„Gesundheitsgefahren durch Laserdrucker in Gebäuden sowie Lösungsstrategien“
25 Studenten der Leuphana Universität Lüneburg arbeiteten im Wintersemester 2021/2022 unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Braungart an diesem Thema. Während der abschließenden Konferenzwoche im März tauschten sich Studenten mit Dr. Heinz-Jörn Moriske, vormals Geschäftsführer der Innenraumlufthygiene-Kommission beim Umweltbundesamt, im Seminarplenum aus.
Wurde hier endlich ein Paradigmenwechsel eingeläutet?
Prof. Dr. Braungart und Dr. Heinz-Jörn Moriske zeigten Fakten auf, die für eine gute Raumluftqualität wichtig sind und für künftige verpflichtende Regelungen für die Innenraumluftqualität als Basis dienen können. 1
- Eine ursächliche Problematik der Anreicherung von Schadstoffen in Innenräumen, wo wir uns bis zu 90 % unserer Zeit aufhalten, ist das Gebäudeenergiegesetz von 2001: Energieeffizienz und damit moderne luftdichte Gebäude und Räume, in denen sich Schadstoffe sammeln und anreichern können. Zudem ändert sich das Substanzspektrum der in Innenräume eingetragenen flüchtigen und schwerflüchtigen organischen Verbindungen stetig.
- Hersteller und Unfallversicherer erforschten seit 2007 die Emissionen aus Laserdruckern. Alle diese Untersuchungen basierten auf falschen Bewertungsmaßstäben. Sie bewerteten die Luftqualität immer auf Grundlage der Masse (mg/cm³) Raumluft der vorhandenen Partikel in der Atemluft. Aussagekräftig ist nur Messung und Bewertung der Partikelanzahl. Aufgrund der geringen Größe (kleiner als 0,1 ?m=PM 0,1), die etwa der von Viren und kleiner entspricht und somit auch eine geringe Masse in der Innenraumluft hat, dafür aber tiefer über die Atemwege in den Körper eindringen, bleiben sie mit ihrer Masse unter allen Grenzwerten. Bei einer gedruckten Seite eines Laserdruckers wurden aber laut Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) bis zu 7,6 Milliarden Partikel ausgestoßen.2
Grundsätzlich richtig angewandt wird die Bewertung des Partikelausstoßes heute beim Blauen Engel, wobei über die Qualität (Art) und Quantität (Anzahl) der zulässigen Partikel und den gesundheitlichen Auswirkungen weiterhin absolute Unklarheit vorherrscht.
- Die Vielzahl von Schadstoffen und ihre chemischen Interaktionen im Innenraum, u.a. durch Laserdrucker-Emissionen und deren Wirkungen auf den Menschen sind weiterhin kaum erforscht. Die Innenraumluft ist zwei bis fünf Mal „schlechter“ als die Außenluft in Innenstädten. Eine im Jahr 2006 veröffentlichte Untersuchung zeigte bereits damals, dass in Büros eine Feinstaubbelastung von bis zu 1.000 µg/m³ Raumluft gemessen wurde!3
- Prävention ist unumgänglich, wie schon 2013 durch Innenminister Boris Pistorius beim Justizministerium Niedersachsen erkannt und vollzogen wurde. Nach vermehrt auftretenden Krebserkrankungen beim Amtsgericht in Burgwedel und dem Verdacht der möglichen Ursache von Laserdruckeremissionen wurden 4.033 Laserdrucker im Verantwortungsbereich des Innenministeriums ausgetauscht gegen moderne Tintenstrahldrucker. Hier wurde das Prinzip des vorbeugenden Gesundheitsschutzes vorbildlich angewandt.4
- In der Pandemie zeigt sich, dass bei Nutzung von Laserdruckern in schlecht belüfteten Räumen, Corona-Viren an Feinstaubpartikeln haften. Das erleichtert dem Virus der Weg von Mensch zu Mensch sowie das Eindringen in die tieferen Atemwege. Auch erkranken Menschen in durch Feinstaub höher belasteten Regionen offenbar häufiger schwer an COVID-19.5
- Relevante deutsche Studien Mersch-Sundermann und Gminski aus 2006 (Pilotstudie BfR) und 2016 6 7
- Zero Emission Initiative der Europäischen Kommission
Bis 2050 soll die „Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden auf ein Niveau gesenkt werden, das als nicht mehr schädlich für die Gesundheit und die natürlichen Ökosysteme gilt und die für unseren Planeten hinnehmbaren Grenzen respektiert, sodass eine schadstofffreie Umwelt geschaffen wird.“
- Politik muss gesetzliche Regelungen auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse treffen.
