USA und China als größte Kohlendioxid-Emittenten
Der derzeitige empirische Befund ist eindeutig. Tatsächlich ist es im letzten Jahrhundert zu einem Anstieg der Erdtemperatur gekommen. Die wissenschaftliche Forschung geht davon aus, dass der Anstieg der Erdtemperatur weitgehend auf die Treibhausgase zurückzuführen ist. So überrascht es nicht, dass die Reduktion derselben in Heiligendamm im Mittelpunkt stand, und insbesondere die USA und China als die beiden größten Emittenten von Kohlendioxid zur CO2-Reduktion aufgefordert wurden.
China kann sich Reduktion des Wachstums kaum leisten Wesentlich Faktoren für die Höhe der CO2-Emission sind die Größe einer Volkswirtschaft, die Bevölkerung und das Wirtschaftswachstum. Der erste Faktor trifft insbesondere auf die USA, die beiden anderen auf China zu. Eine Reduktion der Treibhausgase könnte somit auf Kosten des Wachstums gehen. Gerade China benötigt jedoch ein hohes Wirtschaftswachstum, um den Strukturwandel von arbeitsintensiven Staatsunternehmen zu effizienten neuen Unternehmen voranzutreiben.
Ein starkes Wachstum ist notwendig, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen. Die boomende Wirtschaft der vergangenen Jahre hat die Wohlfahrtsunterschiede zwischen den Provinzen und die Einkommensunterschiede in der Bevölkerung deutlich erhöht. Wegen der schlechten Absicherung breiter Bevölkerungsteile für das Alter und gegen Krankheit sowie die beachtliche Arbeitslosigkeit ist die Sparquote der privaten Haushalte äußerst hoch. Die neue Leidenschaft für den Aktienmarkt mit der Aussicht auf schnelle und hohe Gewinne ist vor diesem Hintergrund somit mehr als verständlich.
Gewinner des Klimawandels
Der Klimawandel bietet für viele Branchen hohe Entwicklungschancen. Insbesondere alternative Energien wie Windkraft sowie Solar können von diesem Trend profitieren. Die Assetklasse Wasser wird vermutlich zu den ganz großen Gewinnern zählen. Dieses Lebenselixier wird sowohl aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung als auch der derzeit erwarteten Klimaveränderungen zu einem extrem knappen Gut. Es ist nicht auszuschließen, dass in ein paar Jahren der Wasserpreis ähnlich akribisch beobachtet werden wird wie derzeit Öl oder Gold.
Engpassfaktoren
Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe Verlierer und zunehmende Engpassfaktoren. So hat der Hurrikan Katarina im Herbst 2005 mit der Zerstörung zahlreicher Raffinerien im Süden der USA verdeutlicht, wie leicht die Energiepreise in die Höhe getrieben werden können, selbst wenn der Rohstoff Öl nicht verknappt wird.
Gefahr von Überschwemmungen und Dürre
Besonderes Augenmerk muss auf die schnell wachsenden Länder Asiens gelegt werden. In den Boomregionen Indien und China steigt die Gefahr von Überschwemmungen, aber auch ein Ausbleiben des Monsunregens wäre für Indien eine erhebliche Belastung. Die überhitzten Volkswirtschaften China und Indien, die bislang ihr Wachstum auf Kosten der Natur gedeihen ließen, würden von einem Gegenschlag der Natur schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ganz zu schweigen von den menschlichen Tragödien, würden die witterungsbedingten Ernteausfälle die Nahrungsmittelpreise und somit die Inflation in die Höhe treiben. In bereits überhitzten Aktienmärkten könnte dies schnell einen Crash herbeiführen. Selbst wenn die direkten Effekte der Naturkatastrophe bei uns nicht zu spüren wären, würde ein zu erwartender Zusammenbruch der asiatischen Börsen nicht ohne Auswirkungen auf unsere Märkte bleiben.
Agflation als neues Risiko
Der Megatrend Klimawandel ist somit eng mit dem Thema Inflation verknüpft – ein Thema, dass lange Zeit fast ganz aus der öffentlichen Diskussion verschwunden war. Der Übertragungsmechanismus erfolgt über die Agrarpreise. Der Anstieg derselben ist bereits jetzt zu beobachten und auch ein neues Wort wurde in diesem Zusammenhang schon geschöpft: „Agflation“, also steigende Inflation bedingt durch steigende Agrarpreise. Substitutionsprozesse zwischen einzelnen Rohstoffen verstärken diesen Trend noch. So ist derzeit in Brasilien ein Boom im Zuckerrohranbau zu beobachten.
Die riesige Nachfrage nach dem Biosprit Ethanol verdrängt auf den Ackerflächen alles andere. Neben Wasser könnten somit auch noch andere Lebensmittel zu sehr kostbaren Gütern werden.