In ihrer Fotostrecke "Tiksi" widmet sich Evgenia Arbugaeva dem arktischen Alltag in ihrer Geburtsstadt. Einst wichtige Militär- und Wissenschaftsbasis inmitten der Tundra Sibiriens, ist die damalige Bedeutung der Hafenstadt längst nicht mehr sichtbar. Mit dem Zerfall der Sowjetunion und der Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren sank die Bevölkerungszahl des Ortes dramatisch. Waren die Bewohner zu Sowjetzeiten noch relativ gut versorgt, gibt es heute kaum noch Arbeits- und Lebensmöglichkeiten. Als Folge der sich stetig verschlechternden Lebensumstände haben immer mehr Menschen die Siedlung verlassen. Auf eindringliche und poetische Weise verleiht die Fotografin in ihren Aufnahmen der verlassenen, arktischen Eislandschaft und den dort lebenden Menschen eine faszinierende Schönheit. Schlicht und ohne ablenkende Details präsentiert sie Szenen aus dem Alltag. Die Bilder erzählen von der Auseinandersetzung der Bewohner mit der anhaltenden Kälte, den Entbehrungen und der Einsamkeit. Dabei wirkt der Blick der Fotografin auf die Heimat sehr liebevoll. Ihre Aufnahmen strahlen einen fast märchenhaften Zauber aus, von dem der Betrachter in den Bann gezogen wird. Evgenia Arbugaeva, Jahrgang 1985, arbeitet als freie Fotografin in Russland und New York. Sie hatte bereits verschiedene Einzelausstellungen und Veröffentlichungen beispielsweise in Magazinen wie Elite Traveller und Zoom.
Der Nachwuchspreisträger, Ciril Jazbec, nimmt in seiner Bilderserie "Waiting to move" das tägliche Leben und die schwindenden Traditionen der Inupiaq Eskimos in Shishmaref in den Fokus. Das Dorf, gelegen auf einer sehr schmalen Insel vor der nordwestlichen Küste Alaskas, ist durch den Klimawandel und dem damit einhergehenden Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Um die Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, haben sich die Bewohner im Jahr 2002 für eine komplette Umsiedlung des Dorfes auf das nahe gelegene Festland ausgesprochen. Seitdem warten sie auf die für den Umzug nötige Finanzierung, die von der amerikanischen Regierung noch nicht bewilligt ist. Die emotionalen Aufnahmen von Ciril Jazbec fangen die Stimmung des Abwartens ein und dokumentieren dabei den Zusammenhalt einer kleinen Gemeinschaft zwischen Tradition und Moderne. Obwohl die Zukunft trostlos scheint, bilden die Dorfbewohner eine starke Einheit. Daraus ziehen sie die notwendige Kraft, um die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht zu verlieren. Ciril Jazbec ist 1987 in einem idyllischen Dörfchen in Slowenien geboren und aufgewachsen. Vor seinem Fotojournalismus-Studium am London College of Communication hatte er Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Management studiert. Jazbec arbeitet seit seinem 20. Lebensjahr als Werbefotograf für zahlreiche slowenische, kroatische und britische Agenturen.
Der Hauptpreis, eine Leica M Kameraausrüstung im Wert von rund 10.000 Euro und ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, und der Nachwuchspreis (ebenfalls eine Leica M mit Objektiv) werden im Rahmen des Fotofestivals Rencontres Internationales de la Photographie im französischen Arles am 03. Juli 2013 verliehen. An der internationalen Ausschreibung des Fotowettbewerbs hatten sich über 2200 Fotografinnen und Fotografen aus 101 Ländern beteiligt. Die meisten Bewerbungen gingen dabei aus Deutschland, den USA, Russland und Italien ein. Zu den Jurymitgliedern gehörten in diesem Jahr Karin Rehn-Kaufmann, künstlerische Leiterin der Leica Galerie Salzburg, Dimitri Beck, Chefredakteur des Polka Magazins, Markus Schaden, Verleger und freier Kurator, Brigitte Schaller, Art Direktorin des LFI Magazins, sowie die Fotografen Klavdij Sluban und Peter Turnley. Die beiden Gewinnerserien und Bilder der neun Finalisten des Leica Oskar Barnack Preises mit Interviews und Hintergründen sind auch in einer Sonderausgabe des Magazins LFI (Special Edition 2013) abgedruckt.