Das bis Ende Februar 2011 von der Wehrtechnischen Dienststelle für die Forschung der Deutschen Marine genutzte und in Eckernförde beheimatete Mehrzweckboot mittel" die ex. Y 860 SCHWEDENECK, steht nun, umgebaut und neu ausgerüstet, der zivilen Meeresforschung zur Verfügung und wird damit die im August 2010 aus dem wissenschaftlichen Dienst gestellte PROFESSOR ALBRECHT PENCK ersetzen.
Das Einsatzgebiet des neuen Forschungsschiffes wird an insgesamt etwa 230 Tagen im Jahr vorwiegend die Ostsee sein. Hier wird das Schiff wie zuvor die PENCK auch in das Meeresmonitoring eingebunden werden. Diese Aufgaben nimmt das IOW auf der Basis einer Verwaltungsvereinbarung mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg und Rostock wahr, einschließlich der Verpflichtungen Deutschlands aus der Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM). Auch wird es in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingebunden sein. Ferner kann das IOW durch das neue Forschungsschiff seinem übergeordneten Ziel leichter nachkommen, die Zusammenhänge zwischen externem Antrieb durch das gekoppelte Ozean-Atmosphäre-System und die menschlichen Einwirkungen einerseits und der Veränderlichkeit Mariner Ökosysteme einschließlich ihrer Organismen andererseits besser zu verstehen.
"Überdies möchte ich meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen, zunächst dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und natürlich auch Herrn Professor Roelf Briese, der gesamten Abteilung Forschungsschifffahrt der Reederei Briese sowie den Schiffsbesatzungen. Außerdem danke ich unseren Kooperationspartnern im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung und schließlich den Werftarbeitern und Umbauverantwortlichen auf der Peene-Werft in Wolgast als Teil der P+S Werften GmbH sowie allen Lieferanten und Unterauftragnehmern. Sie haben mit der Umsetzung eines ambitionierten Planes in kürzester Zeit ein weiteres Mal die hohe schiffbauliche sowie schiffstechnische Kompetenz der Peene-Werft Wolgast im Spezialschiffbau unter Beweis gestellt. Dafür gebührt Ihnen große Anerkennung", so Minister Tesch anlässlich des Festaktes.
Hintergrund
Elisabeth Mann Borgese (geb. 24.4.1918, gest. 8.2.2002), Tochter von Katia und Thomas Mann, ist als "Botschafterin der Meere" weltweit bekannt. In ihrer zweiten Lebenshälfte bis zu ihrem Tod 2002 wandte sie sich der wissenschaftlichen und politischen Arbeit zum Schutz der Meere zu. Elisabeth Mann Borgese war das einzige weibliche Gründungsmitglied des "Club of Rome". Sie arbeitete u.a. maßgeblich mit an der heute noch gültigen Seerechtskonvention der UN-Staaten und sie gründete nach zahlreichen Projekten zur Erforschung der Meere 1972 das IOI - "International Ocean Institute" - auf Malta. Ihr 1976 erschienenes Buch "Das Drama der Meere" wurde in 13 Sprachen übersetzt und inspiriert bis heute Meeresforscher und Seerechtler in ihrer Arbeit. "Das Meer ist empfindlich, bei all seiner Größe; und wenn wir uns auch einbilden, unsere Kenntnisse und Erkenntnisse entsprächen dieser Größe und dieser Empfindlichkeit, so ist in Wahrheit der Abgrund unserer Unwissenheit tiefer als seine tiefsten Gräben", schrieb Elisabeth Mann Borgese im Prolog zu diesem Buch.
Bekannt ist Elisabeth Mann Borgese auch durch ihren dokumentarischen Auftritt in der Fernsehproduktion "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" von Heinrich Breloer aus dem Jahre 2001. Ihre Töchter Dominica und Angelica Borgese haben der Verwendung des Namens ihrer Mutter für das neue Forschungsschiff zugestimmt und fühlen sich durch die damit verbundene Wertschätzung der Arbeit sowie des Erbes ihrer Mutter geehrt.
Taufpatin Prof. Dr. Antje Boetius hat nach ihrer Promotion von 1996 bis 1999 am IOW gearbeitet. Ihr Forschungsgebiet macht es erforderlich, dass sie häufig Schiffsexpeditionen unternimmt. Seit 1989 war sie mehr als 40 Mal mit verschiedenen Schiffen in unterschiedlichsten Regionen unterwegs. Sie ist Mitglied der Akademie der Wissenschaft und Literatur Mainz, Außerordentliches wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, Gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina (Bereich Geologie). 2009 erhielt sie "als einzige Frau von 11 Preisträgern" den Leibniz-Preis. Dieser Preis ist mit 2,5 Millionen Euro für Forschungsprojekte dotiert und einer der wichtigsten Wissenschaftspreise in Deutschland.
Die Bereitstellung des neuen Forschungsschiffes für das IOW erfolgt auf der Basis einer Kooperationsvereinbarung vom November 2010 zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Kooperationsvereinbarung sieht auch vor, dass das Bundesministerium in den nächsten 10 Jahren die SCHWEDENECK 70 Tage pro Jahr für die wehrtechnische Forschung mit nutzen kann.
Technische Daten der künftigen ELISABETH MANN BORGESE, ehemals SCHWEDENECK:
Baujahr: 1987
Länge: 56,56 m
Tiefgang: 3,50 m
Max. Fahrt: 14,5 kn