Bundesweit erstmalig hatten sich eine Landesmedienanstalt und Verbände des privaten Rundfunks zusammengesetzt, um am Beispiel der baden-württembergischen Hörfunkstruktur die konkreten Vebreitungskosten zu berechnen. Die gewonnenen Zahlen, die, so Walter Berner, Technischer Leiter der LFK und Dr. Bernhard Hock, Geschäftsführer von Radio 7, eine nahezu flächendeckende Versorgung und einer In-Haus-Empfangbarkeit zu Grunde legen, sind bei entsprechender Adaption auch für andere Bundesländer aussagekräftig. Die Kosten pro versorgtem Einwohner sinken bei einem gut ausgebauten landesweiten DAB-Netz pro Programm auf knapp 7 Cent;bei UKW sind dies heute ungefähr 14 Cent. Die Einführungsphase von DAB bedeute allerdings eine hohe Anfangsbelastung der Veranstalter. Auch die Geschäftsführerin des VPRT Ursula Adelt und der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) Dr. Stephan Ory unterstrichen die Bedeutung dieser Kostenabschätzung für die private Hörfunklandschaft.
LFK-Präsident Thomas Langheinrich hob hervor: "Es ist das Ziel, das neue digitale Radio mit bisher nicht möglichen Zusatzangeboten im Jahr 2009 zu starten. Wir gehen davon aus, dass bei einem bundesweit abgestimmten Start des digitalen Radios vier sogenannte Bedeckungen im kostengünstigen Frequenzband III zur Verfügung stehen, die neben bundesweiten und landesweiten Programmen auf einer regionalisierbaren Bedeckung auch Übertragungsmöglichkeit für regionalen und lokalen Hörfunk beinhalten. Eine Bedeckung bietet Platz für bis zu 16 Hörfunkprogramme; bei Integration audiovisueller Elemente in ein Hörfunkprogramm reduziert sich die Anzahl entsprechend." Bei einem koordinierten Start könnten eine Vielzahl von Programmen mit einem echten Mehrwert für die Zuschauer verfügbar sein. Wichtig sei aber, dass die Endgeräteindustrie zum Start eine breite Produktpalette von DAB+/DMB-tauglichen Empfängern bereit halten kann.
Die Präsentatoren der Studie waren sich mit dem Fachpublikum einig, dass DAB+/DMB der zentrale Verbreitungsweg für digitalen Hörfunk sein wird. Wegen seiner eher großzelligen Struktur eignet sich das DAB+-Netz, wie es sich nach der Wellenkonferenz in Genf für Baden-Württemberg darstellt, nicht dazu, die derzeitige, durch die UKW-Frequenzen vorgezeichnete Hörfunklandschaft abzubilden. Viele baden-württembergische Veranstalter sehen allerdings gerade angesichts der sich durch DAB+ bietenden Verbreitungschancen die Möglichkeit, ihre Programme einer größeren Hörerschaft zu präsentieren.
"Es bleibt allerdings eine Aufgabe der nächsten Monate, die regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit allen Beteiligten zu diskutieren. Hier sind noch viele Fragen offen", sagte Langheinrich.
Ein weiteres Schwerpunktthema der Fachtagung war die mögliche Digitalisierung des UKW-Frequenzbereichs (sogenanntes Band II). Hierzu stellte Gregor Spachmann, Geschäftsführer von Radio Regenbogen den geplanten Versuch mit der digitalen Übertragungsart HD-Radio vor. Die alternative Technik FmeXtra soll unter der Regie von Hitradio ANTENNE 1 erprobt werden. Geschäftsführer von Hitradio ANTENNE 1 Achim Voeske betonte das Interesse seines Unternehmen an einem Feldversuch mit dieser Technik.
Detlef Pagel von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt NLM stellte im Anschluss daran mit DRM+ eine weitere digitale Übertragungsart vor. Mit DRM+könnten insbesondere auch kleine lokale Gebiete digitalisiert werden.
Mit der Durchführung der geplanten Versuche auch außerhalb von Labortests erwarten die Veranstalter und die LFK belastbare Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der erprobten Systeme.
Einigkeit herrschte zwischen Veranstaltern der Tagung und Fachpublikum darüber, dass die Einstellung der analogen UKW-Verbreitung nicht regulatorisch, sondern marktgetrieben erfolgen sollte; nicht die Festlegung eines Abschaltzeitpunkts, sondern der Markterfolg digitaler Übertragung seien für die Frage entscheidend, ob es sinnvoll sei, analoge UKW-Signale weiter auszusenden.
Die Studie von LFK, VPRT und VPRA kann unter www.lfk.de heruntergeladen werden.