Die Kursentwicklung an den internationalen Aktienmärkten ist weiterhin von hoher Verunsicherung geprägt. Auch deutsche Standardwerte neigten zuletzt zur Schwäche, nachdem sie sich in den vergangenen Wochen noch relativ stabil gezeigt hatten. Trotz zum Teil wieder etwas freundlicherer Töne aus dem Finanzsektor sind die Ängste hinsichtlich der Auswirkungen der Subprime-Krise nach wie vor sehr ausgeprägt.
Hohe Nervosität Indikatoren für die USA, die die Risikoaversion der Marktteilnehmer abbilden, haben zuletzt wieder Spitzenwerte erreicht. Im Sinne einer Kontraindikation spricht dies dafür, dass die Kurskorrektur bereits weit fortgeschritten ist. Auf Sicht der kommenden Monate besteht damit durchaus die Aussicht auf wieder anziehende Notierungen. Dazu bedarf es allerdings der Perspektive auf eine Überwindung der aktuellen Wachstumsschwäche. Die Konjunkturindikatoren, die tendenziell weiter rückläufig sind, geben dies derzeit freilich noch nicht her. Auch ist bislang noch kein Niveau erreicht, das bereits eine Bodenbildung der Konjunkturstimmung erkennen ließe. Unterstützung bietet dagegen der Lockerungskurs der US-Notenbank, der sich mittelfristig positiv auf die Wachstumsperspektiven auswirken sollte. So gehen wir davon aus, dass die US-Konjunktur im laufenden bzw. im kommenden Quartal ihr zyklisches Tief ausloten wird. In der Vergagenheit bildete der Aktienmarkt im Durchschnitt bereits rund sechs Monate zuvor einen Boden aus. Bei einer allmählichen Normalisierung der Risikoscheu dürften die derzeit in Parkpositionen gehaltenen Mittel verstärkt wieder Aktien zugute kommen. Dies gilt umso mehr als in der laufenden Hausse – im Unterschied zu vorangegangenen Bullenmärkten – der Kursanstieg hinter dem Zuwachs der Unternehmensgewinne zurückgeblieben ist, so dass durchaus gewisse Bewertungspuffer existieren.
Auch wenn die kommenden Monate angesichts der durchaus erstzunehmenden Konjunkturrisiken noch von erhöhter Unsicherheit geprägt sein dürften, baut sich mit Blick auf eine Überwindung der Wachstumsschwäche allmählich wieder Kurspotenzial bei Aktien auf. In Schwächephasen empfiehlt es sich daher, selektiv Positionen aufzubauen.
Die verkürzte Handelswoche in den USA bringt aus konjunktureller Sicht keine Neuigkeiten. Während vom Gesamtindex der Frühindikatoren (LEI) derzeit keine Rezessionssignale ausgehen, könnten die Hausbaubeginne und Genehmigungen mit einer Stabilisierung nach den kräftigen Einbrüchen im Vormonat aufwarten. Doch dürfte dies nicht ausreichen, um eventuelle Zinssenkungsphantasien für Dezember zu dämpfen. Am Freitag nach Erntedank startet dann in den USA offiziell die "Weihnachtseinkaufszeit", die üblicherweise für viel Bewegung an den Märkten sorgt.
Der vom Conference Board ermittelte Gesamtindex der Frühindikatoren gilt als ein recht zuverlässiger Indikator, um konjunkturelle Wendepunkte oder Rezessionen aufzuzeigen. Seit 1960 hat der Index jede Rezession angekündigt. Der Index setzt sich aus 10 ökonomischen Reihen und Finanzmarktkennziffern zusammen. Als Faustregel gilt, daß ein Rückgang des Index’ in drei aufeinanderfolgenden Monaten auf eine Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate hinweist. Jedoch ist diese kurzfristige Regel nicht frei von Fehlsignalen, insbesondere in der gegenwärtigen Phase scheint das Risiko hoch. Denn seit knapp zwei Jahren befindet sich der Index in einer Seitwärtsbewegung. Eine solch lange Phase der Seitwärtsbewegung war noch nie zu beobachten, passt aber durchaus in das konjunkturelle Bild. Denn seit rund 1 ½ Jahren verzeichnen die USA im Schnitt ein Wachstum unter Potenzial. Diese Phase der Seitwärtsbewegung wird u.E. noch eine Weile anhalten, ebenso wie mögliche Rezessionsängste aus dem Auf und Ab.
Hingegen sind die sektoralen Rezessionssignale vom Immobilienmarkt eindeutig und werden wohl noch eine Weile fortbestehen. Allerdings kann für die Hausbaubeginne und Genehmigungen eine positive Überraschung im Oktober nicht ausgeschlossen werden. Zum einen legten die Hypothekenanträge sowie die schwebenden Hausverkäufe in diesem Monat leicht zu. Zum anderen verzeichneten die beiden Vormonate heftige Einbrüche. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Relation zum aktuellen Häuserbestand und gemessen an vergangenen Immobilienrezessionen eine noch mindestens 15-prozentige Korrektur bevorsteht