Der DNR sieht die Zukunft der Landwirtschaft nach wie vor in der Lebensmittelproduktion. Diese müsse aber im Einklang mit der Natur und dem Tierschutz stehen. Für eine entsprechende Qualität sind auch angemessene Preise gerechtfertigt. Beim großflächigen Anbau von Energiepflanzen bestehe die Gefahr von Monokulturen und einem erhöhten Biozideinsatz. Die zunehmende Flächenkonkurrenz zwischen Lebensmittel- bzw. Bioenergieproduktion könnte die Spannungen zwischen Nord und Süd noch forcieren.
Hohe Wertigkeit von Produkten des Öko-Landbaues
Angesichts der angekündigten deutlichen Preissteigerungen bei Lebensmitteln forderte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen die Verbraucher auf, den hohen Wert von Produkten aus dem Öko-Landbau zu erkennen und diese verstärkt nachzufragen. Deutschland liege mit einem Anteil der Haushaltsausgaben für Lebensmittel von 11 % am untersten Ende in Europa. Zu einem nachhaltigen Lebensstil gehören nach Ansicht des DNR an allererster Stelle der Einkauf von Produkten des Öko-Landbaus möglichst aus der eigenen Region. Zur Unterstützung der im DNR vertretenen Umweltverbände mit ihren über 5,5 Mio Einzelmitgliedern bildet der DNR seit drei Jahren Bio-Botschafter aus, die zu allen Fragen des Öko-Landbaus Ansprechpartner sind.
Bioboom geht an deutschen Erzeugern vorbei
Mit nur 2,3 % ist der Zuwachs der ökologisch bewirtschafteten Fläche in Deutschland 2006 auf einem historischen Tiefststand angekommen. Dagegen lag das Marktwachstum im gleichen Zeitraum bei 16-18 %. Die Zahl der registrierten Importeure von Bioprodukten erhöhte sich um 16,8 %. „Das Wachstum geht bereits im Dritten Boomjahr an der heimischen Landwirtschaft vorbei. Von den Zuwächsen am Biomarkt in Deutschland profitieren klar die Biobetriebe aus dem Ausland“, so Gerald Wehde, von Bioland. Heimische Bioprodukte werden immer mehr zur Mangelware. Auch für 2007 wird keine ausreichende Umstellungsquote in Deutschland erwartet. Ein Hauptgrund ist die nicht leistungsgerechte Honorierung dieser umweltverträglichen Wirtschaftweise. Fast alle Bundesländern hatten im Jahr 2007 die Prämiensätze für den Biolandbau gekürzt und damit den Umstellungsanreiz für konventionelle Landwirte drastisch reduziert. Die deutschen Biolandwirte verlieren daher im Wettbewerb mit den anderen europäischen Biobauern immer mehr an Boden.
Die Agrarpolitiker in Bund und Ländern müssen endlich positive und verlässliche Signale für eine Umstellung auf Biolandbau senden, fordern die Verbände. Zudem müssen sich Bund und Länder auf Sofortmaßnahmen zur Stärkung des Biolandbaus in Deutschland verständigen:
1. Anhebung der Öko-Prämien für Biobetriebe
2. Einen erhöhten Fördersatz für Ökobetriebe bei der Agrarinvestitionsförderung von 40 Prozent (25 Prozent Regelförderung)
3. Dauerhafte Fortführung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) und eine Aufstockung der Mittel auf 20 Millionen Euro ab 2008.
Gentechnikgesetz muss nachgebessert werden
Nach einer GfK-Studie vom März 2007 lehnen 75 Prozent der Verbraucher Gentechnik in Lebensmitteln ab. Deutschland ist deswegen bis auf den Anbau von Praxis- und Erprobungsflächen (ca. 2700 Hektar) von Bt-Mais praktisch gentechnikfrei. „Der vom Kabinett verabschiedete Entwurf zum neuen Gentechnikgesetz muss dringend nachgebessert werden, damit konventionelle wie Öko-Bauern in Deutschland weiter ohne Gentechnik erzeugen können“, erläutert Steffen Reese, Geschäftsführer von Naturland e.V.
Handlungsbedarf besteht u.a. in folgenden Punkten:
1. Abstandsregelungen wie beim Mais erhöhen und koexistenzunfähige Pflanzenarten wie Raps ausschließen.
2. Haftungsregelung auch für Verunreinigungen unter 0,9 Prozent einführen, damit die Verursacher und nicht die Bauern zahlen müssen, die gentechnikfrei erzeugen wollen.
3. Keine Sonderabsprachen zwischen Nachbarn ermöglichen. Abstände und Schutzmaßnahmen müssen ohne Wenn und Aber für alle gelten.
Energie aus Biomasse
Der Klimawandel ist gegenwärtig und spürbar. Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft muss auch künftig die Erzeugung hochwertiger, ökologischer Lebensmittel bleiben. Dennoch ist die Energiegewinnung von Biogas aus Biomasse ein wichtiger Bestandteil einer zukünftigen Energieversorgung. Allerdings sind mit der aktuellen Entwicklung eine Vielzahl von Problemen verbunden, wie dem zusätzlichen Maisanbau. Folgen sind umweltproblematische Entwicklungen wie der verstärkte Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger sowie die Grünlandintensivierung oder die Verengung von Fruchtfolgen.
„Biogas muss sich seinen Namen noch verdienen und tatsächlich ökologisch werden!“ stellt Hans Hohenester, Naturland Bauer und Vorsitzender des Naturland Präsidiums fest. Daher besteht Handlungsbedarf für eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG):
1. Ausschluss von Umweltbelastungen und Risikotechnologien in der Energieerzeugung mit Biomasse (keine Pestizide, Kunstdünger, Gentechnik).
2. Absolute Priorität auf die energetische Nutzung von Biogas aus Reststoffen, Gülle, Bioabfall, Landschaftspflege etc.
3. Schaffung eines Bonus für Öko-Betriebe für Biogas-Anlagen, deren Produktion der Biomasse nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus betrieben wird.