Chronische Schmerzen sind nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem in unserer Gesellschaft: Die deutsche Schmerzgesellschaft geht aktuell davon aus, dass etwa 17 Prozent der Bevölkerung in Deutschland und damit etwa 12 Millionen Menschen an langanhaltenden, chronischen Schmerzen leiden.
„Eine erfolgreiche Schmerztherapie vermittelt den Betroffenen wirksame Methoden, um selbst besser mit ihren Schmerzen umzugehen. Damit verstehen wir eine durchdachte, multimodale Schmerzmedizin gerade in Zeiten knapper Ressourcen als zukunftsweisendes Fach mit Vorbildfunktion für unser Gesundheitssystem“, sagt Dr. Martin Steinberger, Chefarzt des Interdisziplinären Schmerzzentrums der m&i-Fachklinik Enzensberg.
Formal ist das Schmerzzentrum der m&i-Fachklinik Enzensberg eine Akut-Krankenhausabteilung (keine Rehabilitationseinrichtung) mit 80 Betten und behandelt in der heutigen Ausbaustufe bis zu 1.000 Patienten pro Jahr mit hoch chronifizierten Schmerzzuständen. In 25 Jahren der medizinischen Versorgung hat das Schmerzzentrum über 17.500 Patienten begleitet. Im Fokus steht dabei stets der Mensch, dessen anhaltende Schmerzen zunehmend alle Lebensbereiche beeinträchtigen und bestimmen.
Für diese Menschen bietet das Interdisziplinäre Schmerzzentrum ein umfassendes, multimodales Therapiekonzept an. Nach einer detaillierten Analyse der meist zahlreichen individuellen Einflussfaktoren auf die Schmerzerkrankung wird ein Maßnahmenpaket erarbeitet, das darauf abzielt, den Einfluss der Schmerzen auf das Leben nachhaltig zu reduzieren und wieder ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dabei wird eine bewährte Kombination aus Einzeltherapien und Gruppenmodulen durchgeführt, deren Inhalte sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. Unerlässlich dabei ist, dass die Patienten mitarbeiten und offen für neue Ansätze sind.
Ein wesentlicher Faktor sind auch die zahlreichen hochmotivierten und
-qualifizierten Therapeuten aus vielen Berufsgruppen, die mit Begeisterung im Team und gemeinsam mit den Patienten an der Linderung ihrer Schmerzsymptomatik arbeiten.
Der Blick zurück
Das Schmerzzentrum an der Fachklinik wurde als spezialisierte Einheit aus der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie heraus entwickelt und von Dr. Klaus Klimczyk zu einer zentralen Einrichtung der Schmerzmedizin aufgebaut und geprägt. Als langjähriger Chefarzt legte er den Grundstein für die moderne Schmerztherapie der Klinik. Zum 1. Januar 2022 übergab er die Leitung nach kurzem gemeinsamem Wirken an Dr. Martin Steinberger.
Zu Beginn lag der Behandlungsschwerpunkt auf dem Bewegungsapparat, speziell auf chronischen Rückenschmerzen. Im Laufe der Zeit wurde das Behandlungsspektrum jedoch erheblich erweitert, unter anderem durch eine Integration zusätzlicher medizinischer Fachrichtungen. Heute arbeiten im Schmerzzentrum Ärzte aus den Bereichen Physikalische Medizin, Orthopädie, Anästhesiologie, Neurologie, Psychiatrie, Gynäkologie, Chirurgie und Allgemeinmedizin, wodurch ein umfassender interdisziplinärer Ansatz gewährleistet ist.
Das bundesweit einzigartige Konzept wurde über die vergangenen 25 Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Das ist und bleibt ein zentraler Bestandteil der medizinischen Arbeit: die fortwährende Überprüfung und Optimierung. Um dies zu gewährleisten, werden die Therapieergebnisse regelmäßig ausgewertet – auch noch bis zu 24 Monate nach Abschluss der stationären Behandlung. Die Ergebnisse werden auf Fachkongressen vorgestellt und diskutiert, zuletzt auf dem Deutschen Schmerzkongress 2024.
Dabei konnte eindrucksvoll belegt werden, dass eine stationäre multimodale Behandlung in einem interdisziplinär ausgerichteten Schmerzzentrum nachhaltig wirksam ist. Die langfristige Nachbeobachtung zeigte klare Verbesserungen: Die Schmerzintensität und die Beeinträchtigung durch den Schmerz gingen signifikant zurück, das psychische Wohlbefinden verbesserte sich deutlich. Mehr als 65 Prozent der Patienten zeigten sich langfristig zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Behandlungsverlauf.
Daten aus der Qualitätssicherung belegten außerdem, dass bis zur Entlassung über 53 Prozent eine Schmerzreduktion von über 20 Prozent im Vergleich zur Aufnahme in das Schmerzzentrum erreichten. Dieser Effekt bleibt stabil, denn auch nach sechs Monaten trifft dies noch auf über 50 Prozent der Patienten zu, und selbst zwei Jahre nach der Entlassung liegt der Wert nur knapp unter 50 Prozent.
Auch bei den psychischen Belastungen zeigen sich deutliche Verbesserungen. Zu Beginn der Behandlung wiesen über 51 Prozent der Patienten auffällige Werte auf der Depressionsskala auf. Bei Entlassung sank dieser Anteil auf nur 15 Prozent, nach sechs Monaten lag er bei knapp unter 30 Prozent und nach 24 Monaten bei etwa 32 Prozent.
So hat sich das interdisziplinäre Schmerzzentrum zu einer bundesweit angesehenen Behandlungseinrichtung für alle chronischen Schmerzzustände entwickelt. Diese Erfolge spiegeln sich auch in der internen Patientenbefragungen wider: 92,8 Prozent geben an, sehr und weitgehend zufrieden zu sein, 94,9 Prozent würden das Schmerzzentrum uneingeschränkt weiterempfehlen.
Der Blick nach vorn
Ein Ziel des Schmerzzentrums im Jahr 2025 ist es, eine an der aktuellen Forschung orientierte, speziell auf Kopfschmerzen zugeschnittene Behandlungsroutine anzubieten.
Ein besonderer Höhepunkt werden die renommierten jährlichen Bayerischen Schmerztage 2025, die im nächsten November in Form einer Jubiläumsveranstaltung vom Interdisziplinären Schmerzzentrum der
m&i-Fachklinik Enzensberg ausgerichtet werden.