Solange die Behörden keine Regelungen treffen, empfiehlt bzw. fordert die internationale Stiftung nano-Control präventive Maßnahmen:
- Schutz vor Feinstaub in der Innenraumluft – Lüften, Lüften, Lüften!
- Sicher drucken mit Tinte statt Toner (ein Muss für das Home-Office)! Kinder, vorerkrankte und ältere Menschen sind besonders gefährdet.8
- Laserdrucker (tonerbasierte Drucksysteme) nie ohne Filter betreiben!
- Laserdrucker und Kopierer möglichst in separate Räume mit eigener Zu- und Abluft stellen! Diese Räume nicht mit der Gebäudeinstallation bzw. der zentralen Klimaanlage für Zu- und Abluft koppeln.
Das Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Herstellerverband BITKOM setzten ab 2009 auf die Verbesserung von Geräten und Festlegung eines standardisierten Messverfahrens für die Emissionen. 12 Dann, fünf Jahre später wurde ein erster Blauer Engel vorgestellt, der erstmals die zulässige Anzahl der ultrafeinen Partikel begrenzte, welche innerhalb von zehnminütigem Druck ausgestoßen werden dürfen. Offensichtlich hatte man nun einen Handlungsbedarf entdeckt. Dies wurde aber den Betroffenen bis heute nur sehr zurückhaltend zur Kenntnis gebracht.
Fraglich ist für nano-Control, ob die Begrenzungen ausreichend sind. Wir weisen hier besonders auf die Nutzung der Laserdrucker im Home-Office hin. Häufig werden wenige Seiten gedruckt. Hier muss hervorgehoben werden, dass der Ausstoß ultrafeiner Partikel zu Beginn einer Druckphase bei einer Vielzahl von Laserdruckern sehr stark erhöht sein kann («initial burst») ist.13 Der Blaue Engel „glättet“ diese Milliarden Partikel zu Beginn, indem dies über einen Zeitraum von 10 Minuten Druck gemittelt wird.
Weitere Untersuchungen der Wirkung von Feinstaub und hierbei, insbesondere ultrafeiner Partikel auf den Menschen traten in den Hintergrund, obwohl in den „WHO Guidelines for Indoor Air Quality“ im Jahr 2010 14 explizit darauf hingewiesen wurde, dass die in Büros gemessenen Konzentrationen von Feinstaub im Allgemeinen höher sind als in Wohngebäuden, was auf das Vorhandensein von Feinstaubquellen wie Kopierer und Drucker zurückzuführen ist.
Im Jahr 2006 wurde veröffentlicht, dass in Büros eine Feinstaubbelastung von bis zu 1.000 Mikrogramm/Kubikmeter (µg/m³) Raumluft in Büros gemessen!3 – Schon bei 50 µg/m³ kann es in der Außenluft zu Fahrverboten kommen. Der Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit für den deutlich größeren Schadstoff Feinstaub (PM 2,5) in der Außenluft liegt derzeit in Deutschland bei 25 µg/m³ (Richtwert WHO 5 µg/m³).
Im Seminarplenum der Leuphana weist Dr. Moriske daraufhin, dass es erforderlich ist, dass die sehr kleinen ultrafeinen Partikel (PM 0,1) mittels Partikelzählverfahren in einem bestimmten Zeitraum bewertet werden müssen, wie es seit 2014 beim Blauen Engel angewendet wird. Dies ist aufgrund ihrer sehr geringen Masse unbedingt erforderlich, um die Gefahren für die Gesundheit der Arbeitnehmer, Verbraucher und Kinder abzuwenden.
?PM10? kann beim Menschen durch die Nasenhöhle in tiefere Bereiche der Bronchien eindringen. Die kleineren Partikel ?PM2,5? können bis in die Bronchiolen und Lungenbläschen vordringen und die ultrafeinen Partikel (PM 0,1) mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm sogar bis in das Lungengewebe und den Blutkreislauf 15
Wissenschaftliche Untersuchungen fokussieren ausschließlich die Außenluft
Liegt dies an den nicht regulierten Altlasten der Innenräume, wie z.B. Asbest und Holzschutz?
