Der Studie nach wird das Klima im Verlauf des 21. Jahrhunderts viele Vogelarten dazu zwingen, in andere Gebiete zu wandern. Für einige Arten wird dies allerdings schwierig sein. In Verbindung mit anderen Gefährdungsfaktoren erhöht sich ihr Risiko, in Europa auszusterben.
Die auf Klimamodellen fußende Studie sagt voraus, dass sich die Brutgebiete der Vögel durchschnittlich um etwa 550 Kilometer nach Nordosten verlagern und um rund 20 Prozent schrumpfen werden, wenn wirksame Sofortmaßnahmen gegen den Klimawandel ausbleiben. Manche Arten könnten bis zum Jahr 2100 vollständig aus ihren heutigen Brutgebieten verschwinden. Die größten Verluste drohen arktischen und alpinen Arten sowie Vögeln der Iberischen Halbinsel. Für einige Arten, die nur punktuell in Europa vorkommen, könnte der Klimawandel das Aus bedeuten.
Viele der Ergebnisse untermauern Trends, die sich schon heute abzeichnen. So wird vorhergesagt, dass einige wärmeliebende Arten wie Bienenfresser, Wiedehopf und Zwergohreule, die sich bereits nordwärts ausbreiten, gegen Ende des Jahrhunderts in weiten Teilen Deutschlands vorkommen könnten. Umgekehrt wird es aber auch Verlierer geben wie den heute noch häufigen Fitis, den Trauerschnäpper oder die Bekassine, deren potenzielle Brutgebiete deutlich schrumpfen werden.
Doch nicht allein die Veränderungen von Temperatur und Niederschlag werden darüber entscheiden, wo Vogelarten tatsächlich noch geeignete Lebensräume vorfinden werden. Entscheidend wird sein, ob die neuen Klimazonen von den Vögeln erreicht werden können und ob die künftige Vegetation und Landnutzung in potenziellen Verbreitungsgebieten eine Ansiedlung überhaupt ermöglichen.
Die Studie zeigt auch Wege auf, wie diesen Herausforderungen begegnet werden kann. Einen wichtigen Baustein bildet das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000. Die darin enthaltenen Gebiete müssen besser geschützt, gemanagt und miteinander vernetzt werden. So können sie das Rückgrat der Biologischen Vielfalt bilden und die erwarteten Veränderungen durch den Klimawandel abpuffern. Gleichzeitig muss auch die übrige Landschaft *Trittsteine" bieten, die den Arten einen *Umzug" erlauben. *Der Klimaatlas hilft uns, Auswirkungen des Klimawandels auf Vogelarten besser abschätzen zu können. Schutzmaßnahmen lassen sich dadurch rechtzeitiger und vorausschauender planen und dann hoffentlich auch mit Erfolg umsetzen", so das Fazit von Ludwig Sothmann, dem Vorsitzenden des LBV.