Der Zweck der Genmanipulation ist in der Statistik zwar nicht aufgeführt, anhand der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel und Pressemitteilungen zufolge sind es sogenannte "Krankheitsmodelle" und genetische Manipulationen zu Zwecken der Stoffwechselmechanismuserforschung, die vor allem in der Grundlagenforschung durchgeführt werden. Transgene Tiere sind gentechnisch veränderte Organismen, bei denen eigene Gene ausgeschaltet ("knock-out"), herunter reguliert wurden ("knock-down") oder denen artfremdes genetisches Material ins eigene Genom integriert wurde ("knock-in"). Durch moderne Methoden - sogenannte Genscheren - geht das heute außerordentlich schnell.
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte weist darauf hin, dass die Anzahl transgener Tiere noch weitaus höher ist, da nur die Tiere gezählt werden, bei denen die Genmanipulation geklappt hat und die dann in weiteren Tierexperimenten eingesetzt wurden. Bei der Erstellung neuer genmanipulierter Linien werden Tausende überzählige Tiere "entsorgt", die in keiner Statistik auf- tauchen. Auch wurde die Vielzahl misslungener Versuche sowie "Vorratstiere" bei Züchtern und Laboren nicht erfasst. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte kritisiert, dass dem enormen Tierverbrauch in der Gentechnik noch immer keine Strategie entgegengesetzt werden konnte.
"Mit der Entwicklung von Body-on-a-chip-Modellen, die zunehmend auch mit Zell- und Organkulturen genutzt werden können, die das zu untersuchende Krankheitsphänomen ausbilden, ist hier eine Perspektive in Sicht, deren beschleunigte Unterstützung wir mit Nachdruck einfordern", betont Dr. Kurt Simons, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
Ein Bündnis von Organisationen, denen neben Tierrechtsorganisationen auch das Genethische Netzwerk und Testbiotech angehören, hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Juli in einem offenen Brief aufgefordert, mit gesetzlichen Vorgaben für den Schutz der genetischen Integrität der Tiere zu sorgen und kurzfristig wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Verbrauch an Versuchstieren einzudämmen*.
Die aktuellen Tierversuchszahlen basieren wie in den Jahren zuvor im Wesentlichen auf einem hohen Anteil von Mäusen, der zwar gegenüber dem Vorjahr um knapp 1,95 Prozent auf 2.199.671 Tiere abgenommen hat, damit jedoch mehr als 73 Prozent aller Versuchstiere in der Statistik ausmacht. Es folgen 12,5 Prozent Ratten (375.656), 7 Prozent Fische (39.019), 3,2 Prozent Kaninchen (95.653), nicht näher bezeichneten Vogelarten (41.169) und Meerschweinchen (24.572).
In 2013 wurden 1.000 Meerschweinchen mehr als 2012 verbraucht (24572/23599). Sie wurden vor allem in toxikologischen und anderen Sicherheitsprüfungen (naheliegend sind Impfstoff-Chargenprüfungen) sowie zur Aus-und Weiterbildung eingesetzt. Der Anstieg der Verbrauchszahlen von Fischen (166.396/202685) und Amphibien (9509/12705) ist auf überwiegend toxikologische Tests zurückzuführen.
Auch ein Anstieg von Alt- und Neuweltaffen ist festzustellen: Die Zunahme geht im Wesentlichen auf einen erhöhten Verbrauch von Altweltaffen (Javaner und Rhesusaffen) zurück. Etwa 400 Tiere wurden hier in der Kategorie "sonstige Zwecke" verbraucht. Die Anzahl der Schweine ist dagegen gesunken (16310 auf 12863) und beruht überwiegend auf einem Rückgang in der Kategorie Krankheitsdiagnostik. Das Interesse an transgenen Schweinen hat jedoch nicht abgenommen (Anstieg von 122 auf 174).
* Seit langem wird auch ein Verbot der Patentierung von Tieren gefordert, da über Patente ein Anreiz geschaffen wird, Tierversuche auch aus rein wirtschaftlichen Motiven durchzuführen. Dies hat sich leider wieder am Anstieg der Tierversuchszahlen bestätigt. Bisher gab es auf dieses Schreiben noch keine Antwort aus dem Ministerium. Das Europäische Patentamt hat bereits mehr als 1.500 Patente auf Tiere erteilt, unter anderem sogar auf Schimpansen, die mit synthetischen Genen manipuliert wurden. Dadurch entsteht ein zusätzlicher wirtschaftlicher Anreiz, immer noch mehr Tierversuche durchzuführen. Die Politik muss sich endlich ihrer moralischen Verantwortung stellen", sagt Christoph Then von Testbiotech.
Bundesstatistik Tierversuchszahlen 2013: (Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz): www.bmel.de
Verbändebrief an Minister Christian Schmid: www.testbiotech.org