere neue Publikationsreihe Devisen kompakt).

1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Eine Woche mit heftigen Kursausschlägen an den Kapitalmärkten liegt hinter den Anlegern. Die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels in Brüssel sorgten zunächst für eine Erleichterungsrally an den Aktienmärkten, der deutsche Leitindex DAX legte im Wochenvergleich immerhin über 6 % zu. Das weitere Zusammenrücken der Europäischen Union in Richtung einer Haftungsgemein-schaft konnte allerdings die gegenwärtigen Konjunktursorgen nicht dämpfen. Deshalb waren die die Notenbanken am Zuge: Neben der EZB (S. 4) senkte die chinesische Notenbank überraschend zum zweiten Mal innerhalb eines Monats ihren Leitzins. Auch die Bank of England versucht mit einer Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms ihren Expansionsgrad weiter zu erhöhen. Dennoch konnten Bundesanleihen ihre zuvor erlittenen Kursverluste teilweise wieder wettmachen, während sich US-Treasuries im Wochenvergleich nahezu unverändert zeigten.

In der Berichtswoche müssen die EU-Finanzminister die Gipfelbeschlüsse umsetzen. Als schwie-rig dürften sich die Ausgestaltung der Rekapitalisierung von Banken und die Möglichkeit von Staatsanleihekäufen durch den ESM erweisen. Diese Beschlüsse müssen einstimmig getroffen werden, wobei sich schon Finnland gegen Anleihekäufe ausgesprochen hat. Die Rentenmärkte wie auch der Euro dürften im Wesentlichen von dem Ergebnis der Eurogruppe bestimmt werden. Je mehr den Problemländern dabei entgegen gekommen und damit der Haftungsrahmen für die Ge-berländer erhöht wird, umso eher dürften Bunds unter Druck geraten und der Euro profitieren.

Hingegen wird die Entwicklung an den Aktienmärkten mehr von den Konjunkturnachrichten - insbesondere im Nachklang des US-Arbeitsmarktberichts - abhängen. In der kommenden Woche sind zwar Daten aus den USA und dem Euroraum dünn gesät, zugleich stehen aber die maßgebli-chen Indikatoren aus China zur Veröffentlichung an: Neben den Erzeuger- und Konsumentenprei-sen - für die mit einem spürbaren Rückgang gerechnet wird - sind die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und das BIP für Q2 im Fokus. Aktien sollten davon profitieren, dass die Kon-junkturabkühlung ausläuft: Die chinesische Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal das Expansions-niveau des Vorquartals in etwa gehalten haben. Zudem signalisieren die Preisdaten weiteren Zins-senkungsspielraum, den die chinesische Notenbank u. E. auch nutzen wird. Dies wird Aktien auch angesichts der günstigen Bewertung weiter befördern.

2 Im Fokus
2.1 Renten: Schattenseiten einer Zinssenkung
Die Notenbanken der Industrieländer stemmen sich gemeinsam mit den Zentralbanken aus den Schwellenländern gegen einen Abschwung der Weltkonjunktur. Während die EZB-Zinssenkung kaum etwas bringen wird, hat die erneute Zinssenkung in China wahrscheinlich deutlich stärkere Effekte. Für den deutschen Rentenmarkt bedeuten die Beschlüsse vermutlich eine tendenziell steilere Zinsstruktur.

In Europa setzte die Bank von England ihr Kaufprogramm von Anleihen fort, während die EZB gerade ihr letztes konventionelles Pulver verschießt. Mit der Senkung des Leitzinses auf ein histo-risches Tief von 0,75 % sowie der Senkung des EZB-Einlagenzinssatzes auf null Prozent wird der Anlagenotstand der Investoren wieder ein Stück größer. Eine negative reale Verzinsung zehrt am Vermögen der Kapitalsammelstellen, so u.a. für die Finanzierung von Betriebsrenten. Sollte die Niedrigzinsphase länger andauern, wovon derzeit auszugehen ist, dürften sich viele Berechnungen für die private Altersvorsorge als zu hoch erweisen.

An den Finanzmärkten hat die Zinssenkung eher negativ zu Buche geschlagen. Der Rentenmarkt profitierte vielmehr von den jüngsten Kursrückgängen bei Aktien. Die Risikoaufschläge für Staats-anleihen der Krisenländer reagierten kaum. So gesehen hatte die Zinssenkung einen weiteren Renommeeverlust für die EZB zur Folge. Im Falle einer erneuten Zuspitzung der Krise kann sich dies doppelt negativ bemerkbar machen: der Zinssenkungsspielraum ist nur noch gering und Skep-sis herrscht bezüglich der Durchschlagskraft der Maßnahmen. Die Dreijahrestender gelten bei vielen Anlegern ohnehin als Rohrkrepierer.

