Mit mehr 23.000 Neuerwerbungen gehören die Jahre 2006 und 2007 zu den erfolgreichsten in der Sammeltätigkeit des Naturkundemuseums Potsdam.
Die naturkundlichen Sammlungen haben heute einen Umfang von über 250.000 Exponaten.
In seinen Sammlungen dokumentiert das Naturkundemuseum die Veränderungen in der Naturausstattung des Landes Brandenburg. Die Sammlungen sind Archive der Artenvielfalt und zeigen deren Veränderungen im Lauf von Jahrzehnten auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, in den Sammlungen die Naturausstattung Brandenburgs möglichst umfassend abzubilden. Die Aktualisierung und Erweiterung der Sammlung, aber auch die Bearbeitung und Forschung, sind die Hauptaufgaben jedes Museums. Die Sammlungen dienen aber natürlich auch der Gestaltung attraktiver Ausstellungen. In den kommenden Jahren wird das Naturkundemuseum noch intensiver im Land Brandenburg sammeln müssen, um die durch die Klimaveränderung auftretende Naturausstattung dokumentieren und belegen zu können.
Achate, Amethyste, Bergkristalle und andere mineralische Kostbarkeiten befinden sich seit 2006 neu in den Sammlungen des Naturkundemuseums Potsdam. Durch die Übernahme der Mineraliensammlung MANN, einer Übersichtsammlung aus Mitteleuropa mit 3000 Handstücken, die der Potsdamer Heinz Mann im Oktober 2006 übergab, konnte das Museum seine mineralogische Sammlung vervollständigen.
Erst vor vier Tagen, am 14. August 2007, überließ die Staatskanzlei dem Naturkundemuseum aus der Sammlung von Geschenken an den ehemaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, fünf Lausitzer Achate. Die Stücke stammen aus dem Flussschotter des ältesten präglazialen Elblaufes, des *Senftenberger Elbelaufes*, und wurden im Jahr 2000 von der LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft) übergeben. Mit der Übernahme der Lausitzer Achate hat das Naturkundemuseum erstmals auch Belege dieses brandenburgischen Minerals.
Der umfangreichste Zuwachs der zurückliegenden beiden Jahre in den Sammlungen konnte bei den Insektensammlungen verzeichnet werden. Mit der Übernahme der Schmetterlingssammlungen OHNESORGE, BROCKWITZ und KRICKELDORF mit insgesamt rund 20.000 Insekten konnten wichtige Sammlungslücken in Brandenburg und Berlin geschlossen und die entomologischen Sammlungen des Hauses weiter vervollständigt werden.
Viele Neuzugänge kamen im Rahmen der Ausstellung *In der Spur des Menschen - Biologische Invasionen* in die Sammlungen. Unter den 45 neuen Vogelpräparaten, die in der Ausstellung zu sehen sind, befinden sich viele fremdländische Vogelarten wie Flamingo, Bronzetruthuhn, Halsbandsittich, Blaustirnamazone, Alexandersittich, Mandarin- und Brautente, Weißkopf- und Schwarzkopfruderente, Nilgans, Schwanengans, Gold-, Diamant- und Jagdfasan u.a.m.
Neben diesen kamen auch andere attraktive Schaupräparate in die Vogelsammlung, so u.a. Blauracke, Eisvogel, Löffel- und Spießente, Zwergtaucher und Rothalstaucher, Kappenammer, Samtkopfgrasmücke, Wendehals, Fischadler (Eier), Wespenbussard, Reiherente u.a.m. Viele Vögel gehören zu den ausgestorbenen und stark gefährdeten Tierarten Brandenburgs. Insgesamt konnte die Vogelsammlung einen Zuwachs von mehr als 200 Präparaten verzeichnen.
In die Säugetiersammlung wurden mehr als 100 Präparate neu aufgenommen.
Darunter sind u.a. Damhirsch, Mufflon, Waschbär, Mink, Marderhund, Grauhörnchen, Eichhörnchen, Nutria, Kaninchen, Stachelschwein und Bennett-Känguruh, die alle in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen sind. Vom seltenen Feldhamster, der in Brandenburg ausgestorben ist, bereichert seit 2007 ein neues Schaupräparat die Sammlung. Die Säugetiersammlungen wurden weiterhin durch 30 Fischotterfelle und 20 Elbebiberfelle sowie deren Schädelskelette erweitert, die im Rahmen eines Forschungsprojektes für das Landesumweltamt Brandenburg intensiv untersucht werden.
Einen besonderen Sammlungszuwachs stellt der Woronesh-Biber dar. Er wandert seit einigen Jahren aus dem euroasiatischen Raum ein und ist bereits bis zur Oder vorgedrungen. Typisch ist sein schwarzbraunes Fell, was am neuen Schaupräparat gut zu erkennen ist. Mit dem Zusammentreffen von Elbe-Biber und Woronesh-Biber kommt es zur Verpaarung beider Unterarten, und es treten Mischlinge (Bastarde) auf. Die genetischen Dríft gefährdet langfristig den Bestand des Elbe-Bibers und stellt den Naturschutz vor neue Aufgaben. Die Museumssammlungen helfen, den Prozess der Bastardierung zu dokumentieren und liefern damit auch eine Grundlage für zukünftige Artenschutzprojekte.
In den kommenden Jahren sollen noch bestehende Lücken in den zoologischen Sammlungen des Naturkundemuseums geschlossen werden. So werden vor allem die Mollusken- und Krebssammlungen erweitert und aktualisiert. Auch für die zukünftige Dauerausstellung werden Ausstellungsstücke bereits jetzt beschafft und hergestellt. Unter den Präparaten sind einerseits Zeugen der eiszeitlichen Lebenswelt Europas, andererseits aber auch Belege für ausgestorbene oder auch wiederkehrende Vertreter aus Brandenburgs Fauna, wie Steinadler, Wiesenweihe, Luchs und Lachs zu beschaffen.