Die Pandemie sollte uns eines Besseren belehren. Laut Prof. Dr. Jos Lelieveld, Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz und Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Zentrum für Kardiologie, Universität Mainz schädigt Feinstaub offenbar Blutgefäße auf ähnliche Weise wie SARS-CoV-2 und erleichtert dem Virus die Infektion von Zellen in der Lunge.16 Die Lehre daraus kann folglich nur sein, die Innenraumluftqualität verbindlich zu verbessern und auch zwingende gesetzliche Vorgaben für das Home-Office für Arbeitgeber bereitzustellen. Jeder Arbeitnehmer und Verbraucher muss eindeutig verstehen können, dass zusätzliche Feinstaubquellen wie Laserdrucker / 3-D Drucker im Innenraum eine zusätzliche, ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung bedeuten. Besonders auch für Kinder!
Hersteller wie Epson und Samsung haben sich bereits 2013 von Laserdruckern verabschiedet 17, kurz nachdem das niedersächsische Innenministerium im Justizministerium 4.033 Laserdrucker präventiv austauschen ließ.18 Epson und andere Hersteller bieten heute Tintenstrahldrucker an, die allen Anforderungen für eine professionelle (Home-)Office-Nutzung entsprechen. Auch bei der Tintenstrahltechnik gibt es jedoch Emissionen und auch daraus ergeben sich durchaus Fragen, wenngleich vielen Studien gemein ist, dass die emittierten Partikelanzahlen bei Tintenstrahldruckern meist deutlich niedriger als bei Laserdruckern sind. Sicher ist, dass hier flüchtige organische Verbindungen (VOC und VVOC) entstehen, die sich relativ einfach durch Lüften aus den Räumen entfernen lassen.
Die Unfallkassen und Behörden empfehlen - wie bereits erwähnt - die Aufstellung von Laserdruckern in separaten Räumen, Luftwechsel, Filter oder alternative Drucktechniken. 19 – 24
Alle öffentlichen Institutionen sind aufgrund von fehlenden einstimmigen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Laufe von 20 Jahren bis zum heutigen Tag nicht zu abschließenden Bewertungen und vor allen Dingen einheitlichen Regelungen gekommen.
Langzeitexpositionen und die Auswirkungen auf die betroffenen Arbeitnehmer werden bis heute nicht erforscht.
Sind die wissenschaftlichen Studien von Unfallkassen und Herstellern, auf die sich Politik und Behörden berufen, unabhängig oder werden dort möglicherweise interessengesteuerte Studien durchgeführt?
Aufgrund fehlerhafter Bewertungsmaßstäbe solcher Untersuchungen (Partikelmasse in mg/m³ Raumluft, statt Anzahl/m³ in einem bestimmten Zeitraum) sowie der häufig fehlenden Kenntnis der Zusammensetzung dieser künstlich hergestellten Partikel bleibt es auch in Zukunft bei Mutmaßungen zu Lasten der betroffenen Arbeitnehmer, Verbraucher und Kinder.
Es stellt sich hier auch die Frage, ob Arbeitsmediziner und Betriebsärzte ihrer Aufgabe in diesem Bereich unter solchen Umständen tatsächlich nachkommen können? Wie sollen sie arbeitsbedingte Erkrankungen erkennen und behandeln, sowie Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer zur betrieblichen Gesundheitsförderung und medizinischen Prävention wirksam beraten, wenn die Behörden gemeinsam mit den Herstellern und Unfallversicherern signifikante Gefahr negieren?
Warum gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen im Innenraum, wenn hier das relevante Problem vorherrscht?
Unstreitig ist, dass saubere Luft lebens- und überlebenswichtig ist, so der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber in seinem Grußwort auf der Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM).
Der Projektverbund BayUFP „Messung, Charakterisierung und Bewertung ultrafeiner Partikel zog im März 2022 Zwischenbilanz 24: Negative Auswirkungen von Feinstaub und Ultrafeinstaub auf den Menschen wurde in ersten Ergebnissen bestätigt. Diese deuten darauf hin, dass die verwendeten Partikel die Barriere des respiratorischen Epithels (eine Schicht aus spezialisierten Epithelzellen) stören können, welche den größten Teil der Atemwege auskleidet. Es wird weiter geforscht.
