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Struktur & Konjunktur: Das Bundesland Nordrhein-Westfalen

Regionalfokus

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Nordrhein-Westfalen (NRW) hat unter den 16 deutschen Bundesländern mit Abstand die meisten Einwohner. Hier leben 17,9 Mio. Menschen, das sind 22 % der Bevölkerung Deutschlands. Als flächenmäßig viertgrößtes Bundesland ist in Nordrhein-Westfalen mit rund 520 Einwohnern pro km(2) die bei weitem höchste Bevölkerungsdichte unter den Bundesländern anzutreffen, lässt man die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen außen vor. Mit 21 der 50 größten deutschen Städte ist Nordrhein-Westfalen auch das urbanste Bundesland.

Nordrhein-Westfalen erwirtschaftete 2010 mit 543 Mrd. € rund 22 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) und stellt damit den größten Anteil innerhalb der Bundesrepublik. Seine Wirtschaftsstärke - ermittelt durch das Pro-Kopf-BIP - entspricht dem Bundesdurchschnitt. Auch in puncto Produktivität, also BIP je Erwerbstätigen, erreicht Nordrhein-Westfalen den deutschen Durchschnitt.

Gemessen an europäischen Größen erlangt der wirtschaftliche Output Nordrhein- Westfalens fast den Wert des Nachbarlandes Niederlande, also der sechstgrößten Volkswirtschaft in der Europäischen Union (EU). Polen, Belgien, Schweden und Österreich als nächst kleinere EU-Mitglieder im BIP-Ranking übertrifft das Bundesland erheblich. Die Wirtschaftskraft pro Einwohner ist in Nordrhein-Westfalen wie in Deutschland um 20 % höher als im EUDurchschnitt.

Die nordrhein-westfälische Wirtschaft weist inzwischen die gleiche Struktur wie Deutschland auf: Der Anteil des Produzierenden Gewerbes inklusive Baugewerbe an der Bruttowertschöpfung beträgt rund 27 %. Die Dienstleistungsbereiche vereinen gut 70 % auf sich. Der Wirtschaftszweig Landwirtschaft, Fortwirtschaft und Fischerei trägt mit einem Anteil von unter 1 % kaum zum wirtschaftlichen Output bei.

Das Land stellt - wie andere Bundesländer - keinen Wirtschaftsraum mit durchgängiger Struktur dar, sondern bietet eine große regionale Vielfalt. So ist in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf, in denen zusammen fast 60 % des nordrhein-westfälischen BIP entsteht, der Anteil der Dienstleistungen deutlich höher. Das Medienzentrum und die Landeshauptstadt ziehen Dienstleister aus den verschiedensten Branchen an, wie Logistik, Tourismus/Gastronomie, Werbung, IT, Forschung, Finanz- und Versicherungswirtschaft. In den anderen Regierungsbezirken - Münster, Detmold und Arnsberg - spielt das Produzierende Gewerbe, also die Summe von Industrie, Versorgungswirtschaft und Bergbau, eine spürbar größere Rolle.

Dabei ist der wirtschaftliche Wandel in NRW wie in fast keinem anderen alten Bundesland präsent: So trug zu Beginn der siebziger Jahre das Produzierende Gewerbe noch 52 % zur Wirtschaftsstruktur bei (Deutschland: 48 %), damit wies das Land nach Baden-Württemberg den zweithöchsten Industrieanteil auf. Noch zu Beginn der neunziger Jahre war das Produzierende Gewerbe mit einem Anteil von 38 % der wichtigste Player in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft, zu dem die traditionsreichen Branchen Bergbau und Metallerzeugung/-bearbeitung, aber auch die chemische Industrie gehören. Doch gerade in diesen Branchen nahm der internationale Wettbewerb enorm zu. Die Unternehmen mussten aufgrund hoher Lohn- und Energiekosten Anpassungen vornehmen, die zum einen zum Abbau von Kapazitäten im Massengeschäft und zum anderem zu einer Umorientierung zu qualitativ hochwertigen Produkten führten. NRW war durch seinen hohen Anteil der betroffenen Branchen besonders gefordert. Auch heute noch geben die Chemische Industrie, die Metallerzeugung und der Maschinenbau den Ton in Nordrhein- Westfalens Industrie an.

Die Wirtschaftsstruktur des Bundeslandes spiegelt sich nur zum Teil in den 50 größten Unternehmen wider. Dies könnte auch an der von der Zeitschrift Wirtschaftsblatt verwendeten Methodik liegen, die im folgenden Ranking(1) nur auf die Unternehmen abstellt, die ihren Umsatz in NRW bilanzieren. So sind neben Handels- und Energiekonzernen auch die Großen der Chemie vertreten. Logistik und Telekommunikation sind weitere Branchen, von denen eine Vielzahl der Unternehmen ihren Firmensitz in Nordrhein-Westfalen hat. Der eher mittelständisch geprägte Maschinenbau und die Metallbranche sind unter den ersten 50 Unternehmen, gemessen am Umsatz, etwas unterrepräsentiert.

Die Exportquoten der Industrieunternehmen sind in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren um acht Prozentpunkte gestiegen. Dabei erreicht das Land mit einem Anteil von 43 % des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz eine für Deutschland fast durchschnittliche Exportquote. Von der weltwirtschaftlichen Erholung 2010 konnten die deutschen und damit auch die nordrheinwestfälischen Betriebe profitieren, so dass die Exportquoten wieder stiegen. Da sich 2011 In- und Auslandsumsatz gleichermaßen gut entwickelten, blieben die Ausfuhrquoten konstant. Dabei traf der investitionsgetriebene Aufschwung in NRW auf eine Exportstruktur, die zwar ihren Schwerpunkt im Bereich der Enderzeugnisse hat, der aber mit einem Anteil von 59 % deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 73 % liegt. Aufgrund des hohen Anteils der chemischen Industrie, die mit einer Ausfuhrquote von 56 % äußerst exportorientiert ist, erreichte die Industrie in NRW aber die gleiche Dynamik des Auslandsabsatzes wie Deutschland insgesamt.

