Neben der Wahl des Präsidiums verabschiedeten die Delegierten im Parlamentarischen Teil der Mitgliederversammlung die Haushaltsnachweise 2008 und 2009, die Haushaltspläne 2010 und 2011 sowie zwei Satzungsänderungen. So wurde u.a. die viel diskutierte Ehrenamtspauschale neu in die Satzung des LSB aufgenommen. Demnach ist für Präsidiumsmitglieder die Zahlung einer angemessenen pauschalen Aufwandserstattung und einer angemessenen Vergütung für ihren Arbeits- und Zeitaufwand zulässig. Über die Zahlung der Vergütungen, unter Beachtung der gemeinnützigkeitsrechtlichen Vorgaben, entscheidet die Mitgliederversammlung.
"Der rheinland-pfälzische Sport ist in all seinen Ausprägungen eine äußerst lebendige und vitale Organisation. Und deshalb fühle ich mich wohl in meinem Amt und hoffe auch in den kommenden vier Jahren Ihren Erwartungen zumindest nahe zu kommen", mit diesen Worten nahm Karin Augustin die neuerliche Wahl zur LSB-Präsidentin an und bedankte sich bei den Delegierten für das große Vertrauen. Zugleich versäumte es Augustin nicht, die drängenden Fragen der Gegenwart und Zukunft anzusprechen. Die Finanzkrise der öffentlichen Hand wird auch zur Finanzierungskrise für den Sport, und das in einer Zeit, da die sozialen, gesundheitspolitischen und integrativen Anforderungen der Gesellschaft an die Sportvereine immer größer werden. "Überall wird gespart, diese Entwicklung wird auch uns im nächsten Jahr einholen", weiß Augustin, "aber wir müssen auch klarmachen, dass es nicht angeht, uns in irgendeinem Bereich die Zuwendungen weiter zu kürzen, sonst wir die Sportförderung selbst zum Sanierungsfall". Um auch außerhalb der öffentlichen Finanzierung Gelder für Breiten- und Spitzensport zu generieren, ist Einfallsreichtum gefragt, wie er sich in der kürzlich erfolgten Gründung der LSB-Sportstiftung Rheinland-Pfalz oder der intensiven Zusammenarbeit mit Partnern wie Lotto Rheinland-Pfalz oder der Sparda-Bank Südwest zeigt.
Weiteres zentrales Thema im Bericht der Präsidentin: Der gesellschaftliche Wandel und seine Auswirkungen auf das Bildungssystem. Ganztagsschule, Realschule plus oder G8 - am Ende laufen die neuen Schulformen alle darauf hinaus, dass Kinder und Jugendliche mehr Zeit als bisher darin verbringen. "Und damit ist der Sport in einem Dilemma", so Augustin. Einerseits kann man nicht die Augen davor schließen, dass gesellschaftlicher Wandel eben auch eine Veränderung von Schule nach sich zieht, genauso gut müssen wir aber auch feststellen, dass zukünftig immer weniger Kinder nach einem langen Schultag den Weg zum Sportverein finden. Nach Ansicht des LSB-Präsidiums stimmen trotz aller Bemühungen um Formen und Modelle der Kooperation die Rahmenbedingungen für den Sport und die Vereine nicht mehr. In diesem Zusammenhang kündigt Präsidentin Augustin an, in Kooperation mit der Fachhochschule Remagen die Situation zu analysieren: "Dabei sollten wir uns nicht der Illusion hingeben, das Rad der Entwicklung zurückdrehen zu können. Aber es ist unser guter Anspruch, dass das Miteinander von Schulen und Vereinen nicht einseitig zu Lasten des Sports gestaltet wird".
Resolution gegen den Missbrauch von Schutzbefohlenen im Sport
Ein weiteres Thema der LSB-Mitgliederversammlung: Die Diskussion zum Thema "Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen im Sport". Einstimmig stimmten die Delegierten einer Resolution des Landessportbundes gegen den Missbrauch von Schutzbefohlenen im Sport zu. Denn auch wenn der LSB bislang nur Kenntnis von einigen wenigen Fällen sexuellen Missbrauchs im Sport hat, ist klar: Jeder Fall ist einer zuviel. Sexuelle Neigungen können krankhaft sein und Übergriffe sich deshalb wiederholen. Sportvereine sind Orte der Begegnung, bieten sportliches und soziales Miteinander. Diese Nähe und besonders die Körperlichkeit von Spiel, Sport und Bewegung, verbunden mit Momenten hoher Emotionalität, haben eine hohe Attraktivität - auch für potenzielle Täter mit vielfältigen Gelegenheiten zu Missbrauch uns sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen. Gerade junge Menschen sind als schwächste Glieder der Gesellschaft auf den besonderen Schutz und die Fürsorge aller angewiesen. Sie haben ein Recht darauf, in Geborgenheit und frei von sexistischem, diskriminierendem, rassistischem und gewalttätigem Verhalten aufzuwachsen.