Wir sagen: Die Zeit drängt! Das bayerische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat mit den involvierten Ärzten und Wissenschaftlern, u.a. der DGAUM und des Helmholtz Zentrum München (seit vielen Jahren mit der Laserdrucker-Thematik vertraut) eine weitere Chance verpasst, ultrafeine Partikel im Innenraum zu untersuchen. Die millionenfache Verbreitung von Laserdruckern im Innenraum hatte nano-Control bereits im Jahr 2020 bei der Jahrestagung der DGAUM vermittelt. Die Dringlichkeit ist gegeben, denn es gibt schon viel zu viele Erkrankte. Die Zahl wird durch Laserdrucker im Home-Office steigen. Technische Voraussetzung zur Qualifizierung, Quantifizierung und Bewertung der Stoffe ist heute kein Problem mehr. Dieser Projektverbund muss auch im Innenraum untersuchen!
Die millionenfache Verbreitung von Laserdruckern im Innenraum hatte nano-Control bereits im Jahr 2020 bei der Jahrestagung der DGAUM vermittelt. Die Dringlichkeit ist gegeben, denn es gibt schon viel zu viele Erkrankte. Die Zahl wird durch Laserdrucker im Home-Office steigen.
Technisch ist es heute kein Problem mehr, die ultrafeinen Partikeln zu qualifizieren, zu qualifizieren und zu bewerten.
Wirkliche Erkenntnisse ergeben sich einzig aus Studien von Prof. Volker Mersch-Sundermann und Dr. Richard Gminski aus den Jahren 2006 und 2016. 6 7 Dass solche Studien bekannt sind, bestätigte auch Dr. Heinz-Jörn Moriske im Gespräch mit Studenten der Leuphana Lüneburg Universität. Diese und weitere Studien der Harvard University, Boston26 sind unzweifelhaft und zeigen deutlich, dass es sehr wohl zu gesundheitsschädlichen Wirkungen auf den Menschen kommen kann. Ultrafeine Stäube und Nanopartikel wirken stärker als Feinstaub, denn sie dringen über die Atemwege in jede Zelle des Körpers ein und überwinden auch die Blut-/ Hirnschranke. Hierzu gibt es inzwischen hinreichende, unstrittige internationale wissenschaftliche Erkenntnisse und Warnungen.27
Folgen der Langzeitexpositionen durch ultrafeine Partikel im Innenraum für die Menschen
4.000 Betroffene meldeten sich bereits seit Ende der 1990er Jahre bei der ITG Interessengemeinschaft Tonergeschädigter und der späteren Stiftung nano-Control. Diese Personen sind zum Teil schwerstkrank, da sie Teils über Jahrzehnte Emissionen aus Laserdruckern täglich ausgesetzt waren. In der realen Welt sind die Menschen nicht nur einem Stressfaktor ausgesetzt. Synergieeffekte der ultrafeinen Partikeln mit anderen Schadstoffen, wie z.B. Carbon Black mit in den umgebenden Räumen vorhandenen hochfrequenten Feldern, besonders über einen Zeithorizont von mehr als 15 Jahren, sind bis heute nicht erforscht.28 29 Die von Wissenschaftlern befürchteten möglichen Krebserkrankungen, die sich schon bei Kurzzeitexpositionen durch oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen des Körpers andeuteten, sehen wir tagtäglich.
Aus diesem Grund müssen schon bei leichten Symptomen zwingend Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit getroffen werden. Husten, Niesen, Kopfschmerzen, Augenbrennen oder andere Symptome ohne ersichtlichen Grund, die dann auch noch vornehmlich im Büroumfeld auftreten und sich möglicherweise im Urlaub immer deutlich verbessern, dürfen wir nicht einfach so hinnehmen.30
Gesunde, leistungsfähige Mitarbeiter im Büro 4.0
Das Bundesarbeitsministerium geht nun einen neuen Weg mit der Initiative Qualität der Arbeit (INQA) zur Förderung guter und gesunder Büroarbeit im Kontext einer sich rasant verändernden Arbeitswelt.
Die Mitglieder des Deutsche Netzwerk Büro e.V. (DNB e.V.)31, unter ihnen die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), und auch die Berufsgenossenschaften wollen dafür sorgen, dass die Fachkräfte leistungsfähig ihrer Arbeit nachgehen können. Hauptaufgabe des DNB e.V. ist „die Unterstützung bei der praktischen Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Büro“.
