"Die Festsetzung dieser gewaltigen Anteile ist unrealistisch, wenn man gleichzeitig auch im Wärme- und Strombereich auf hohe Biomasseanteile setzt. Darüber hinaus vermissen wir neben Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz im Verkehrsbereich strenge Umweltauflagen zur Herstellung von Biokraftstoffen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Bundesregierung setze besonders auf Biokraftstoffe der so genannten "Zweiten Generation“. Bislang sei aber nicht absehbar, wann diese überhaupt für den Markt produziert werden könnten. Die Annahme, dass bis zum Jahre 2020 mehr als jeder fünfte getankte Liter aus Biokraftstoffen stammen solle, sei nur dann realistisch, wenn insgesamt deutlich weniger Kraftstoff verbraucht werde. Im Verkehrsbereich drücke sich die Bundesregierung jedoch vor notwendigen Effizienzrahmenbedingungen, sowohl bei Vorgaben für Pkw-Neufahrzeuge als auch der Entwicklung eines klimaverträglicheren Güterverkehrs. Insbesondere im Verkehrssektor sei der effektivste Klimaschutz durch Effizienzsteigerungen an den Fahrzeugen sowie durch Vermeidung und Verlagerung von Transporten zu erreichen.
Der NABU warnte hinsichtlich des jüngsten Taktierens Brasiliens davor, das Heil im Import von Biokraftstoffen aus Drittländern zu suchen. "Während Präsident Lula da Silva in Brüssel Brasilien als zukünftige Quelle des europäischen Kraftstoffbedarfs anpries, hat seine Delegation auf der Vorbereitungstagung zur Konvention über biologische Vielfalt in Paris alle Forderungen nach Zertifizierungsstandards und Kohlendioxid-Bilanzen von Biokraftstoffen blockiert. Von Bio kann hier keine Rede mehr sein“, kritisierte Miller. Beim Anbau der Agrotreibstoffe in Brasilien, Indonesien und Malaysia und der damit oft einhergehenden großflächigen Zerstörung von Regenwäldern und Feuchtgebieten werde mehr Kohlendioxid freigesetzt als beim Einsatz der Kraftstoffe eingespart werde. "Da wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben“, warnte Miller.