Der gelernte Zeitungsjournalist Wolfgang Maes, der in Neuss ein freies Sachverständigenbüro für Baubiologie und Umweltanalytik betreibt, ist langjähriger Berater der Öko-Test-Redaktion für Elektrosmog. Bereits 1992 kritisiert Maes in Öko-Test bei Energiesparlampen elektromagnetische Felder "wie unter einer Hochspannungsleitung". In der baubiologischen Zeitschrift Wohnung + Gesundheit bescheinigt Maes 2007 den Energiesparlampen "Elektrosmog", "nervende Flimmerfrequenzen" sowie "mieses Licht", befürchtet ein "biologisches Risiko" und kommt zu dem Schluss: "Bei den Energiesparlampen spiele ich nicht mit!"
In diesem Sinne legt Maes in der aktuellen Öko-Test nach. Er wiederholt seine Thesen vom Flimmern und der Elektrosmogbelastung und nimmt entsprechende Messungen vor, die er interpretiert, ohne deren Relevanz zu belegen. Das Licht von Energiesparlampen habe "mit natürlichem Tageslicht aber gar nichts mehr zu tun", klagt der Baubiologe. Vor den gesundheitlichen Gefahren würden auch "immer mehr kritische Wissenschaftler und Ärzte warnen", assistiert die Öko-Test-Autorin Anna Mai.
Als einen solchen kritischen Kronzeugen für die angeblichen gesundheitlichen Risiken interviewt Öko-Test den Heidelberger Arzt Alexander Wunsch, der sich in der esoterisch-medizinischen Szene als "Lichtbiologe", "Schwingungsmediziner", "HeilRaumGestalter" und Medizingeräteentwickler einen Namen gemacht hat. Er bemängelt den "hohen Blauanteil" im Energiesparlampenlicht, der eine Reihe von Zivilisationskrankheiten fördere und die Netzhaut schädigen könne. Ähnliches hatte Wunsch im April 2008 auf einem Kongress in Österreich vorgetragen. Allerdings ist Wunsch bis heute entgangen, dass die am meisten verwendeten warmweißen Energiesparlampen, ähnlich wie Glühlampen, viel weniger blaues Licht als das natürliche Tageslicht enthalten. "Der blauwellige Lichtanteil in Energiesparlampen ist viel zu niedrig, um Schaden zu erzeugen", stellte Ursula Schmidt-Erfurth, die Leiterin der Wiener Uni-Klinik für Augenheilkunde, damals in der Wiener Zeitung richtig.
Fazit: Aus Frankfurt nichts Neues
Lässt man die subjektiv geprägten Anteile des Öko-Test-Beraters Maes beiseite, so ist der Öko-Test Energiesparlampen unspektakulär. Aufgrund des willkürlich gewählten Messverfahrens für die Beleuchtungsstärke, das laut ZVEI (Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie) nicht der für Energiesparlampen vorgeschriebenen Normprüfung entspricht, kommt Öko-Test zu dem Schluss, dass Energiesparlampen nicht 80 Prozent Strom einsparen, sondern "lediglich" 50 bis 70 Prozent. Zum gleichen Resultat kam die Verbraucherzeitschrift Guter Rat im Dezember 2007, die in ihrem Energiesparlampentest ebenfalls nicht nach Norm gemessen hatte. Bei der Helligkeit, der Schaltfestigkeit und der Haltbarkeit folgt Öko-Test tendenziell den Ergebnissen der Stiftung Warentest vom März 2008, wonach Markenenergiesparlampen in der Regel bessere Qualität bieten als Billiglampen.
Doch soviel "Test-Mainstream" reichte Öko-Test offensichtlich nicht, um sich im Wettbewerb gegen andere Verbraucherzeitschriften zu positionieren. Das laut Eigenwerbung "kritische Ver-brauchermagazin" nahm es in Kauf, zwei eingefleischten Energiesparlampen-Gegnern ungeprüft ein Forum zu bieten. Mit dem Anspruch: "Wir sind nur Öko, wenn das Sinn macht" (Chefredakteur Jürgen Stellpflug) kündigte Öko-Test bei Energiesparlampen "das Ende einer Erfolgsgeschichte" an. Doch darüber entscheidet letztlich der Verbraucher.
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