"Wir bekräftigen mit dem Bündnis einmal mehr unsere zentrale Zielsetzung, jedem ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten", sagte Austermann. Mit rund 33.000 Schulabgängerinnen und Schulabgängern aus allgemein bildenden Schulen werde in diesem Jahr ein neuer Gipfel erreicht, den es gemeinsam zu meistern gelte.
Die neu geschlossenen Vereinbarungen mit den Bündnispartnern konzentrieren sich nach den Worten von Austermann auf Bewährtes, wie etwa die Ausbildungsplatzakquise, sowie auf Neues. Dazu zählen unter anderem Projekte während der Schulzeit, um die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu verbessern. Für Schüler, die beispielsweise eine längere Lernzeit benötigen, können mit Beginn des Schuljahres 2007/2008 an 60 Hauptschulen ab der 8. Klasse dreijährige, flexible Übergangsphasen gebildet werden. Die so genannte FlexPhase - die zu einer insgesamt zehnjährigen Schulzeit führt - sei geprägt durch verstärkte Praktika und Berufsorientierung. Hierdurch soll die Anzahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss verringert werden.
Sowohl für die Schüler der FlexPhase als auch die der Berufseingangsklassen der berufsbildenden Schulen stehen die im "Handlungskonzept Schule & Arbeitswelt" verankerten Instrumente zur Verfügung. Diese werden im Rahmen des "Zukunftsprogramm Arbeit" mit Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert.
Wie Austermann weiter sagte, sei den schleswig-holsteinischen Betrieben im Vergleich zum 30. September des Vorjahres ein Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 6,9 Prozent auf 20.339 Verträge gelungen. Schleswig-Holstein lag damit im westdeutschen Vergleich an der Spitze. "Wir erhoffen uns kräftigen Rückenwind von der guten Stimmung in der Wirtschaft und möchten diesen Erfolg wiederholen", so der Minister. Die Bündnispartner appellierten an die Betriebe, die noch günstige Wahlmöglichkeit unter vielen Bewerbern zu nutzen, um für die immer stärker umworbenen Fachkräfte Vorsorge zu treffen.
Carsten Jensen, Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, unterstrich das Bemühen der Wirtschaftskammern im Land, gemeinsam mit den übrigen Partnern auch in diesem Jahr das Bündnis für Ausbildung zum Erfolg werden zu lassen. Die Zwischenbilanz sei jedenfalls sehr erfreulich. "Insgesamt verzeichneten die IHK Schleswig-Holstein und die Handwerkskammer Schleswig-Holstein bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen mit Stand vom 31. Mai 2007 ein Plus von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum", sagte Jensen. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der bislang abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 6.196 auf 6.744.
Hauptursachen aus Sicht von Jensen: "Die gute Konjunktur und der sich abzeichnende Fachkräftebedarf." Gründe, die erfreulicherweise auch bei vielen Betrieben zu einem Umdenken geführt hätten. Dies bestätigten auch die Erfahrungen der Ausbildungsberater sämtlicher Wirtschaftskammern im Land. "Die Kammern konnten landesweit bislang rund 700 neue Ausbildungsbetriebe hinzugewinnen", so Jensen, was sicherlich auch der guten Arbeit der durch das Land geförderten Ausbildungsplatzakquisiteure zuzuschreiben sei. Hauptsorge bliebe allerdings die bei etlichen Schulabgängerinnen bzw. Schulabgängern zu registrierende fehlende Ausbildungsreife. "Ein gesamtgesellschaftliches Problem, dessen Lösung in der Zukunft noch größerer Anstrengungen bedarf."
Jürgen Goecke, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, betonte: "Für Jugendliche ist eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung die beste Absicherung gegen Arbeitslosigkeit. Daher ist hier unser besonderes Engagement gefordert. Ich bin allerdings aufgrund der Ergebnisse der letzten Jahre optimistisch, dass Schleswig-Holstein auch in diesem Jahr - im Bundesvergleich - eine Spitzenposition bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einnehmen wird."
"Allerdings dürfen wir keineswegs die Jugendlichen vergessen, die nicht alle Erwartungen der Betriebe erfüllen. Mit ausbildungsbegleitenden Hilfen - u.a. Team-Training, Umgang mit Konflikten oder Fachunterricht - können die Agenturen für Arbeit gezielt diese Gruppe fördern. Daher mein Appell an die Personalverantwortlichen: Geben Sie auch vermeintlich schwächeren Jugendlichen eine Chance. Wir unterstützen Sie bei Bedarf."
Uwe Polkaehn, Mitglied im Vorstand des DGB-Bezirk Nord, wies darauf hin, dass im Mai 2007 noch ein Defizit an Berufsausbildungsstellen in Schleswig-Holstein bestand. Den Arbeitsagenturen stünden rund 11.700 Ausbildungsstellen, 3,7 Prozent weniger als vor einem Jahr, zur Zeit für 14.700 Bewerber zur Verfügung. "Besondere Sorge bereitet mir, dass es neben den Schülern, die jetzt die Schule verlassen, eine Bugwelle von Altbewerbern gibt, die ein Jahr und länger erfolglos auf Lehrstellensuche sind", so Polkaehn. Deren Anteil an der Gesamtbewerberzahl liege bei fast 57 Prozent. Diese Jugendlichen dürfen nicht vergessen werden.
Polkaehn: "Angesichts des auf uns zukommenden Facharbeiterbedarfs müssen Arbeitgeber jetzt in die Zukunft investieren und jetzt ausbilden. Die Konjunktur gibt das her - sie fordert es geradezu heraus. ,Ausbilden im Betrieb - wenn nicht jetzt, wann dann?': das muss die Devise für das Ausbildungsjahr 2007 in Schleswig-Holstein sein."
Die Unterzeichnung der Vereinbarung fand in der Yacht- und Bootswerft Rathje GmbH statt in Kiel-Friedrichsort statt. Das Kieler Traditionsunternehmen mit 23 Beschäftigten bildet zurzeit sieben Jugendliche zu Bootsbauern aus. Wirtschaftsminister Austermann dankte Geschäftsführerin Edith Vonhoff für ihr vorbildliches Ausbildungsengagement. Die Lehrlinge der Werft wurden wiederholt für die Teilnahme am Austausch mit Frankreich ausgewählt.