Sie weisen vorsorglich auf Gefahren hin, damit es gar nicht erst zu Erkrankungen kommt:
„Die Belastung der Innenraumluft mit feinen Partikeln ist ein häufig unterschätztes Gesundheitsrisiko. Zu den relevanten Feinstaubquellen in Büros zählen Kopierer, Laserdrucker (Tonerstäube), Baumaterialien, Staub an Schuhen und Kleidung sowie alle durch die Außenluft (Fenster, Klimaanlage) eingetragenen Partikel. Feinstaub setzt sich aus kleinsten, unsichtbaren Teilen zusammen, die tief in den menschlichen Atmungstrakt eindringen und zu ernsten Lungenreizungen und Erkrankungen führen können.“
Was heute einzig und allein fehlt sind weiterhin gesetzliche Regelungen, welche die Politik festlegen muss
Darauf setzt das DNB e.V. leider noch nicht! Da sind sich die Hersteller und Unfallversicherer scheinbar sehr einig: Klare, messbare Anforderungen an die Raumluftqualität auf Basis unabhängiger, wissenschaftlicher Erkenntnisse soll es auch weiterhin nicht geben. Alle guten Initiativen zur Prävention werden nur sehr bedingt helfen. Auch nach mehr als 20 Jahren sollen sich Erkrankte und Betroffene selbst helfen, obwohl sie keinen Einfluss nehmen können? Es fehlt an klaren Vorschriften und Anweisungen, auf die sich Betroffene auch stützen und berufen können.
Die Mehrheit der Menschen, die in der Nähe von Laserdruckern arbeitet, weiß bis heute nichts von den Gefahren, die von ultrafeinen Stäuben und Nanopartikeln ausgehen. Schwermetalle, VOCs, PAKs und viele andere toxische Stoffe können Menschen krank machen.32 33 Laserdrucker stoßen laut der Blauen Engel-Studie der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) aus dem Jahr 2011 im Schnitt 2,34 Milliarden Partikel/gedruckte Seite aus!2 (bis heute ist unklar, um welche Stoffe es sich bei den Partikeln genau handelt).
Millionen Geräte stehen in für die vulnerablen Gruppen sensiblen Räumen wie Krankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken sowie besonders für die Kinder in Kindergärten und Schulen.
Im Rahmen der Pandemie bedingten Home-Office-Offensive der Unternehmen und Bundesregierung erreichen die Emissionen (Ultrafeinstäube und Nanopartikel) aus Laserdruckgeräten nun vermehrt die privaten Schlaf- und Kinderzimmer über die Wohnungsluft. Hersteller wie auch der Handel unterstützen dies mit Billigstangeboten von Laserdruckgeräten, die dann die kommenden 10 -15 Jahren die Innenraumluft der privaten Wohnengen massiv belasten werden. Weggeatmet werden die ultrafeinen Partikel dann Kleinkindern bis hin zu alten Menschen. Sie machen an keiner Zimmertür halt. Diese ultrafeinen, elektrostatisch aufgeladenen Partikel reichern sich über die Zeit im gesamten Wohnraum an und werden sich auch in gesamten Gebäuden entsprechend ausbreiten!
Kinderzimmer sind übrigens ein Ort, in dem laut Umweltbundesamt Laserdrucker niemals aufgestellt werden sollten
Es stellt sich bei solch einer Empfehlung des Umweltbundesamtes jedoch die Frage, ob die Partikel wissen, dass sie nicht über die Raumluft in das Kinderzimmer wandern dürfen!?!
Niemand weiß, was diese kleinsten Partikel mit den empfindlichen Atemwegen unserer Kinder und Enkelkinder machen. Neugeborene und kleine Kinder inhalieren mit einer deutlich höheren Atemfrequenz. Diese Partikel aus Laserdruckgeräten haben das Potenzial die Entwicklung von Kindern nachhaltig zu stören, dies ist sicher und sollte bei allen Überlegungen immer berücksichtigt werden! Internationale Studien zu Feinstaubbelastung zeigen Einflüsse auf die neurologische Entwicklung der Kleinsten bei kognitiven Tests sowie der geistigen und motorischen Entwicklung. Eine WHO Publikation spricht bei entsprechender Schädigung durch Feinstaub von einer „lebenslänglichen Strafe“!34
Bei Schwangeren konnten die Gefahren ultrafeiner Partikel aus Laserdruckern schon gezeigt werden. Die amerikanische Forscherin Nancy Lan Guo warnt diese Gruppe besonders vor möglichen genverändernden Wirkungen. Sie erklärt, falls Gene einmal verändert wurden, werden diese Veränderungen über die Generationen weitergegeben.35
Wir müssen unsere Kleinsten schützen. Es geht nicht nur um uns.
