Kinder und Jugendliche kennen landwirtschaftliche Produkte oft nur in verarbeiteter Form und gut verpackt aus dem Supermarktregal. Auch bei Erwachsenen mangelt es häufig an realistischen Vorstellungen von der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt.
Mit dem Ziel, auf landwirtschaftlichen Betrieben lebendige Lernorte zu schaffen, wurde vor gut zweieinhalb Jahren in Niedersachsen und vier weiteren Teilnehmerregionen das von der EU geförderte Projekt ALICERA (Action Learning for Identity and Competence in European Rural Areas) gestartet. In diesem Jahr läuft das Projekt aus. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, als Projektpartnerin für die Qualifizierung von Multiplikatoren zuständig, zieht eine positive Bilanz: 130 Bäuerinnen, Landfrauen und Landwirte haben an den Schulungen teilgenommen. Sie lernten, wie der eigene Betrieb zum "Klassenzimmer" werden kann. Umgesetzt haben die Multiplikatoren ihre neuen Kenntnisse an 122 Aktionstagen. 1.334 Schüler und Erwachsene nutzten die Veranstaltungen, um die unterschiedlichen Betriebszweige in der niedersächsischen Landwirtschaft kennen zu lernen. 56 Höfe haben sich in den Landkreisen Emsland, Ostfriesland, Osnabrück und Grafschaft Bentheim als Lernstandorte gemeldet. Sie sind bereit, ihre Hoftore für Besuchergruppen zu öffnen.
Mit der Teilnahme an den Schulungen der Landwirtschaftskammer erfüllen die ALICERA-Akteure zudem eine Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung ihrer Lernangebote im Rahmen der neuen Fördermaßnahme "Transparenz schaffen - von der Ladentheke bis zum Erzeuger" des Landes Niedersachsen. Auf Nachfrage will die Kammer zudem auch nach Ablauf von ALICERA weitere Schulungen für Bäuerinnen und Landwirte anbieten, die als regionale Bildungsträger aktiv werden wollen.
ALICERA war ein europäisches Modellvorhaben, das über das EU-Programm INTERREG III C gefördert wurde. Neben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen nahmen weitere sechs Projektpartner aus den Teilnehmerregionen Niedersachsen, Bretagne, Lettland, Tirol und Ungarn an ALICERA teil. Zu den Aufgaben gehörten unter anderem die Entwicklung von Lernmodulen sowie der Aufbau regionaler Netzwerke mit Kooperationspartnern aus den Bereichen Bildung, Land- und Ernährungswirtschaft.