Das kleine Baby hängt im Tragetuch vor dem Bauch, dass schon ältere Geschwisterchen klammert sich an der Hüfte fest und die Einkaufstasche muss auch noch irgendwie mit. Eltern wissen um die Herausforderungen, die der noch junge Nachwuchs für das Kreuz mit sich bringt. „Rückenschmerzen sind vor allem bei jungen Müttern weit verbreitet“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Wirbelsäulenzentrum in München-Taufkirchen. „Während der Schwangerschaft lockern sich die Bänder der Iliosakralgelenke und es kann nach der Geburt zu schmerzhaften Blockaden in diesem Bereich kommen.“
Aber das ist nicht das einzige Problem. Bis zu 200-mal täglich nehmen Eltern den jungen Nachwuchs in die Arme und wer dabei mit falscher Technik vorgeht, riskiert schnell muskuläre Verspannungen. „Beim Beugen und Hochheben ist es unbedingt ratsam den Rücken möglichst gerade zu halten und dabei in die Knie zu gehen und die Beinkraft zu nutzen“, rät der Experte. „Die Beinmuskeln sind in der Regel viel stärker als die Rumpfmuskeln und können problemlos einen Großteil der Arbeit übernehmen. Je öfter man sich daran erinnert rückenfreundlich zu heben, desto schneller geht die rückenfreundliche Bewegung dann auch in Fleisch und Blut über und der Rücken freut sich.“
Allgemein ist es ratsam auf eine gute Körperhaltung zu achten, auch dann, wenn das Baby gerade nicht auf dem Arm ist. Die beiden wichtigsten Tipps: Zum einen die Schultern möglichst nicht hochziehen, sondern immer wieder nach hinten unten ziehen. So als wolle man die Schulterblätter in die Hosentaschen gleiten lassen. Zum anderen so häufig wie möglich die Rumpfmuskeln anspannen und so ganz nebenbei die wichtigen Muskeln rund um die Wirbelsäule trainieren.
Sobald ein Baby alt genug ist, sollte es auch nicht mehr vor dem Bauch, sondern auf dem Rücken getragen werden. Das Tragen vorne ist für den Rücken deutlich belastender, die Muskeln ermüdenschneller und es kann zu einer ungünstigen nach vorne geneigten Körperhaltung kommen. Tipp: Mittlerweile gibt es rückenfreundliche Tragevorrichtungen. Hier ist es gut, sich in einem ausgewiesenen Fachgeschäft beraten zu lassen. „Wer keine Tragevorrichtung nutzt, sollte das Kind so nah wie möglich am Körper haben, damit es nicht zu ungünstigen Hebelwirkungen kommt“, sagt Dr. Schneiderhan. „Das gilt auch für das Anheben und wieder Absetzen.“
Ganz wichtig darüber hinaus: Regelmäßige sportliche Bewegung, insbesondere Muskelaufbau in den Alltag integrieren. Das ist vom Zeitplan sicher nicht immer leicht umzusetzen, aber der Rücken freut sich. „Denn das Plus an Muskeln ist die beste Medizin, um Rückenschmerzen vorzubeugen und auch zu bekämpfen“, sagt der Wirbelsäulenexperte. Und ein eindringlicher Rat an alle noch werdenden Mütter: Regelmäßige Schwangerschaftsgymnastik ist überaus hilfreich, um sich ein ausreichend starkes Muskelkorsett zuzulegen.
Zu guter Letzt noch der Hinweis: Wer trotz aller Maßnahmen weiterhin und regelmäßig unter Rückenschmerzen leidet, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Je früher ein eventuelles Problem entdeckt wird, desto besser lässt es sich behandeln.