Johannes Lauer, UVH-Vorsitzender: „Die aktuelle Lage ist für viele Handwerksbetriebe eine existenzielle Herausforderung – und sie spitzt sich täglich zu. Die Auswirkungen der noch immer anhaltenden Corona-Pandemie sind in vielen Gewerken noch deutlich zu spüren. Hinzu kommen stark gestiegene Materialkosten und anhaltende Materialengpässe. Doch die größte Betroffenheit resultiert derzeit aus der dramatischen Situation bei den Energiepreisen. Bei vielen Betrieben, gerade aus dem Ernährungshandwerk (klassische Bäcker- und Metzgerbetriebe), reden wir über eine Verdopplung oder eine Verdreifachung der Energiepreise“, so Johannes Lauer.
Henning Funke, Geschäftsführer des Verbands des Rheinischen Bäckerhandwerks berichtete: „Das Bäckerhandwerk befindet sich in einer Situation, die so schwierig ist wie selten zuvor in seiner jahrhundertelangen Geschichte. Die Marktpreise für Rohstoffe (Mehl, Milchprodukte, Saaten etc.), Strom, Erdgas und Heizöl steigen seit Monaten in einem Ausmaß, wie wir es in der jüngeren Geschichte noch nie erlebt haben. Auch im Bereich der Personalkosten ist in naher Zukunft aufgrund der Mindestlohnerhöhung und anstehender Tarifverhandlungen mit erhöhten Kosten für die Betriebe zu rechnen. Es bedarf eines schnellen und unbürokratischen Rettungsschirms für das deutsche Bäckerhandwerk mit all seiner Tradition und gesellschaftlichen Bedeutung“, so Henning Funke.
Auch Dagmar Groß-Mauer, Landesinnungsmeisterin des Fleischerverbands Rheinland- Rheinhessen berichtet, dass es in vielen Unternehmen des Fleischerhandwerks durch die eigene Herstellung der Produkte zu hohen Energiekosten kommt. Diese steigen jetzt teilweise auf das Fünf- bis Sechsfache. Sie fordert deshalb „eine gerechte Verteilung der Hilfen bei den Energiekosten. Neben privaten Haushalten und Industrieunternehmen müssen auch die Betriebe des Fleischerhandwerks als wichtiger Teil der regionalen Lebensmittelversorgung schnell und wirksam entlastet werden“, so Dagmar Groß-Mauer.
Andreas Unger, UVH-Geschäftsführer machte deutlich: „Die Forderungen des Handwerks liegen auf dem Tisch. Wir gehen davon aus, dass in dem bestehenden oder einem weiteren Entlastungspaket die notwendige Unterstützung des Handwerks berücksichtigt und umgesetzt wird. Es geht um direkte Hilfe in Form einer Energiekostenabfederung, die unbürokratisch und zeitnah bei besonders stark betroffenen Betrieben ankommt.“
Neben der Energiekostenproblematik ging es bei dem politischen Gespräch um den anhaltenden Fachkräftemangel im Handwerk. In diesem Zusammenhang ist vor allem auf die Stärkung der Berufsorientierung in Richtung Handwerk als wichtiger Baustein hingewiesen worden. „Es geht vor allem darum, den sog. Berufswahlkoordinatoren an den Schulen genügend Freiräume für ihre verantwortungsvolle Aufgabe der Vorbereitung und Durchführung von Berufsinformationsmaßnahmen für die Schülerinnen und Schüler zu schaffen“, so Andreas Unger.
Im Bereich der Umsetzung der Energiewende bspw. beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen machte Thomas Klisa, Geschäftsführer des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz deutlich: „Eine nachhaltige und handwerklich qualitativ hochwertig durchgeführte Klimawende schaffen wir nur mit den bewährten und kooperierenden Handwerksberufen. Gerade im Bereich des Elektro- und Dachdeckerhandwerks entstehen derzeit zielführende Kooperationen zwischen den Gewerken. Das Handwerk ist sich auch in diesem Punkt seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und stellt sich den Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende. Die Politik ist gefordert bestmögliche Rahmenbedingungen auf den Weg zu bringen.“
Der Unternehmerverband Handwerk RLP e.V. ist der freiwillige Zusammenschluss der Landesfachverbände und der Landesinnungen des Handwerks in Rheinland-Pfalz zu einer Landesvereinigung, die zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern und dem Landesverband der Kreishandwerkerschaften Rheinland-Pfalz die Spitzenorganisation des Handwerks im Bundesland Rheinland-Pfalz bilden.