Warum genau der junge Argentinier so große Probleme hat, lässt sich nur vermuten. Möglicherweise sind es die Nachwirkungen eines Lendenwirbelbruchs den sich der Profi-Fußballer im November 2020 zugezogen hat. Jetzt sind es die Facettengelenke die ihn von Training und Spiel abhalten. „Bei den Facettengelenken handelt es sich um die kleinen Zwischenwirbelgelenke rechts und links am Rand der Wirbelsäule“, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Wirbelsäulenzentrum in München-Taufkirchen. „Vor allem einseitige Be- und Überlastung, Bandscheibenverschleiß oder auch ein Bandscheibenvorfall und ein zu schwaches Muskelkorsett können die Ursache sein.“
Die Symptome ähneln denen einer Arthrose. Morgens nach dem Aufstehen ist es am schlimmsten, auch beim Zähne putzen tut es noch weh, doch im Laufe des Tages bessern sich dann die Beschwerden. Typisch sind strahlenförmig ausstrahlende Schmerzen oft zu beiden Seiten der Wirbelsäule – meist lokal und nur wenig ausstrahlend. Teilweise auch ausstrahlend in den Po und Oberschenkel. Außerdem ist der betroffene Bereich sehr druckempfindlich. Ein Zeichen dafür, dass die Wirbelgelenke gereizt sind. Schmerzfrei sind Patienten eigentlich nur in Ruheposition. Jede Dreh- und Beuge- oder Überstreckbewegung ist hingegen mit Schmerzen verbunden.
Bei der Diagnose eines Facettengelenksyndroms ist es ganz wichtig herauszufinden, wann und wobei die Schmerzen auftreten. „Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich dann meist, dass Bewegungen des Oberkörpers nach hinten furchtbar weh tun. Auch seitliche Bewegungen können unangenehm sein, wobei eine Seite meist schlimmer betroffen ist als die andere. „Bei Sportlern ist es für mich außerdem wichtig zu wissen, welche Fitness- und Kraftübungen problemlos möglich sind und welche nicht“, sagt der Wirbelsäulenexperte. „Wenn es beispielsweise bei Aufricht-Übungen gegen einen Widerstand zu Schmerzen kommt, ist das ein weiterer Hinweis. Die Ursache liegt dann in der Kompression.“
Sowohl diagnostisch als auch therapeutisch rät der Rückenexperte zu einer so genannten
Facettengelenkinfiltration. „Dabei handelt es sich um eine Einspritzung mit einem lokalen Betäubungsmittel und einem Hauch Kortison unter Bildwandlerkontrolle in die Wirbelgelenke“, erklärt Dr. Schneiderhan. „Ganz wichtig dabei: Es reicht nicht aus, nur den vermutlich betroffenen Bereich zu infiltrieren, es müssen auch die benachbarten Bereiche infiltriert werden, da sie sich gegenseitig nerval versorgen.“ Sind tatsächlich die Facettengelenke betroffen, dürfte sich schnell eine Besserung der Beschwerden einstellen. Nach einer gewissen Zeit kann es sein, dass die Infiltrationen wiederholt werden müssen.“
Sollten die Infiltrationen nur eine kurze Zeit Besserung verschaffen, kann eine Hitzesondenbehandlung helfen. Dabei handelt es sich um einen sanften minimal-invasiven Eingriff, bei dem der Arzt eine winzige Hightech-Sonde unter Bildkontrolle bis zum Wirbelgelenk führt. Diese wird dann 60 Sekunden lang auf 8o Grad erhitzt. „Auf diese Weise schalten wir eine spezielle Struktur namens C-Schmerzfaser aus“, sagt der Taufkirchener Experte. „Das führt zu Schmerzfreiheit und schon am nächsten Tag können Patienten mit der Physiotherapie beginnen und ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen. Ein Leistungssportler kann nach ca. 3 Tagen wieder voll ins Training einsteigen.“