Nachdem Kehr sein Buch vor einigen Jahren veröffentlicht hat, möchte er seine Materialien nun allgemein zugänglich machen: "Über das Internet erfuhr ich, dass sich bei der Volkskundlichen Kommission die zentrale Sammelstelle für Westfälische Volkslieder befindet. Mit der Leiterin Anne Wolf habe ich vereinbart, dass meine Sammlung dort als Dauerleihgabe aufge-nommen wird", so Kehr.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt, an dem sowohl die Volkskundliche Kommission für Westfalen beim LWL als auch das Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster beteiligt sind, werden derzeit die Liederblätter des Archivs gemeinsam mit den vorhandenen Tonaufnahmen digitalisiert und neu erschlossen.
"Kehrs Sammlung bildet eine wertvolle Ergänzung zu den schon vorhandenen Quellen, die vor allem die Gesangspraxis zwischen 1880 und 1960 wiederspiegeln", so Wolf. Neben historischen Liedern etwa über die Wiedertäufer, das Napoleonbild oder die Preußenzeit, finden sich auch aktuellere Bezüge: "Selbstverständlich widmet sich ein eigenes Kapitel der westfälischen Sicht auf die Frau. Aber auch Soldaten in Münster, das ländliche Arbeitsleben oder die Stadt Münster selbst waren bis heute immer wieder Gegenstand dichterischen Schaffens", erklärt Kehr.
Besondere Funde bergen auch die Kapitel "Tanz- und Singspiele aus dem Münsterland" und "Andere Kirchenlieder" mit den so genannten Evangelienparodien, in denen aus dem Gottesdienst bekannte Melodien neue Texte erhalten. Die meisten Lieder sind mit Noten und Gitarrenakkorden versehen und können ohne Schwierigkeiten nachgesungen werden. Kehrs Liederbuch ist übrigens noch zu haben, Bestellungen an Manfred Kehr, Kellermannstraße 22, 48149 Münster; kehr@muenster.de. Weitere Informationen über das Westfälische Volksliedarchiv finden Interessierte unter:"www.westfaelisches-volksliedarchiv.de".