Schaut man sich die einzelnen Autohersteller mit ihren Produktionsstätten in Europa an, muss PSA (Peugeot, Opel, Citroën, DS, Vauxhall) mit einem Minus von 137.000 Fahrzeugen die höchsten Ausfälle verkraften. Die Marke VW folgt mit 106.000 nicht produzierten Autos. BMW wird 98.000 Autos weniger Fahrzeuge in Europa herstellen, gefolgt von Renault-Nissan-Mitsubishi (-97.000), Daimler (-69.000), FCA (Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Jeep u.a., -55.000), Ford (-54.000) sowie die VW-Konzernmarken Skoda (-41.000), Seat (-39.000) und Audi (-28.000). Von den japanischen Herstellern leidet in Europa am stärksten Toyota mit einem Produktionsausfall von 35.500 Fahrzeugen. In Deutschland hat das größte Minus BMW zu tragen (-83.000 Fahrzeuge), dann folgen die Marken VW (-68.000), Daimler (-47.000), Audi und Ford (jeweils -21.000), Opel (-5000) und Porsche (-4000).
Prof. Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach bei Köln, rechnet durch die Produktionsausfälle mit Umsatzverlusten von bis zu 80 Milliarden Euro. „Es ist klar, dass es zu Verlusten kommt, und es ist klar, dass diese Verluste nicht wieder aufzuholen sind“, so Bratzel im Gespräch mit auto motor und sport. „Es kommt darauf an, wie gut die Corona-Schutzmaßnahmen greifen und wie diszipliniert sich der Einzelne an die neuen Regeln hält.“ Im allerbesten Fall sei der Höhepunkt der Infektionen in Deutschland Mitte April erreicht, dann würde die Einnahmen-Delle laut Bratzel etwa zehn Prozent betragen. Das bedeutet, dass allein die deutsche Automobilindustrie auf mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz verzichten müsste. Sollten die Neuinfektionszahlen erst Anfang bis Mitte Mai abflauen, würde es im Idealfall noch zwei bis drei Wochen dauern, bevor die Produktion wieder auf vollen Touren läuft. Dann könnten die Umsatzverluste leicht auf 20 Prozent steigen, so Bratzel. Das wären rund 80 Milliarden Euro.
Auch Andreas Radics, Geschäftsführender Partner bei Berylls, rechnet mit massiven Verlusten. „Der zu erwartende Einbruch durch die bevorstehende Krise wird größer sein als der durch die Finanzkrise 2008/2009. Nicht zuletzt, weil sich auch das Verhalten der Konsumenten signifikant verändert“, erwartet Radics im Gespräch mit auto motor und sport. „Selbst wenn die Produktion weltweit wieder anlaufen kann, ist offen, wie schnell sich das Kaufverhalten normalisiert und welche Prämissen dann für die Käufer von morgen gelten.“