Neuer Zugang durch ein bisher verborgenes Treppenhaus
Zur neuen Ausstellung gelangt man über ein enges Treppenhaus, das bisher für das Publikum geschlossen war. Oben auf den Zinnen angekommen, hat man einen traumhaften Blick über die Schlossanlage und in die Umgebung hoch über Lenzburg. Über den Uhrenturm gelangt man schliesslich in das Innere der Ausstellung "Rittertum und Adel".
Schattenfilme und Geräusche der Vergangenheit
Mit Schattenfilmen und Geräuschen erscheint die Vergangenheit wieder vor den Augen des Besuchers, als wären die Geschichten seit Jahrhunderten in den alten Mauern gespeichert! Im szenografischen Konzept fokussiert jeder Raum auf einzelne Persönlichkeiten der drei Adelsgeschlechter. Erzählt werden konkrete Ereignisse, die mit diesen Personen in Verbindung stehen. Alle drei Herrschaftsgeschlechter hatten etwas gemeinsam: Sie gehörten dem Hochadel an und spielten in der europäischen Geschichte des Mittelalters eine wichtige Rolle. Sie waren Teil einer Gesellschaft, die nach bestimmten Regeln lebte und eine stets als "höfisch" erkennbare Kultur pflegte. Auf dem Rundgang durch die vier Ausstellungsräume taucht das Publikum in eine Welt voller farbenfroher Bilder und Symbole ein.
Ein adeliger Jüngling wird zum Ritter
Adelige Knaben, insbesondere Erstgeborene, bereitete man auf die Rolle des Herrschers vor. Mit der Kunst der Jagd übten die Jungen Fertigkeiten für den Kampf, und das höfische Leben vermittelte Einblicke in Diplomatie und Politik. Mädchen hatten die Aufgaben als Ehefrau und Vorsteherin eines grossen Haushaltes zu erlernen. Daneben stand der adeligen Jugend auch die geistliche Laufbahn offen. Nachdem die Besucher das Labyrinth der verschiedenen Phasen der Ritterausbildung durchschritten haben, treffen sie im Dachstuhl des Südturms auf eine mittelalterliche Baustelle mit Gerüsten, einem Lastkran, einem Burgenmodell und grossformatigen Bildern von mittelalterlichen Baustellen. Das Mittelalter war eine baufreudige Zeit. Es entstanden Profanbauten wie Burgen und städtische Gebäude, sowie Sakralbauten wie Klöster und Kirchen. Auftraggeber waren der Adel, weltliche Fürsten und die Kirche. So erbauten die Habsburger während der Herrschaft des jungen Herzogs Friedrich II. mit dem Ritterhaus einen der eindrucksvollsten Profanbauten jener Zeit.
Musik, Tanz und Ritterturniere am Hoftag
Eine 1173 ausgestellte Urkunde belegt, dass Kaiser Friedrich I. Barbarossa persönlich auf der Lenzburg zu einem Hoftag anreiste. Er kam zur Verteilung des Erbes der ausgestorbenen Grafen von Lenzburg. Auch König Rudolf I. war 1275 an einem Hoftag auf der Burg anwesend. Neben Repräsentation und Machtdemonstration boten Hoftage auch die Gelegenheit, die persönlichen und sachlichen Bindungen zwischen Fürst und Adel zu pflegen. Der Ausstellungsraum vermittelt die festliche Atmosphäre eines Hoftages.
Macht und Herrschaft
Wie fühlt man sich mit einem Reichsapfel in der Hand oder einer Tiara auf dem Kopf? Das Publikum kann im Raum zum Thema "Herrschaft im Mittelalter" buchstäblich nach der Macht greifen. Die Hand am Machtsymbol, die Füsse auf dem Schachbrett erkunden die Besucherinnen und Besucher das Herrschaftssystem im Mittelalter. Herrschaft war kein starres Gebilde, sondern stark von äusseren Umständen geprägt. Sie basierte auf dem Lehenswesen und baute stark auf familiäre Verbindungen und Personalbündnisse.
Konflikte
Ulrich IV. von Lenzburg lebte im ausgehenden 12. Jahrhundert, Leopold III. von Habsburg 200 Jahre später. Beide waren während ihrer Herrschaft mit Konflikten konfrontiert. Unter den Habsburgern führten die Auseinandersetzungen mit den Eidgenossen gar zum Verlust der habsburgischen Herrschaft über die Vorlande. Hier lag auch die Lenzburg mit ihren Gütern. Kriege, in welche Ulrich IV. verwickelt war, führten ihn weit weg von seiner Burg. Es ist anzunehmen, dass er als getreuer Gefolgsmann König Konrad III. auf einen Kreuzzug ins Heilige Land folgte. Der Lenzburger war später auch sehr häufig im Gefolge Friedrichs I. Barbarossa unterwegs. Der Schattenfilm zeigt, wie der Aargau 1415 an die Eidgenossen fiel.