Bei rund 480 Medikamenten meldet das Institut für Arzneimittel und Medizinprodukte derzeit Lieferengpässe, darunter Fiebersäfte, Schmerzmittel, Antibiotika oder Krebsmedikamente. „Die angespannte Lage auf dem Arzneimittelmarkt zeigt Wirkung in der Bevölkerung. Die Menschen spüren den Mangel jetzt seit vielen Monaten, entsprechend wachsen die Sorgen“, sagt Daniela Wolf, Expertin für den Bereich Arzneimittel bei der mhplus.
Auffällig dabei: Vor allem Frauen belastet die Mangellage bei Arzneimitteln. So haben 61 Prozent Angst davor, im Krankheitsfall auf notwendige Medikamente verzichten zu müssen. Bei den Männern liegt der Wert mit 49 Prozent deutlich darunter.
Zwar gelingt es bei Lieferengpässen, die Patientinnen und Patienten kurzfristig mit einem ähnlich wirkenden Medikament eines anderen Herstellers zu versorgen oder Restbestände in einer anderen Apotheke zu besorgen. Einige Krankenkassen wie die mhplus übernehmen zudem Mehrkosten für einige in der Apotheke hergestellte Rezepturen. Dennoch befürchten 51 Prozent, weniger wirksame Medikamente zu erhalten.
45 Prozent nehmen auch abgelaufene Medikamente ein
Als Reaktion auf den Arzneimittelmangel in den vergangenen Monaten haben viele Bundesbürger ihr Verhalten geändert. Sie versuchen, selbst für den nächsten Engpass vorzusorgen. So haben zwei Drittel (66 Prozent) ausreichend Medikamente gegen Fieber und Schmerzen zu Hause gelagert, 60 Prozent gehen zudem deutlich sparsamer mit Arzneimitteln um. Und ein Viertel hortet Tabletten, Zäpfchen & Co.
45 Prozent nehmen sogar schon Medikamente ein, deren Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. „Abgelaufene Arzneimittel verlieren ihre Wirksamkeit und sollten aus gesundheitlichen Gründen grundsätzlich nicht mehr eingenommen werden“, warnt Daniela Wolf.
Politik hat Vertrauen verspielt
Doch noch immer werden gleichzeitig auch Medikamente verschwendet. Bei 37 Prozent liegen zuhause Medikamente rum, für die es keine Verwendung gibt. Und jeder Vierte löst die vom Arzt ausgestellten Rezepte zwar ein, nimmt sie dann aber nicht. „Hier liegen noch Potenziale, die auch Patienten und Patientinnen heben können“, so die Expertin Daniela Wolf.
Zwar verspricht die Bundesregierung mit einem neuen Gesetz Abhilfe. Es soll insbesondere dazu beitragen, künftige Lieferengpässe insbesondere bei patentfreien Medikamenten (Generika) und Kinderarzneimitteln zu vermeiden. Doch das hat bislang nicht dazu beigetragen, die Sorgen der Bundesbürger zu zerstreuen. 57 Prozent fehlt aktuell das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen.