Schöne Autos müssen nicht unbedingt alt sein: Ein beträchtlicher Teil der Messe ist dem wachsenden Segment der Youngtimer (Halle 5) und den so genannten "Neo Classics" (Halle 1) gewidmet. Während erstere schlicht über ihr Alter definiert werden (20 bis 30 Jahre), handelt es sich bei den "Neo Classics" um aktuelle Luxuslimousinen und Sportwagen, die auf Grund ihrer Ausstattung und geringen Stückzahlen schon heute den Stellenwert von Klassikern besitzen.
Abgesehen vom Preis heben sich Fahrzeuge wie der Maybach 62 oder der neue Rolls-Royce Phantom in aller Regel auch durch ihr hochexklusives Design von gängigen Straßen-Youngtimern wie dem Ford Granada oder dem beliebten Mercedes "Strich Acht" ab. Häufig trifft man bei den Neo-Klassiker daher auf moderne Varianten klassischer Serien: So wurde der Vorläufer des Jaguar XK, der XK 150, bereits im Jahr 1957 vorgestellt. 1961 wurde der XK 150 von dem berühmten "E-Type" abgelöst.
Weltweit haben sich Autohäuser auf die automobile Luxusklasse spezialisiert. Auf der Retro Classics sind unter anderem einige exklusive Exponate aus dem Hause Alfred Gohm in Singen zu sehen. Bei der Auswahl hat man versucht, die Bezugspunkte zwischen dem Gestern und dem Heute hervorzuheben, und präsentiert brandneue Luxus-Automobile neben modernen Klassikern. "Der Maserati Mexico ist eigentlich schon ein Oldtimer", sagt Maria Ciccarone vom Autohaus Gohm. Das bis 1973 gebaute, viersitzige Gran-Tourismo-Modell der Oberklasse wurde in der Serienversion mit einer Karosserie von Vignale ausgestattet. Gleich daneben glänzt in strahlendem Weiß der aktuelle Maserati Gran Tourismo, ein modernes Hochleistungsmobil, das nicht nur in der Karosserie etliche Wesensmerkmale seines berühmten Urahns aufweist.
Eine ähnliche Parallele lässt sich bei Ferrari ziehen: Wie bei Maserati steht hier die Rennbegeisterung im Vordergrund. Der ausgestellte Formel-1-Rennwagen stammt aus dem Jahr 1992 - aus jenem Jahr also, in dem der spätere Ferrari-Weltmeister Michael Schumacher in Mexiko seinen ersten Podiumsplatz einfuhr, allerdings auf Benetton-Ford. Mit dem Ferrari Superamericana, ein Cabriolet auf Basis des 575 M Maranello, legt der italienische Nobelhersteller ein neues Luxus-Cabrio vor. Exklusive Besonderheit ist ein Glasdach mit variabler Lichtdurchlässigkeit. Das preislich weit im sechsstelligen Bereich rangierende Fahrzeug wurde im Januar auf den US-Automobilmessen in Los Angeles und Detroit vorgestellt. Für Geschwindigkeiten bis zu 320 Stundenkilometer sorgt eine Zwölfzylinder-Antriebstechnik. Daneben nimmt sich der ebenfalls zu besichtigende Bentley Arnage fast ein wenig großväterlich aus. Der gediegen-elegante Schein trügt jedoch: Das gegenwärtige Top-Modell des britischen Traditionsherstellers verfügt in jeder seiner drei verschiedenen Ausführungen über einen leistungsstarken 6,75-Liter-V8-Turbomotor.
Ein bereits im Vorfeld viel beachtetes Debüt gibt die neu gegründete Automarke Artega aus Delbrück in Westfalen, die vom Stuttgarter Autohaus Merz & Pabst auf der Retro Classics präsentiert wird. Das bislang einzige Artega-Modell, der GT, ist ein zweisitziger Hochleistungssportwagen mit 3,6 Liter Hubraum und einem Sechsganggetriebe. Unter der formschönen Aluminiumkarosserie arbeitet ein Sechszylinder-VW-Motor mit satten 300 PS. Für den Entwurf zeichnet der amerikanische Automobildesigner Henrik Fisker (Aston Martin) verantwortlich, das technische Innenleben wurde von dem ehemaligen Porsche-Konstrukteur Hardy Essig entwickelt. Der Preis? Rund 75.000 Euro. Pro Jahr will man künftig 500 Stück der Nobelkarosse verkaufen. Auf der Retro Classics und beim Genfer Automobil-Salon fährt der Artega GT in diesem Frühjahr erstmals im Serienstand vor. Axel Beckert von Merz & Pabst ist begeistert: "Der Artega ist in seiner Konzeption und dem, was er darstellt, ein absolut irres Auto." Man darf also gespannt sein.
Weitere Infos und Download-Bilder zur Retro Classics 2008 unter http://www.messe-stuttgart.de/...