Rückenschmerzen in der Schwangerschaft? Na, das liegt sicher am großen Bauch, den man in den letzten Wochen vor sich hertragen muss. Doch weit gefehlt. Auch schon in der Anfangsphase, wenn man noch nichts sehen kann, leiden viele Schwangere unter Kreuzweh. Manche haben nur leichte Beschwerden, andere können weder sitzen, stehen noch liegen, weil es so furchtbar weh tut. „Natürlich kann das an den Hormonen liegen“, sagt der Wirbelsäulenexperte Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Der Körper schüttet vermehrt die Hormone Relaxin und Progesteron aus und beide sorgen dafür, dass Bänder, Gelenke und Muskeln weicher werden. Dadurch kann sich die Statik ändern. Besonders gefährdet sind Frauen, die schon vor der Schwangerschaft ein zu schwaches Muskelkorsett hatten.“
Bei weiter forteschreitender Schwangerschaft spielt aber auch die sich verändernde Körperhaltung eine wichtige Rolle. Der größere werdende Bauch lässt das Becken nach vorne kippen, so dass es zu einem sehr ausgeprägten Hohlkreuz kommt. Dieses führt zu muskulären Verspannungen, die über kurz oder lang zu Schmerzen führen. „Um Platz für das Kind zu machen, weicht zusätzlich auch noch die gerade Bauchmuskulatur zur Seite“, sagt Dr. Schneiderhan. „Dadurch entfällt eine enorm wichtige Stützfunktion. Das gilt im Verlauf der Schwangerschaft auch für das Becken.“
Was also tun? Die wohl wichtigste Maßnahme ist ausreichend Bewegung. Auch Sport ist unbedingt zu empfehlen, wenn von medizinischer Seite aus nichts dagegenspricht. Regelmäßiges Muskelaufbautraining ist ebenso ratsam, wie Schwangerschaftsgymnastik oder auch Yoga. „Gerne rate ich Schwangeren auch zu Aqua-Fitness“, sagt Dr. Schneiderhan. „Die Schwerkraft ist weitestgehend aufgehoben und Übungen gegen den Widerstand des Wassers sind ein tolles Muskeltraining.“
Die gute Nachricht: Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind meist harmlos. Bei akuten Beschwerden kann Physiotherapie, eine Massage und auch Akupunktur helfen. „Bei länger anhaltenden Beschwerden ist es aber unbedingt ratsam einen Arzt aufzusuchen“, sagt Dr. Schneiderhan. Insbesondere wenn Taubheitsgefühle auftreten. Auch Schmerzmittel nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen.“
Leider kann es auch in der Schwangerschaft zu einem Bandscheibenvorfall kommen und dieser muss etwa bei Harn- oder Stuhlinkontinenz auch operativ versorgt werden. Doch auch hier eine gute Nachricht: „Grundsätzlich ist ein operativer Eingriff auch in dieser Phase kein Problem“, sagt Dr. Schneiderhan. „In den allermeisten Fällen können wir minimal-invasiv vorgehen. Es ist nur ein Nadelpicks durch die Haut nötig, um den Schaden zu reparieren und zudem ist eine Mobilisation und damit der wichtige Muskelaufbau schon kurz nach dem Eingriff wieder möglich.“
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