Dunia Tahir, Bookerin der ältesten deutschen Modelagentur MODEL POOL INTERNATIONAL Model Management: „Uns erreichen bis zu 25 Bewerbungen pro Tag per Post und E-Mail. Leider sind ca. 95% der Mädchen, die Modelträume schmieden, leider für professionelles Modeln nicht geeignet. Es geht dabei nicht um die Mindestgröße oder Traummaße. Es ist das Gesamtpaket, was wir suchen und das ein geschultes Auge auf den ersten Blick erkennt. Leider sind solche Bewerbungen sehr selten. Es ist richtiges Gold graben, was wir machen.“
Damit die Bewerber das Interesse der Booker einer renommierten Modelagentur wecken, müssen sie vor allem ein wirklich ausdruckstarkes, unvergessliches, markantes Gesicht haben. Ein Gesicht, das man immer wieder sich ansehen möchte und aus einer großen Masse schöner Gesichter immer wiedererkennt. Nicht umsonst werden Models in dem Fachjargon auch Faces genannt. New Faces sind die Anfänger der Branche.
Das Gesicht alleine ist keine Eintrittskarte in die glitzernde Modewelt. Groß muss man sein, aber nicht zu groß & schlank, aber schön schlank. „Obwohl Kate Moss mit 1.70m und Letizia Casta mit 1.69 m Topmodels wurden, bleiben für die „kleineren“ Mädchen doch viel weniger Jobs, als für diejenigen, die eine Körpergröße von mind. 1.75 m mitbringen“, - so Dunia Tahir. Die Musterteile der Modekollektionen haben ihre Länge und müssen gut passen, daher suchen die Werbechefs der Fashionindustrie nicht nur für Laufsteg, sondern auch für Fotoshootings große Models. Was die Maße angeht, so sind laut der Bookerin von Model Pool, in Deutschland zu schlanke Models – mit Konfektionsgröße 32-34 – gar nicht gefragt. Die gängigste Modelgröße ist hier im Lande 36 oder 36-38. Viele Modehersteller suchen für ihre Fotoproduktionen sogar Models mit Konfektionsgröße 38, was eine Taille von 70 cm und Hüfte 97 cm bedeutet. „Junge Models mit einer richtigen Größe 38 sind rar, man findet sie eher unter den reiferen Models“, - so Dunia Tahir, die bei Model Pool auch die Abteilung Best Ager oder Classic Models betreut. Wichtig ist, dass die Maße harmonisch und wohlproportioniert sind.
Wenn die Agentur unter den vielen Bewerbungen ein Mädchen mit dem richtigen Look entdeckt, wird diese unverzüglich zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch in die Agenturräume in der Düsseldorfer Innenstadt, direkt am Ständehauspark eingeladen. Die Modelbooker möchten das potenzielle New Face en natura sehen und kennenlernen. Für solche Termine nehmen sich die Mitarbeiter von Model Pool International richtig viel Zeit, daher sind spontane Besuche der Bewerber sehr ungern gesehen. Bei dem Kennenlerngespräch werden schon die ersten Polas genommen, natürliche Fotos ohne Make-Up, die das Model so zeigen, wie es in Wirklichkeit aussieht. Früher wurden sie mit einer Sofortkamera genommen, um keine Zeit für die Entwicklung zu verlieren, und die Aufnahmen direkt an Kunden zu schicken. Solche Kameras nutzt keiner mehr, aber der Polaroids sind im internationalen Modelgeschäft immer noch eins der wichtigsten Präsentationsmittel.
„Wenn wir uns dafür entschieden, ein New Face in unsere Modelkartei aufzunehmen, wird es versucht, schnellst möglich ihr Portfolio aufzubauen“, - erzählt Dunia Tahir. Dabei gibt es viele unseriöse „Agenturen“, die für Testshootings ganz viel Geld kassieren und an einem einzigen Tag mit einem Fotografen 10-20 Fotos schießen. „Das ist auf keinen Fall professionell“, - meint Dunia. –„Ein Modelbook muss vielseitig sein und unterschiedliche Fotos, von diversen Shootings mit immer neuen Künstler und Moods dem Kunden präsentieren“. Auch wenn das Model auf jedem Bild anders geschminkt und angezogen ist, sieht ein Profi sofort, dass alle Fotos an einem Tag und mit einer Kamera gemacht sind, meint die Bookerin von Model Pool, die bereits seit 8 Jahren für die Düsseldorfer Agentur tätig ist.
Was eine professionelle Modelagentur auch niemals anbietet, sind Modelschulen oder Kurse, die Geld kosten. Bei den Profis gilt „learning by doing“. Jedes neue Test-Shooting, jedes Casting oder Fitting, jede kleine Modenshow oder Präsentation bringen das New Face ihrem Traum hauptberuflich zu Modeln ein Schritt näher. Manchmal stellen die Agenten mit Enttäuschung fest, dass das Anfängermodel leider nicht wandelbar genug oder gar nicht fotogen ist. Oder nicht zuverlässig, was in dem Geschäft nicht weniger wichtig als das Aussehen ist. Manchmal entdecken auch die Mädchen, dass sie sich das Modelgeschäft komplett realitätsfremd vorgestellt haben. Denn ist nicht nur Glamour, sondern viel mehr anstrengende Arbeit in einer Welt voller harter Konkurrenz, die ohne Disziplin und Selbstaufopferung nicht zum Erfolg führen kann.
„New Faces aufzubauen und zu beobachten, wie aus dem Anfänger ein Profi heranwächst, ist eine sehr anspruchsvolle, aber aufregende Aufgabe. Wir freuen uns auf die Test-Shooting Ergebnisse wie auf Weihnachtgeschenke. Mit jedem weiteren Bild sieht man, was gemeinsam mit dem Model, Fotografen, Make-Up & Stylingprofis geschaffen wurde“, - so Dunia Tahir, die schon dutzende Modelanfänger auf dem Weg von der Bewerbung mit Privatfotos zu den ersten Aufträgen für bekannte Modemarken begleitet hat.