Nationalparke
Nationalparke repräsentieren in Deutschland ein nationales Naturerbe. Sie sind gemäß § 24 BNatSchG "einheitlich zu schützende Gebiete, die großräumig und von besonderer Eigenart sind, in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen und sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet."
Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. Wirtschaftliche Nutzungen der natürlichen Ressourcen durch Land-, Forst-, Wasserwirtschaft, Jagd oder Fischerei sind folglich weitgehend auszuschließen, beziehungsweise nur unter strikten Vorgaben der Naturschutzbehörden möglich. Nationalparkregionen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs und tragen nachweislich zum Tourismusaufkommen bei. Die Mehrzahl von Befragten akzeptiert dabei Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit in sensiblen Gebieten. Derzeit gibt es in Deutschland 14 Nationalparke mit einer Gesamtfläche von 962.051 Hektar.
Der Nationalpark Hainich umfasst ungefähr 7.513 Hektar und wurde 1997 auf dem ehemaligen GUS-Truppenübungsplätzen Kindel und Weberstedt gegründet. 94 Prozent des Nationalparks sind Eigentum des Landes Thüringen, 6 Prozent gehören den umliegenden Kommunen. Der Hainich ist ein Muschelkalk-Höhenzug mit einer Höhenlage zwischen 225 bis 500 Meter über N.N. Sein Kennzeichen sind die für Mitteleuropa typischen Laubwälder. Der Hainich weist ein großes Spektrum von Buchenwaldgesellschaften auf, in denen neben der Rotbuche auch zahlreiche andere Laubbaumarten, wie Eschen, Ahorne, Linden und die seltene Elsbeere vorkommen. Seine Wälder umfassen 5.300 Hektar und sind damit die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands. Davon sind 65% Buchenmischwälder , 6 % Eichen-Hainbuchenwälder bzw. Eichenmischwälder, 2 % Feucht- und Schluchtwälder, 17 % Pionierwälder, 2 % naturferne Forste (Kiefern-, Fichtenforste) und 8 % kulturbestimmte Laubwälder. Die übrigen Flächen (etwa 2.200 Hektar) bestehen unter anderem aus Wiesen, Weiden und Gebüschen. Besondere Arten im Hainich sind:
- Wildkatze
- Schwarzstorch
- Grauammer
- Mittelspecht
- Nordische Moosjungfer
- Gelbbauchunke
- Hylas-Bläuling
- rund 500 Holzkäferarten
Von den FFH-Arten (Arten der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie nach dem Bundesnaturschutzgesetz) leben im Hainich Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, Mopsfledermaus, Gelbbauchunke, Große Moosjungfer, Abbiss-Scheckenfalter, Schmale Windelschnecke und die Helm-Azurjunfer.
25 Ranger, die sogenannte Nationalparkwacht, kümmern sich um die etwa 350.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr und machen einen wesentlichen Teil der 206 Arbeitsplätze aus, die durch den Nationalpark geschaffen wurden.
Der zentrale Anziehungspunkt ist ein einzigartiger Baumkronenpfad, der die Hainich-Besucherinnen und -Besucher in einen sonst unzugänglichen Bereich des Nationalparks, einen "Urwald mitten in Deutschland", führt. In den Bäumen in 44 Meter Höhe schlängeln sich Pfade durch die Baumkronen und bieten faszinierende Einblicke in einen ungewöhnlich artenreichen Lebensraum.
Der Hainich ist Teil der deutschen Nominierung zum Buchenwald-Weltnaturerbe. Allerdings gibt es auch noch Problemen, die gelöst werden müssen. Als ehemaliger Truppenübungsplatz ist die vorhandene Munition zwar entschärft, die komplette Beräumung wird allerdings erst 2011 abgeschlossen sein. Auch das vorhandene Damwild soll als nichtheimisches Wild aus dem Park entfernt werden, um die ursprüngliche Fauna wiederherzustellen.