Die Eurozone war 2011 das Hauptzielgebiet der Exporte, in das 44 % der nordrhein-westfälischen Ausfuhren gesendet wurden, wobei die Nachbarstaaten zu den Top-Abnehmern zählen. Europa insgesamt erhält 74 % der Ausfuhren Nordrhein-Westfalens. Asien ist die zweitgrößte Zielregion (Anteil an den Exporten 15 %), mit China als Hauptimporteur. Die USA rangieren als Exportland hinter China.

Das konjunkturelle Muster in NRW ähnelt der bundesdeutschen Entwicklung. Die Wirtschaft erholte sich 2010 nach der tiefen Rezession sehr rasch. In NRW war der Einbruch 2009 sogar noch etwas tiefer und die anschließende Erholung nicht ganz so ausgeprägt. Mit einer Wachstumsrate des BIP 2010 von 3,3 % blieb NRW etwas unter dem Durchschnitt von 3,6 %. Mitte 2011 haben die Auftragseingänge ihren Zenit überschritten, nachdem sie wieder das Vorkrisenniveau erreicht hatten. Insgesamt wurde in Deutschland 2011 aber mit 3,0 % zum zweiten Mal in Folge eine sehr dynamische Wachstumsrate des BIP erreicht; aufgrund der schwächeren Industriekonjunktur liegt NRW mit 2,6 % etwas darunter. Für das laufende Jahr deutet sich ein deutlich niedrigeres Wachstum an. In vielen Ländern bestehen strukturelle Probleme. So erfordert die Staatsschuldenkrise strenge Sparmaßnahmen in den öffentlichen Haushalten weltweit. Dies belastet die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen "made in Germany". Die Wachstumsrate in Deutschland wird sich auf gut 1 % reduzieren. Auch in NRW deutet sich eine Abschwächung an. Aufgrund der eingebrochenen Geschäftserwartungen sank das dortige ifo-Geschäftsklima bis Oktober 2011. Die Geschäftslage der NRW-Unternehmen trübte sich dagegen nur etwas ein. Danach erfolgten eine kräftige Erholung der Erwartungen und eine leichte Aufwärtsbewegung der Geschäftslage. Dieser Normalisierungskurs setzte sich in den ersten zwei Monaten dieses Jahres fort. Für 2012 ist deshalb in NRW nicht mit einer tiefen Rezession zu rechnen, sondern nur mit einem abgeschwächten Wachstum in Höhe von knapp einem Prozent.

Auf dem Arbeitsmarkt ist die konjunkturelle Abschwächung noch nicht angekommen. Nachdem die Arbeitslosigkeit 2009 in der Wirtschaftskrise kaum angestiegen war, sinken die Arbeitslosenquoten schon seit längerem (saisonbedingter Anstieg Anfang 2012). Die Gründe hierfür sind die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen dank einer günstigen Entwicklung der Lohnstückkosten sowie demografische Faktoren. Die Arbeitslosenquote in NRW lag im März 2012 mit 8,2 % über dem gesamtdeutschen Wert von 7,2 %. Das Land weist damit die höchste Arbeitslosenquote unter den alten Bundesländern aus - lässt man die Stadtstaaten außen vor. Ursache hierfür ist vor allem der umfangreiche Umstrukturierungsprozess, den das früher auf Bergbau, Metallerzeugung und Chemie fokussierte Bundesland in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. Die Situation zwischen und in den Regierungsbezirken unterscheidet sich sehr. So sind die höchsten Arbeitslosenquoten größtenteils im Ruhrgebiet vorzufinden, mit entsprechenden Folgen für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Arnsberg, deren Arbeitslosenquote im März 2012 mit 9,4 % bzw. 8,7 % über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt liegen. Es folgen die Regierungsbezirke Köln und Münster mit unterdurchschnittlichen Erwerbslosenraten von 7,7 % bzw. 7,2 %. Der Regierungsbezirk Detmold weist mit 6,7 % die niedrigste Arbeitslosenquote aus.

Die Sparkassen erwiesen sich in den vergangenen Jahren trotz Strukturwandel und Wirtschaftskrise als verlässlicher Partner bei der Finanzierung von Privatpersonen und Unternehmen. Ihr Marktanteil bei der Kreditvergabe an Privatkunden betrug fast 40 % im Dezember 2011, wobei die anderen Banken nicht untätig geblieben sind und tendenziell dazugewonnen haben. Der Firmenkreditbestand der Sparkassen expandiert dagegen seit 2007 kontinuierlich, so dass der Marktanteil mit 33 % nahezu unverändert blieb. Dieses hohe Engagement in der Region ist unverzichtbar für die weitere Entwicklung Nordrhein-Westfalens.

(1) Hinweis des Wirtschaftsblatts: "Bei den Umsatzdaten handelt es sich, falls nicht anders gekennzeichnet, um die von den Unternehmen genannten Umsätze für das letzte Geschäftsjahr (meist 2009, manchmal 2008). In dem Ranking wurden Firmen nur insofern berücksichtigt, als sie ihren Umsatz vor Ort bilanzieren. Viele Tochterunternehmen ausländischer Konzerne fallen daher aus dem Ranking. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen." Die vollständige Tabelle der 300 größten Unternehmen in NRW mit Umsatzangaben und Firmensitz finden Sie unter: http://www.wirtschaftsblatt.de/...

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