Die Lebenssituation von Pflegeheimbewohnern verbessern und die dortigen Arbeitsabläufe optimieren: Das sind die Ziele der „Referenzmodelle 2007“, die heute (15. Juni) der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann auf einer Fachtagung in Dortmund vorstellte. „An dem zweijährigen Projekt haben sich zwanzig Pflegeeinrichtungen beteiligt. Die Ergebnisse kommen nun in Form eines Praxisleitfadens allen 1800 Heimen in NRW zugute“, betonte Laumann.
Vorgeschlagen wird zum Beispiel die Funktion einer „verantwortlichen Pflegekraft“, die die dauerhafte Verantwortung für jeweils eine Gruppe von Pflegebedürftigen übernimmt. „Sie informiert die anderen Mitarbeiterinnen und koordiniert ihre Arbeit, führt Beratungen mit Angehörigen, Ärzten und Sozialem Dienst durch und sorgt für eine planvolle Gestaltung des Pflegeprozesses“, erklärte Laumann. Außerdem sei es wichtig, einen festen Ansprechpartner unter den Mitarbeiten zu haben, der die Angehörigen berät und somit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit schafft. „Eine straffere Pflegedokumentation soll darüber hinaus für Bürokratieabbau sorgen“, so Laumann.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, Karl-Josef Laumann und Harald Kesselheim für die Spitzenverbände der Pflegekassen sind sich einig, dass das von ihnen gemeinsam finanzierte und konzipierte Projekt die Voraussetzungen für entscheidende Fortschritte bei der Qualitätssicherung in der täglichen Praxis der Pflegeheime schafft.
In ihrer Rede betonte Bundesministerin Ulla Schmidt, ihr gehe es vor allem darum, die Lage der pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörige zu verbessern. Viele Angehörige leisteten eine schier über die Kräfte gehende Arbeit. Diese Menschen dürften nicht alleine gelassen werden. Sie verstehe sich, so die Ministerin, als Anwältin all derjenigen, die auf Pflege angewiesen seien sowie derer, die dabei Leistungen erbrächten. Die Pflegeversicherung habe sich grundsätzlich bewährt. Jetzt müsse sie an neue Verhältnisse angepasst werden.
Für die Spitzenverbände der Pflegekassen begrüßte auch Harald Kesselheim vom AOK-Bundesverband das Ergebnis: „Wir Pflegekassen wollen für unsere Pflegebedürftigen die bestmögliche Qualität in der Pflege erreichen. Die Ergebnisse der Referenzmodelle werden diesen Prozess unterstützen. In einem ersten Schritt werden wir dafür Sorge tragen, dass die Medizinischen Dienste der Krankenkassen den Qualitätsentwicklungsprozess in den teilnehmenden Pflegeheimen begleiten.“
Mit dem Modellprojekt wurde eine Initiative des nordrhein-westfälischen Landespflegeausschusses aufgegriffen, der eine größere Transparenz der Abläufe und Arbeitsprozesse in Pflegeheimen forderte. Unter Projektträgerschaft des Diakonischen Werkes Westfalen-Lippe wurden in Zusammenarbeit von 20 Pflegeeinrichtungen und Mitarbeitern des Instituts für Pflegewissenschaft Bielefeld, der Forschungsgesellschaft für Gerontologie Dortmund und des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt Main Strukturen und Pflegepraxis durchleuchtet, in gemeinsamer Arbeit Verbesserungen konzipiert und dann in der Praxis erprobt.
„Die Ergebnisse des Referenzprojektes werden uns bei der Vorbereitung des neuen Landesheimrechtes helfen“, betonte Minister Laumann. „Ich gehe davon aus, dass die Projektergebnisse im Lande intensiv beraten werden. Sie liefern wertvolle Orientierungspunkte für die Qualitätsverbesserung der Pflege in den Heimen und Hilfestellung für die Vertragsparteien bei den Pflegesatzverhandlungen.“
Die Spitzenverbände der Pflegekassen haben rund 2,3 Millionen Euro für das Projekt beigetragen, das Land NRW hat sich mit rund 1,2 Millionen Euro beteiligt. Das Bundesgesundheitsministerium hat das Projekt mit 787.568 Euro mitfinanziert. Die 20 beteiligten Pflegeeinrichtungen haben sich mit eigenen Aufwendungen in Höhe von 234.000 Euro beteiligt.
Weitere Informationen können im Internet unter www.referenzmodelle-nrw.de aufgerufen werden.