Vorrang hat der Mensch vor der Maschine
Der Paradigmenwechsel muss jetzt kommen! Sorgen um den Fachkräftemangel beherrschen die Chefetagen. Eine Studien-Review aus Australien36, welche das deutsche Bundesumweltministerium finanzierte, zeigt sehr deutlich, dass die Atemluft in Büros wenig belastet ist. Der einzig relevante Eintrag von Feinstaub entsteht durch Laserdrucker. Eine Risikobewertung festzulegen, damit Mitarbeiter gesund und produktiv arbeiten können, ist nur möglich, wenn man die Risiken kennt!
Können wir es uns leisten, dass die Mitarbeiter durch schlechte Luft im Innenraum ihre Leistungsfähigkeit einbüßen und sogar dauerhaft krank werden? Wir haben es jetzt in der Hand und können es vermeiden!
Wir müssen den vorgeschlagenen Weg des Arbeitsministeriums zum „Büro 4.0“ schnellstmöglich einschlagen. Dafür müssen gesetzlichen Regelungen für Innenraumluftqualität geschaffen werden. Eine Gesetzesinitiative des Arbeitsministers Hubertus Heil zur mobilen Arbeit liegt vor mit einem Rechtsanspruch auf Home-Office. Die Regelungen des Arbeitsschutzes sollen hier unberührt bleiben und auch bei mobiler Arbeit gelten.37
Ein Laserdrucker in den Privaträumen neben dem Kinderzimmer oder der Küche? Das kann nicht im Sinne dieser durchaus guten Gesetzesinitiative sein. Das geht gar nicht!
Es wird Zeit, dass sich was dreht
Es besteht die einmalige, außergewöhnliche Chance, gute Regeln zu schaffen, um die Umwelt, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Erwerbstätigen, ihrer Familien und der Schwächsten unserer Gesellschaft (Kinder und alte Menschen) zu schützen.
Wir alle profitieren davon, denn weniger Feinstaub in Innenräumen sorgt für eine gesündere Atemluft für alle Menschen, besonders unter dem Aspekt einer Pandemie. Die Luft im Büro oder Home-Office wird nachhaltig verbessert werden.
Mitarbeiter werden weniger Gesundheitsgefahren ausgesetzt sein. Sie werden durch bessere Atemluft weniger oft krank und dafür produktiver sein.
Der Zusammenhang von Atemluft und Leistungsfähigkeit ist wissenschaftlich mindestens bei Sportlern sehr gut untersucht und unstrittig.
Profitieren werden alle Seiten. Das ist sicher!
Autorin: Heike Krüger
Vorstands-Vorsitzende nano-Control, Internationale Stiftung
Atmen heißt Leben – Schutz vor Feinstaub aus dem Laserdrucker
Weitere Informationen
www.nano-control.org und www.lifepr.de/...
Literaturverzeichnis
[1] landeszeitung.de. Laserdrucker: Studenten machen auf Gefahren aufmerksam
[2] Environ Sci Technol. 2011 Sep 15;45(18):7819-25. doi: 10.1021/es201590q. Epub 2011 Aug 25.
XRF-analysis of fine and ultrafine particles emitted from laser printing devices
[3] stern.de. 28.07.2006. Dicke Luft im Wohnzimmer
[4] zdnet.de. Björn Greif 04.12.2012. Niedersachsens Justiz verschrottet 4.033 Samsung-Drucker wegen Feinstaubbelastung
[5] Electrostatic fine particles emitted from laser printers as potential vectors for airborne transmission of COVID-19. Shanshan He·Jie Han. Published July 31,2020 doi:10.1007/s10311-020-01069-8
[6] Pilotstudie: Evaluierung möglicher Beziehungen zwischen Emissionen aus Büromaschinen,
insbesondere aus Fotokopierern und Laserdrucken, und Gesundheitsbeeinträchtigungen
bzw. Gesundheitsschäden bei exponierten Büroangestellten UFO-Plan FKZ 705 62 449; im Auftrag des Bundesinstitutes für Risikobewertung,
Gminski und Mersch-Sundermann, Umweltmedizin in Forschung und Praxis 11 (2006) 269-3
[7] Investigations on cytotoxic and genotoxic effects of laser printer emissions in human epithelial A549 lung cells using an air/liquid exposure system.
Tang, T., Gminski, R., Könczöl, M., Modest, C., Armbruster, B., and Mersch-Sundermann, V. (2012b). Environ. Mol. Mutagen. 53, 125–135.
[8] Warum ist Feinstaub schädlich für den Menschen?
[9] ntv 18.05.2003 Gift im Toner nachgewiesen
[10] Jonas L: Tonerstaub kann Krebs verursachen, Informationsdienst der Wissenschaft, 2008-10-2
[11] Air Pollution and Cancer, International Agency for Research on Cancer, IARC Scientific Publications; 161, 2013-177
[12] bmuv.de. Pressemitteilung 22.01.2009. BMU und BITKOM koordinieren Forschung zu Partikelemissionen aus Laserdruckern und -kopierern.
[13] An Investigation into the Characteristics and Formation Mechanisms of Particles Originating from the Operation of Laser Printers, Environ. Sci. Technol. 2009, 43, 4, 1015–1022
[14] euro.who.int WHO guidelines for Indoor Air Quality
[15] UBA (2017). Feinstaub in Innenräumen. Umweltbundesamt. Verfügbar unter https://www.umweltbundesamt.de/....
[16] Luftverschmutzung als Kofaktor bei Covid-19-Sterbefällen, 27.10.2020
https://www.mpg.de/...
17] ict-channel.com Martin Fryba 20. September 2013 Justiz Niedersachsen setzt auf Tinte statt Laser Epson bewegt Behörden zum Umdenken
[18] Niedersächsischer Landtag 23.04.2013 Kleine Anfrage 17/397– Neukauf von Druckern in der Landesverwaltung
[19] BAuA September 2009 Tonerstaubbelastung am Arbeitsplatz vermeiden
[20] bgrci.de Gefahrstoffinformationen Tonerstaub
[21] baua.de 2011 Studie Forschung M. Roller Projekt F 2043 Bedeutung von In-vitro-Methoden zur Beurteilung der chronischen Toxizität und Karzinogenität von Nanomaterialien, Feinstäuben und Fasern
[22] Idw 14.02.2011 Mit Sicherheit drucken und kopieren, Jörg Feldmann Pressestelle Bundesanstalt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin
[23] DGUV Pressemitteilung 28.05.2014 Laserdrucker eher in separaten Räumen betreiben
[24] Unfallkasse Nordrhein-Westfalen 2015 Aufstellen von Druckern und Kopierern in Büros
[25] www.bayfor.org/...
[26] Pirela, S., Martin, J., Bello, D., & Demokritou, P. (2017). Nanoparticle exposures from nano-enabled tonerbased printing equipment and human health: state of science and future research needs. Critical Reviees in Toxicology, 47(8), S. 683-709.
[27] research.qut.edu.au October 2019 Lidia Morawska et al. White Paper: Ambient ultrafine particles: evidence for policy makers
[28] Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Wissenschaftlich diskutierte biologische und gesundheitliche Wirkungen hochfrequenter Felder, https://www.bfs.de/...
[29] Radiofrequency at 2.45 GHz increases toxicity, pro-inflammatory and pre-apoptotic activity caused by black carbon in the RAW 264.7 macrophage cell line, Science of The Total Environment, Volume 765, 15 April 2021
[30] nano-control.org. Gesundheitliche Schäden - Symptome
[31] Deutsches Netzwerk Büro e. V. 16. 06.2016 Zu trockene Luft im Büro!
[32] freepatentsonline.com 27.07.2017 TONER UND EXTERNES ADDITIV FÜR TONER
[33] www.nano-control.org/... abgerufen
[34] Air pollution and child health Prescribing clean air Summary, World Health Organization 2018,
https://apps.who.int/...
[35] sciencedaily.com 27.02.2020 Nancy Lan Guo, Printer toner linked to genetic changes, health risks in new study
[36] Airborne particles in indoor environment of homes, schools, offices and aged care facilities: The main routes of exposure, Volume 108, November 2017, Pages 75-83
[37] faz.net 12.01.2022 Auch nach der Pandemie : Arbeitsminister Heil plant Rechtsanspruch auf Homeoffice