Erste Untersuchungen von Wissenschaftlern bestätigen die Beobachtungen der Nationalpark- Wattführer. Wie zu erwarten war, haben viele Muscheln und Wattwürmer den harten Winter nicht überlebt. Im Bereich zwischen Nordstrand und Pellworm sind einige Miesmuschelbänke komplett verschwunden, auf anderen siedeln weniger Muscheln als üblich. Im Lister Tief sehen die Austernbänke von weitem zwar normal aus, doch bei genaueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass bis zu 80 Prozent der Austern auf einzelnen Bänken abgestorben sind. Das ist jedoch kein Grund zur Besorgnis. Die Natur wird sich bald erholen, Larven und kleine Muscheln werden schnell wachsen.
Auch die Vögel haben Nachholbedarf. Austernfischer auf der Hamburger Hallig zum Beispiel haben zwei Wochen später angefangen zu brüten als üblich.
Bei den Seehunden ist die Situation noch unklar. Ein erster Erkundungsflug Anfang Juni hat gezeigt, dass einige Bänke, auf denen normalerweise viele Seehunde liegen, noch nicht besetzt sind. Auch wurden nur relativ wenige Jungtiere im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gesichtet, weniger als 200. Da aber noch vor dreißig Jahren die Hauptsaison für die Geburt der jungen Seehunde erst Ende Juni bis Anfang Juli war, hoffen die Wissenschaftler, dass die Natur auch hier in den nächsten Wochen den zeitlichen Rückstand aufholen wird.
Umso dringlicher bittet die Nationalparkverwaltung die Gäste, jetzt Rücksicht auf die Natur zu nehmen, Brut- und Rastgebiete für Vögel nicht zu betreten und Abstand zu Seehunden zu halten.