Vom Ansehen, das die Bundesbank hinsichtlich der Inflationsbekämpfung einmal genossen hat, entfernt sich die EZB ohnehin immer weiter. Zwar weist EZB-Präsident Draghi auf sinkende kurz- und mittelfristige Inflationserwartungen hin - dank sei dem Ölpreisrückgang. Die langfristigen Inflationserwartungen der Menschen dürften mittlerweile jedoch deutlich höher sein. In Deutsch-land macht sich dies u. a. in einer steigenden Nachfrage nach Immobilien bemerkbar. In diesem Zusammenhang passt auch die Warnung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die Grenzen der Geldpolitik zu beachten. Infolge der enormen Liquiditätsmaßnahmen der Notenban-ken drohen neue Preisblasen.

2.1 USA: Barack Obama - sein letzter Fall?
Zum Jahreswechsel droht in den USA eine massive Straffung der Haushaltspolitik - das so genannte "fiscal cliff". Greift die Politik nicht ein, so werden im Umfang von bis zu 3 % des US-BIP automatisch Ausgaben gekürzt und Steuern erhöht. Damit droht ein Absturz in die Rezession. Wie zwei Kämpfende am Abgrund ringen Präsident und oppositionelle Republi-kaner im Vorfeld der Wahlen im November um die richtige Finanzpolitik.

In der Kurzgeschichte "Sein letzter Fall" ("The Final Problem") von 1893 ließ Arthur Conan Doy-le seinen Helden Sherlock Holmes nach einem Ringkampf am Rande des Abgrunds gemeinsam mit seinem Widersacher Prof. Moriarty in die Reichenbachfälle stürzen. Ein ähnlicher Absturz könnte der US-Wirtschaft 2013 drohen. Demokraten und Republikaner stehen sich in unbarmher-ziger Abneigung gegenüber und sehen keinen Spielraum für Kompromisse. Während die Republi-kaner den Haushalt rein über die Ausgabenseite - und insbesondere über Einschnitte in den sozia-len Sicherungssystemen - konsolidieren wollen, setzt Barack Obama, wenn nicht auf Klassen-kampf, dann doch auf einen klaren Schwerpunkt bei Steuererhöhungen für die Reichen. Aus heuti-ger Sicht ist angesichts des tiefen Grabens zwischen den beiden Seiten offen, wie ein Kompromiss genau aussehen könnte. Schlimmer noch: Der politische Fahrplan erschwert eine rechtzeitige Lö-sung des Problems. Vor den Wahlen hat keine Seite wirklich einen Anreiz nachzugeben. Nach den Wahlen haben möglicherweise weder Präsident Obama noch der Kongress ein Mandat für einen großen Wurf. Da ihre Amtszeit im Januar endet, wären sie ab November "lame ducks". Der neue Kongress und/oder ein neuer Präsident würden aber zu spät kommen, um den Sturz vom "fiscal cliff" noch verhindern zu können. Dieses drohende Desaster hat schon jetzt negative Auswirkun-gen, denn die resultierende Unsicherheit über Fiskalpolitik und Konjunktur dürfte bereits heute den Konsum und insbesondere die Investitionen negativ beeinflussen.

Aber für Barack Obama bieten Analogien zu Sherlock Holmes auch Anlass zur Hoffnung. 1903 konnte sich Conan Doyle den Forderungen nach einer Rückkehr seines Detektivs nicht mehr ent-ziehen und er erweckte Sherlock Holmes retroaktiv wieder zum Leben. Da die US-Wahlen bereits am 6. November stattfinden, könnte es sein, dass die Amerikaner Obama für vier weitere Jahre ins Weiße Haus wählen, ohne zu wissen, wie der Kampf um das "fiscal cliff" zur Jahreswende letzt-lich ausgeht. Dann wäre dies zwar nicht Obamas "letzter Fall" als Präsident gewesen. Der Aus-gang des Streits würde aber erheblichen Einfluss auf seine zweite Amtszeit haben - entweder weil sie (wie die erste) mit einer Rezession beginnen würde, oder weil fiskalpolitische Weichen gestellt würden, die den Handlungsspielraum der Regierung in den kommenden Jahren massiv einschrän-ken könnten. Auch besteht das Risiko, dass die Märkte die grundsätzliche Fähigkeit der US-Führung zur Konsolidierung ohne äußeren (Zins-)Druck in Frage stellen.
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