Gastvortrag zur Olympiabewerbung München 2018
Die freudige Kunde, dass München mit seiner Bewerbung um die Austragung der Olympischen Winterspiele gut im Rennen liegt, musste Bernhard Schwank, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft München 2018, den Delegierten nicht erst mit auf den Weg geben. Denn spätestens seit Mitte dieser Woche - als München offiziell zur "Candidate City" ernannt wurde - ist die neuerliche Bewerbung Münchens nach den Sommerspielen '72 in aller Munde. Unter dem Motto "the friendly games" warb Schwank vielmehr um die emotionale Unterstützung der Bewerbung - die positive Zustimmung der Bevölkerung ist ein wichtiges Kriterium des IOC - und skizzierte den weiteren Weg der Bewerbung bis hin zur Entscheidung am 6.Juli 2011. So muss die Bewerbungsgesellschaft bis Januar 2011 ihre ausführlichen Bewerbungsunterlagen, das Bidbook, beim IOC einreichen. Hierbei sind auf 500 Seiten Fragen zu 17 Themen wie Vision der Spiele, olympisches Erbe, Kommunikation, Sportstätten, Verkehr, Unterbringung, Ökologie, Sicherheit, Wirtschaft und Kultur zu beantworten. Im Februar und März besucht eine IOC-Evaluierungskommission die drei Bewerberstädte, um dann einen Bericht für die IOC-Mitglieder zu erstellen.
In seinem Grußwort an die Versammlung forderte Dr. Franz-Josef Kemper als Vertreter des Ministeriums des Innern und für Sport die Delegierten auf, die anstehenden Herausforderungen gemeinsam anzunehmen. Die große Bedeutung des Sports dokumentieren die 150.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie die rund 1,5 Millionen Mitglieder in den knapp 6.300 Sportvereinen des Landes. Die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Vereine müssen stimmen und auch aus Sicht der Landesregierung entsprechend gefördert werden. Für die Angebotsentwicklung der Vereine sei zu beachten, dass die Bevölkerung von heute knapp über 4 Millionen Rheinland-Pfälzern über 3,8 im Jahr 2035 bis im Jahr 2050 auf 3,5 Millionen zurückgehen wird. "Deshalb müssen bereits jetzt die Weichen in allen Institutionen gestellt werden - auch im Sport, um sich diesen verändernden Bedingungen zu stellen", so der Kemper abschließend.
Nach der Vorstellung und Erläuterung durch Thomas Wansch wurde der rund 19 Millionen Euro umfassende Etat 2010 genehmigt. Gleichzeitig teilte Wansch den Delegierten mit, dass auch 2010 und 2011 wieder zwei Millionen Euro für das Sonderprogramm zur Sanierung von vereinseigenen Sportanlagen zur Verfügung stehen.
Das Präsidium des Landessportbundes Rheinland-Pfalz besteht aus folgenden Personen:
Karin Augustin (Präsidentin), Dieter Noppenberger (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Pfalz), Magnus Schneider (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Rheinhessen), Fred Pretz (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Rheinland), Ulrich Kroeker (Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen), Werner Schröter (Vizepräsident Leistungssport), Günter Berg (Vizepräsident Bildung und Erziehung), Dieter Krieger (Vizepräsident Sportentwicklung und Breitensport), Claudia Altwasser (Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung), Bernd Schicker (Vorsitzender der Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz).
Das neue Präsidium des Landessportbundes Rheinland-Pfalz nach den Wahlen bei der Mitgliederversammlung 2010 in Bingen (v.l.):
Werner Schröter (Vizepräsident Leistungssport), Claudia Altwasser (Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung), Günter Berg (Vizepräsident Bildung und Erziehung), Dieter Noppenberger (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Pfalz), Magnus Schneider (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Rheinhessen),Karin Augustin (Präsidentin), Fred Pretz (Vizepräsident Landessportbund/Präsident Sportbund Rheinland), Lothar Westram (Hauptgeschäftsführer Landessportbund Rheinland-Pfalz), Dieter Krieger (Vizepräsident Sportentwicklung und Breitensport), Bernd Schicker (Vorsitzender der Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz), Ulrich Kroeker (Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen).